Streben mit dem TV Bittenfeld in die Handball-Bundesliga: Trainer Jürgen Schweikardt, Spielmacher Michael Schweikardt Foto: Baumann

An diesem Mittwoch (20 Uhr/Scharrena) startet Handball-Zweitligist TV Bittenfeld gegen den HSC 2000 Coburg in die restlichen 17 Saisonspiele. Die Chancen für einen Aufsieg stehen gut. Klappt es tatsächlich mit dem Sprung in die Bundesliga, müsste in die Mannschaft investiert werden, die Strukturen sind bereits jetzt erstligareif.

Stuttgart - Ausgangsposition: Nie war sie so gut wie diesmal. Gelingt gegen Verfolger Coburg ein Heimsieg (es gibt noch 200 Karten), wäre ein direkter Konkurrent um fünf Punkte distanziert. Zur Erinnerung: Drei Teams steigen am Ende direkt auf. Jürgen Schweikardt (34) lehnt es hartnäckig ab, weiter als bis zum nächsten Spiel zu schauen: „Ein Blick auf die Tabelle genügt, um die Bedeutung der Partie gegen Coburg zu erkennen. Das ist ein klassisches Vier-Punkte-Spiel“, sagt der Trainer und Geschäftsführer in Personalunion.

Umfeld: Seit der Rückkehr von Frisch Auf Göppingen in die Eliteliga 2001 war kein württembergischer Zweitligaclub so gut auf einen möglichen Sprung nach oben vorbereitet, wie der TVB. Sechs hauptamtliche Kräfte – darunter Jürgen Schweikardt und sein Vater Günter als Sportlicher Leiter – kümmern sich auf der Geschäftsstelle um die Belange der Handballer. „Der Verein ist hoch professionell organisiert“, lobt Hartmut Jenner, der Chef von Hauptsponsor Kärcher. Die Heimspiele, die seit der Saison 2012/13 in Stuttgart stattfinden, werden als attraktives Event mit erstklassigem Vip-Bereich präsentiert – und gut angenommen: Der aktuelle Zuschauerschnitt beträgt 2086.

Finanzen: Der Etat der ausgegliederten Handball GmbH liegt zwischen 1,0 und 1,5 Millionen Euro. Ein breite Pyramide mit 120 Sponsoren sorgt für eine gesunde finanzielle Basis. Im Falle des Aufstiegs würde der Etat um mindestens 50 Prozent erhöht werden. Da das Management und die Infrastruktur bereits auf Erstliganiveau sind, könnten zusätzliche Gelder komplett in die Weiterentwicklung der Mannschaft gesteckt werden.

Mannschaft: Um eine Etage höher konkurrenzfähig zu sein, müsste der Kader mit bundesligaerprobten Spielern verstärkt werden. Die Planspiele sehen drei, bis vier Neue vor: Wahrscheinlich einen Torwart, einen Kreisläufer und ein bis zwei Rückraumspieler. „Es ist noch schwerer drin zu bleiben, als aufzusteigen“, sagt Michael Schweikardt (31). Der Spielmacher weiß, wovon er spricht: Er bringt neun Jahre Erstligaerfahrung bei Frisch Auf Göppingen und MT Melsungen mit und hält eine weitsichtige Planung für unabdingbar: „Obwohl wir es zweigleisig angehen müssen, sollten wir frühzeitig die personellen Weichen stellen – und bei einem Aufstieg nicht im Laufe der Saison Spieler nachverpflichten.“ Das Bundesliga-Schlusslicht SG BBM Bietigheim ist diesbezüglich ein abschreckendes Beispiel.

Trainer: Im März 2013 löste Jürgen Schweikardt seinen Vater als Coach ab und gab dem Team neue Impulse. Einiges spricht dafür, dass er die Doppelfunktion Trainer/Geschäftsführer auch in der Bundesliga beibehalten würde. „Der Aufwand würde nicht exorbitant ansteigen. Ich spüre den Rückhalt der Gesellschafter und der Mannschaft“, sagt Jürgen Schweikardt. Sein Bruder ergänzt: „Es läuft sehr gut. Ich sehe keinen Grund, im Erfolg etwas zu ändern.“

Ausblick: Der Verein fährt gut mit der Strategie, wenig vom Aufstieg zu reden, aber hinter den Kulissen alles professionell vorzubereiten. Die Chancen, es in dieser Saison zu schaffen, sind hoch, bei einem Erfolg gegen Coburg sogar sehr hoch. Und mit Sicherheit höher als in der neuen Runde, wenn vier Absteiger aus der Bundesliga direkt wieder nach oben wollen. Das Hallen-Duo Scharrena (2049 Plätze) und Porsche-Arena (6211 Plätze) bietet zudem optimale infrastrukturelle Bedingungen für die erste Liga.