Viele Besucher des Wochenmarkts in Stuttgart kaufen ihre Lebensmittel mit Maske ein. Wir haben uns umgehört, was die Bürger von den Corona-Regeln halten. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Eine Umfrage in der Stuttgarter Innenstadt zeigt: Viele Bürger finden die Hygienemaßnahmen angesichts steigender Coronainfektionen angebracht. Es gibt aber auch Kritik an Details.

Stuttgart - Noch hat Stuttgart die Latte nicht gerissen: Am Freitagnachmittag betrug die 7-Tage-Inzidenz, also die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus innerhalb der letzten sieben Tage pro 100.000 Einwohner, bei 41,2. Der kritische Schwellenwert liegt bei 50 Neuinfektionen je 100.000 binnen sieben Tagen – für Stuttgart ist das eine Obergrenze von 307 neuen Fällen in diesem Zeitraum. Ist diese überschritten, folgt ein Notfallmechanismus mit Maßnahmen.

Dann gilt etwa, so verkündete Oberbürgermeister Fritz Kuhn, innerhalb des Cityrings in Stuttgart-Mitte Maskenpflicht im öffentlichen Raum – und für Besprechungen im Rathaus. Er appellierte an Arbeitgeber in Stuttgart, wo möglich, mehr Homeoffice anzubieten. Zudem soll der Unterrichtsbeginn flexibler gestaltet werden, um den öffentlichen Nahverkehr zu entlasten.

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Viele der Bürgerinnen und Bürger, die sich in der Innenstadt von Stuttgart dazu äußerten, stehen hinter den Maßnahmen. Sie begrüßen, dass laut Politik ein weiterer Lockdown vermieden werden soll, Schulen und Kitas möglichst offen blieben. „Die Maskenpflicht ist für mich der geringste Aufwand, man muss Präventionen treffen“, sagt eine in Stuttgart lebende Mutter.

Auch mit der Personenzahl bei Feiern könne sie leben. „Schwieriger ist die Entflechtung der Anfangszeiten in der Schule. Ich habe mehrere Kinder, das gestaltet sich komplex, alle auf den Weg zu kriegen und mit Beruflichem in Einklang zu bringen.“

Auch Jochen treibt dieses Thema um. Den ganzen Sommer habe die Regierung Zeit zum Planen gehabt, um Schulen während der Corona-Pandemie sinnvoll zu aufzustellen, sagt der Lehrer. „Ich stehe hinter allen Maßnahmen. Gut, dass man jetzt keine Schulen schließen und den Lockdown vermeiden will. Aber warum hat man die Sommerzeit verstreichen lassen?“ Es sei doch klar gewesen, dass die Zahlen im Herbst wieder ansteigen. „Jetzt kommt eine enorme organisatorische Herausforderung auf Eltern und Schulen zu.“ Eine Seniorin daneben nickt: „Ich unterstreiche alles.“

Abstand halten von den Großeltern

Julian ist Anfang 30 und im Prinzip einverstanden mit den Maßnahmen. „Das sind ja keine Maßregelungen. Es ist vor allem ein Appell an alle, Verantwortung für uns und andere zu übernehmen. Darauf kommt es doch an.“

So sieht das auch eine junge Stuttgarterin. Generell seien die Maßnahmen wichtig, allerdings stecke der Teufel im Detail. „Maskenpflicht, ok“, so die junge Frau. „Draußen an der Luft fühle ich mich eigentlich sicher.“ Es komme auf die Abstände an. „Man sollte die Leute bei ihrer Eigenverantwortlichkeit packen, vor Ort Dinge sinnvoll umzusetzen.“ Das bedeute aber auch, bei illegalen Partys zu kontrollieren.

Der 19-jährige Adi und 21-jährige Joschi aus der Schweiz sind überrascht, wie viele Menschen im Freien eine Maske tragen. „Auch in der Schweiz steigen die Zahlen. Aber es geht lockerer zu, die Bestimmungen wechseln von Kanton zu Kanton, manches ist widersprüchlich.“ Warum Maske beim Gehen durchs Restaurant tragen, am Tisch dann nicht? Es sei halt wichtig, die Risikogruppen nicht zu gefährden. „Ich halte von meinen Großeltern Abstand“, so Adi. „Unter Freunden mischt man sich eher.“