In der Bundesliga steht der slowenische Nationalkeeper Miljan Vujovic für den TVB Stuttgart zwischen den Pfosten. Foto: Baumann/Alexander Keppler

Vor allem krankheitsbedingt konnte Miljan Vujovic bisher noch nicht für Slowenien bei der EM im Tor stehen. Der 23-Jährige spricht über den Einzug seines Teams in die Hauptrunde, seine TVB-Kollegen bei der EM und eine kuriose taktische Variante.

Miljan Vujovic ist ein gut gelaunter junger Mann, der viel und gerne lacht. In den Tagen der Handball-EM in Berlin tat er das auch immer wieder. Zumal sein Team, die slowenische Handball-Nationalmannschaft, mit drei Siegen gegen Färöer, Polen und Norwegen verlustpunktfrei die Hauptrunde erreicht hat. „Durch den Erfolg gegen Norwegen ist jetzt sogar das Halbfinale drin, doch vor allem gegen Dänemark und Schweden wird es nun ganz, ganz schwer“, sagt der 23-Jährige, der in der Bundesliga seine Brötchen beim TVB Stuttgart verdient. Die weiteren Gegner in der Hauptrunde heißen Niederlande und Portugal.

Doch ein weinendes Auge hatte Vujovic zuletzt auch. Beim Auftaktspiel blieb er krank im Hotel – und auch in den folgenden beiden Partien kam er nicht zum Einsatz. „Ich brenne auf meinen Einsatz, möchte unbedingt diese grandiose EM-Atmosphäre auf dem Feld aufsagen“, sagt er, und gibt sich selbstbewusst: „Ich rechne schon damit, dass mich unser Coach noch bringt. Aber er entscheidet, und mit Klemen Ferlin und Urban Lesjak haben wir nun mal auch zwei weitere sehr gute, erfahrene Torhüter.“

Dass Trainer Uros Zorman zunächst auf die beiden 33- und 34-Jährigen Keeper setzt, ist keine Riesenüberraschung. Für weitaus mehr Erstaunen sorgt eine kuriose taktische Variante: Anstatt in Überzahlsituationen mit sechs Angreifern gegen fünf Abwehrspieler zu agieren, blieb bei den Slowenen ein Spieler (oft der 2,03-m-Riese Borut Mackovsek) an der Mittellinie stehen – und die Offensive agierte in Gleichzahl. „Wir hatten Probleme im Sechs gegen Fünf, aber im Fünf gegen Fünf ohne Kreisläufer treffen wir fast immer“, erklärt Vujovic und liefert die Hintergründe nach: „Wir haben kleine und schnelle Spieler, mit Dean Bombac und Miha Zarabec sehr gute Spielmacher. Durch den taktischen Kniff, ohne unsere großgewachsenen Spieler, ist es für die Rückraumakteure einfacher, weil sie mehr Platz haben.“

Neben dem Raumgewinn in der Offensive bringt die ungewöhnliche Überzahl-Taktik auch einen defensiven Vorteil. Sollte der Ball im Angriff verloren gehen, kann der Tempogegenstoß des Gegners durch den „Libero“ in der eigenen Hälfte unterbunden oder zumindest um die oft entscheidenden Sekundenbruchteile behindert werden.

Blick auf TVB-Spieler

Für Vujovic und die Slowenen geht es nun in Hamburg weiter. Der Torwart wird dabei weiterhin auch einen Blick auf seine Kollegen vom TVB Stuttgart werfen, die ebenfalls bei der EM dabei sind. Seine bisherige Einschätzung: „Lukas Laube war vor allem beim Schweizer 26:26 gegen Frankreich überragend. Dass er nach seinen neun Toren zum Spieler des Spiels gewählt wurde, hat mich sehr gefreut. Die gleiche Auszeichnung bekam auch Daniel Fernandez, unsere kleine Rakete, bei Spaniens Kantersieg gegen Rumänien. Auch Egon Hanusz ist mit Ungarn in die Hauptrunde eingezogen. Und Kai Häfner wird durch sein EM-Baby bestimmt beflügelt. Es läuft also“, sagt der 23-Jährige – und lacht wie so oft, wenn man sich mit dem ehrgeizigen, gut gelaunten Keeper unterhält.