Im Plüderhäuser Wald geht es für Biker einmal mehr legal bergab. Foto: Gottfried Stoppel

Passend zur anstehenden Radsaison ist in Plüderhäusen eine neue legale Downhill-Strecke eröffnet worden. Nicht nur die Mountainbiker sind von dem Trail begeistert.

Die Fahrt durchs „Wohnzimmer“ hat es in sich: Gleich vom Start weg geht es steil bergab und auf schmalem Pfad kurvenreich durchs Gehölz – viele Sprünge, Steilkurven und eine ordentliche Portion Adrenalin inklusive. Der neue Mountainbike-Trail ist genau nach dem Geschmack der Downhill-Fans: „Heftig“, sagt Ralf Raddatz nach seiner ersten Probefahrt. „Aber richtig gut!“ Kurz verschnaufen und schon gibt der Auenwälder seinem Hightech-Drahtesel erneut die Sporen für seinen nächsten Ritt auf dem neuen, rund 420 Meter langen Trail mit dem gemütlichen Namen..

Mehrere Dutzend Mountainbiker sind dieser Tage in den Plüderhäuser Gemeindewald zur Eröffnung der neuen Strecke gepilgert, um dort ihren Stollenreifen die Kante zu geben. Der alte, enge Wanderweg, der ein Stück neben der Strecke verläuft und bislang von manchem Radler unerlaubt befahren wurde, kann künftig getrost und buchstäblich links liegen gelassen werden. Der „Wohnzimmer“-Trail hat mehr zu bieten, und wer ihn nutzt, bewegt sich darüber hinaus auf absolut legalem Weg.

Legale Mountainbike-Trails sind keine Selbstverständlichkeit

Dass es im Landkreis überhaupt legale Mountainbike-Trails gibt, ist keine Selbstverständlichkeit und einer besonderen Initiative des Kreisforstamtes zu verdanken. Dieses hatte im Jahr 2020 den „Runden Tisch Mountainbike“ ins Leben gerufen und führt seitdem verschiedene Nutzergruppen zusammen: Naturschützer, Wanderer, Jäger, Waldbesitzende und Mountainbiker. Alle arbeiten an einem Ziel: ein gutes Miteinander für die unterschiedlichen Nutzungen im Wald zu finden. Die Mountainbike-Trails im Gemeindewald in Plüderhausen wurden dabei gemeinsam von allen Projektbeteiligten entwickelt und durch das Forstamt genehmigt.

„Aktuell haben wir im Landkreis in elf Kommunen Trails von insgesamt 48 Kilometern Länge konzipiert, errichtet und freigegeben“, sagt Dagmar Wulfes, die Leiterin des Kreisforstamtes. Durch legale Trails könne die Nutzung und der Neubau illegaler Trails verhindert werden. „In Fellbach, wo wir die ersten legalen Trails freigegeben haben, gibt es aktuell keine illegalen Strecken“, sagt sie. Dadurch würden die Interessen von anderen Waldnutzenden sowie sensible Bereiche des Naturschutzes und die Ruhezonen von Tieren geschützt. „Wenn wir neue Trails freigeben, machen wir illegale Trails in der Nähe dicht und versperren sie“, ergänzt ihr Stellvertreter Ulrich Häußermann.

Landrat Richard Sigel zeigte sich bei der Einweihung erfreut über die Früchte, die der Runde Tisch auch in Plüderhausen trägt: „Als Landkreis setzen wir uns dafür ein, die verschiedenen Interessen im Wald zu vereinen und Konflikte zwischen Naturschutz, Jagd, Fußgängern und Bikern gemeinsam und konstruktiv zu lösen. Der Runde Tisch hat sich wieder als ideales Format erwiesen. Die Zusammenarbeit hat sehr gut geklappt, und ich freue mich, dass wir hier den Mountainbikerinnen und Mountainbikern mit den Trails ein attraktives Angebot machen können, anstatt nur Verbote auszusprechen – wir wollen keine Verbote, wir wollen Dinge ermöglichen“, sagte Sigel. „Wir machen das vor allem für die Menschen, die hier leben.“ Auch der Landrat lobte das Miteinander aller Beteiligten. „Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass Radfahrer und Wanderer an einem Strang ziehen.“ Auch alle anderen Vertreter der Gruppierungen seien stets um Kompromisse bemüht. Darüber hinaus stecke auch eine Menge ehrenamtlicher Arbeit drin, angefangen von der Planung und den Gesprächen, bis hin zum Bauen und Pflegen der Strecken. Von legalen Strecken könnten alle profitieren. „Wenn man aus mehreren illegalen Trails einen legalen Trail macht, dann ist das für alle ein Gewinn.“

Ein attraktives Angebot für Anfänger und Anfängerinnen

Die neuen Trails schaffen ein attraktives Angebot für Anfängerinnen und Anfänger, aber auch für Fortgeschrittene. Nachdem die Gemeinde Plüderhausen frühzeitig mit dem bereits bestehenden Flowtrail „Flowing Fuxx“ auf die wachsenden Bedürfnisse der Mountainbiker eingegangen ist, zeigt sich Bürgermeister Benjamin Treiber ebenfalls begeistert über die neuen Mountainbike-Trails in Plüderhausen, wo es mit dem „Wohnzimmer“ nun ein gutes Dutzend legaler Strecken gibt: „Die Waldfläche rund um Plüderhausen wird bereits seit einigen Jahren intensiv von Mountainbikern genutzt. Dank des Engagements des Landkreises sowie des ehrenamtlichen Einsatzes der künftigen Nutzer ist es gelungen, attraktive und gleichzeitig offiziell genehmigte Trails zu schaffen. Wir hoffen, dass viele Mountainbiker diese legale Alternative annehmen“, so Bürgermeister Benjamin Treiber.

Die im August 2020 gegründete Interessengemeinschaft Rems-Murr des Vereins DIMB (Deutsche Initiative Mountainbike) übernimmt bei neuen Mountainbike-Trails einen Großteil der Planungs- und Kartierarbeit. „Ein mörderischer Kraftakt, wir sind ein Verein und kein Planungsbüro“, sagt Janet Weick, Sprecherin der DIMB IG Rems-Murr. Die Interessensgemeinschaft im Landkreis hat sich als wesentlicher Ansprechpartner in Sachen Mountainbike etabliert und stellt zudem ein Bindeglied zu örtlichen Vereinen und Ortsgruppen dar. „Ich hoffe, dass es mit legalen Trails weitergeht und dass weitere der 31 Gemeinden im Landkreis folgen“, sagt Weick. Immerhin steht der nächste Eröffnungstermin für einen neuen Trail schon fest: am 8. Mai in Rudersberg.

Auch die Sektion Schorndorf des Deutschen Alpenvereins (DAV) unterstützt den Mountainbikesport und übernimmt ab sofort die Trail-Patenschaft der eröffneten Wege in Plüderhausen. „Hier im Gemeindewald ist nach vielen Stunden gemeinschaftlicher und harter ehrenamtlicher Arbeit – auch mit Helfern der Gemeinde – ein attraktives Angebot für Mountainbiker entstanden. Dafür bedanke ich mich bei allen Beteiligten recht herzlich“, sagt Lars Fersterra vom Referat Mountainbike des DAV, der die Kartierung und gemeinsame Planung übernommen hat und auch lokale Mountainbiker animiert hat, beim Projekt mitzuwirken. Neben anderen übernimmt er die Patenschaft und sorgt dafür, dass das „Wohnzimmer“ auch künftig für die Schussfahrt in Schuss bleibt.

Unterwegs auf schmalen Pfaden