Autos von Mitsubishi schlucken bis zu zehn Prozent mehr Sprit als auf dem Datenblatt angegeben. Foto: dpa

Mitsubishi Motors hat bei der Bestimmung des Durchschnittsverbrauchs gemogelt. Rund 625 000 Kleinwagen sollen bis zu zehn Prozent mehr Sprit schlucken als offiziell vom Konzern angegeben. Entsprechend höher fallen auch die Abgaswerte aus.

Peking - Wie in Japan üblich, gab es eine tränenreiche Entschuldigung: „Die beteiligten Mitarbeiter wollten, dass die Autos kraftstoffsparend wirken. Sie haben sich dazu der falschen Methoden bedient. Wir bereuen das zutiefst“, sagte Tetsuro Aikawa, der Präsident von Mitsubishi Motors. Dann verbeugten er und sein Managementteam sich. 625 000 Autos aus drei Modellreihen sind betroffen, allesamt Kleinwagen, die vor allem in Japan verkauft wurden. Japan durchleidet derzeit eine Kleinversion des Abgaswerteskandals, der den Volkswagen-Konzern und seine Kunden in Europa und den USA seit September beschäftigt. Am Donnerstag haben Beamte des japanische Transportministeriums Räumlichkeiten von Mitsubishi durchsucht, um Beweise für die Manipulation sicherzustellen. Nach dem Schuldeingeständnis ist jedoch klar, dass die Autos mehr verbrauchen als offiziell angegeben. Wenn die japanischen Testmethoden richtig angewendet werden, dann schlucken sie zwischen fünf und zehn Prozent mehr Sprit, als auf dem Datenblatt des Herstellers steht.

Skandal weit weniger dramatisch als bei VW

Nach Ansicht von Analysten ist der Mitsubishi-Skandal jedoch weniger dramatisch als der VW-Skandal. Die japanischen Kleinwagen enthalten anders als die betroffenen VW-Modelle keine aktive Betrugseinrichtung, um offizielle Tests zu täuschen. Es handelt sich mehr um das Versagen eines Systems der Selbstkontrolle, bei dem die Hersteller den Verbrauch ihrer Produkte nach standardisierten Methoden selbst messen dürfen. Auch das Ausmaß ist geringer. Bei VW sind weltweit elf Millionen Autos betroffen. Eines haben beide Skandale jedoch gemeinsam: Die Behauptung, besonders umweltfreundliche Autos herstellen zu können, gehörte zu den Grundfesten der Imagepflege – bei Mitsubishi wie auch bei VW.

Wie in Japan üblich, ergehen die Verantwortlichen sich nun in Demut und bekunden möglichst wortreich ihre Reue. Der Verzicht auf die Boni der Manager gehört in Japan ebenfalls immer dazu, um konkret Verantwortung zu übernehmen. Als Marktführer Toyota vor sechs Jahren weltweit acht Millionen Autos zurückrufen musste, war es Ehrensache für Firmenchef Akio Toyoda und sein Vorstandsteam, auf Zuschläge zu ihrem Grundgehalt zu verzichten. Dabei gehören sie zu den am niedrigsten bezahlten Automanagern weltweit. Einer Studie des Wirtschaftsdienstes Bloomberg zufolge liefern sie weltweit am meisten Gewinn für ihr Gehalt. Toyoda verdient jährlich rund zwei Millionen Euro.

Unternehmen hatte jahrelang rote Zahlen geschrieben

Der Verbrauchsskandal ist aber in jedem Fall ein schwerer Schlag für Mitsubishi Motors. Das Unternehmen hatte sich gerade erholt und wieder Gewinne erwirtschaftet, nachdem es seit den späten 90er-Jahren in einer Dauerkrise steckte. Das Unternehmen hatte damals Qualitätsmängel vertuscht. Zwischen 2001 und 2004 war der Daimler-Konzern bei dem japanischen Hersteller eingestiegen – als Teil seiner Strategie, ein Weltkonzern zu werden. Als immer neue Probleme auftauchten, ließen die Stuttgarter Mitsubishi fallen. Ohne eine Rettung durch ein ehemaliges Schwesterunternehmen, die Mitsubishi-Bank, gäbe es die Marke heute nicht mehr. Jetzt könnten neue Hilfen der Geldgeber nötig werden.