Zwischen Geldsorgen und Naturschönheiten: der Esslinger Kreischef Eininger bei seiner „Wutrede“ im Naturschutzzentrum Foto: Horst Rudel

Im Schopflocher Naturschutzzentrum wurde eine Wanderausstellung des Unesco-Geoparks Schwäbische Alb eröffnet. Doch statt der Exponate stand die mangelnde Finanzierung des Parks im Vordergrund.

Schopfloch - Normalerweise erzieht die Beschäftigung mit der Millionen von Jahren umfassenden Erdgeschichte und die Betrachtung faszinierender Fossilien unterschiedlichster Ausprägungen zur Gelassenheit gegenüber tagesaktueller Probleme. Und so stellte sich auch ein reichlich herbeiströmendes fachkundiges Publikum wohl auf etliche unbeschwerte und kurzweilige Stunden ein, als jetzt im Schopflocher Naturschutzzentrum (NAZ) eine Wanderausstellung des Geoparks Schwäbische Alb ihre erste Station bezog, ergänzt um zwei Vitrinen mit Fossilienexemplaren aus dem Fundus des Sammlers Gerhard Feller aus Ochsenwang.

Aber es kam zunächst alles ganz anders: Kaum hatte der Esslinger Landrat Heinz Eininger als Vorsitzender der vom Kreis und Land getragenen Zentrumsstiftung seine Dankadressen an den Mitarbeiterstab um Geschäftsführerin Franziska Harich und die ehrenamtlichen Helfer abgestattet sowie die Glanzlicher des Geoparks herausgestellt, brachte Eininger eine Gelbe Karte der UNESCO ins Spiel. Sie ist laut dem Park-Geschäftsführer Siegfried Roth das Ergebnis einer Mängelliste, die eine Evaluation im vergangenen Jahr ergab: Zu wenig Geld und zu wenig Personal, ein fehlendes Besucherlenkungskonzept und ungenügende „Sichtbarkeit“ des Geoparks wegen fehlender Hinweis- und Informationsschilder, zu wenig Aktivitäten vor Ort und unzureichende Kooperation auf internationaler Ebene. Bis zur Nachbewertung in zwei Jahren, so die Vorgabe, sollen die Scharten ausgewetzt sein.

„Schaufenster für das ganze Land“

Und flatterte für Eininger als Chef eines der zehn Mitgliederlandkreise des Parkvereins schon die gelbe Karte „einigermaßen überraschend“ ins Haus, wie er sagte, so hätten die zu drei Landesministerien ausgestreckten Finanzfühler gar das „Stoppsignal Rot“ ergeben. Nach Auskunft aus dem Landwirtschaftsministerium, so der Landrat, würde es „nicht in die Förderstrategie passen“, dem Geopark finanziell unter die Arme zu greifen.

Führt für den Esslinger Kreischef nach diesen Erfahrungen kein Weg daran vorbei, dass „man sich in Stuttgart mal Gedanken macht, wie die Alb einzuordnen und zu sehen ist“, so verwies Geopark-Vorsitzender Markus Möller, Erster Landesbeamter im Alb-Donau-Kreis, in seinem Grußwort darauf, dass der Park „nicht nur ein Schaufenster für die Region, sondern für das ganze Land“ sei. Um diesen Anspruch aber einzulösen, fehle bis dato eine angemessene Grundfinanzierung, sagte Möller. Auf Nachfrage hieß es, man erwarte vom Land 145 000 Euro für das Jahresbudget. Dies entspricht dem Betrag, den die zehn Landkreise innerhalb des Geoparks Schwäbische Alb derzeit aufbringen.

Die zehn Sparkassen der Mitglieds-Lankreise steuern zusammen 20 000 Euro für die Ausstellung bei, 10 000 Euro kommen von der Toto Lotto GmbH. Und mit 20 000 Euro im Jahr unterstützt der Industrieverband Steine und Erden die Arbeit des Geoparks.

Auch an Personal mangelt es

Es gehe nicht an, dass man wie auch im Falle des Geoparks die Kosten „immer nach unten weiterreicht“, beschloss Heinz Eininger unter Beifall des Publikums seine von ihm selbst als „Wutrede“ apostrophierten Anmerkungen. Applaus bekam abschließend auch der Geschäftsführer Roth für eine temporeiche und temperamentvolle Tour d’horizon durch die Erdgeschichte und ihre vielseitigen Zeugnisse, von denen sich speziell im Kreis Esslingen zahlreiche markante Relikte etwa zum Jurameer oder zum Vulkanismus finden. Mit Blick auf die „steinreiche“ Alb und das Bohnerzvorkommen in Teilen des Landes wies Roth auf industrielle Entwicklungen hin, die bis heute Bestand haben.

Auch der Geschäftsführer sieht das „Kardinalproblem“ des Parkgebildes im Mangel an Geld und Personal. Zu den derzeit zwei Stellen müssten noch drei bis vier Mitarbeiter für Projekt- und Bildungsmanagement sowie die Öffentlichkeitsarbeit kommen. Der in wenigen Wochen geplante Umzug der Geschäftsstelle vom Münsinger Alten Lager nach Schelklingen (Alb-Donau-Kreis) könnte da jetzt schon in eine bessere Zukunft weisen: Am neuen Standort gibt es nämlich ausreichend Platz für weitere Mitarbeiter.

Ausstellung und Infos

Die Wanderschau „Faszination Erdgeschichte“ des Geoparks Schwäbische Alb ist bis zum Sonntag, 15. April, im Schopflocher Naturschutzzentrum zu sehen. Auf illustrierten Schautafeln werden unter anderem die großen Epochen der Urzeit dargestellt. Aber es geht auch um Fragen, die bei dem einen oder anderen zurück in die Kindheit führen – etwa die, was rabenschwarze Zugsalbe und 180 Millionen Jahre alte Meeresbewohner verbindet. Hinzu kommt noch eine sehenswerte Fossilienschau. Sie geben Auskunft über die damalige Pflanzen- und Tierwelt.

Die Ausstellung im Naturschutzzentrum Schopflocher Alb lässt sich idealerweise mit Exkursionen zu herausragenden Relikten der Erdgeschichte unmittelbar in der Umgebung von Schopfloch kombinieren.

Weitere Infos gibt’s hier: www.naturschutzzentren-bw.de