Die Filder sind oft das Reiseziel von Geschäftsleuten. Foto: dpa-Zentralbild

Immer mehr Hotels werden auf den Fildern gebaut, die bestehenden Betriebe müssen sich behaupten. Der Tourismus wird dort zunehmend zu einem wichtigen Wirtschaftsfaktor. Doch wer sind diese Gäste?

Filder - Der Flughafen hat vor Kurzem neue Rekordzahlen gemeldet: Die Zahl der Passagiere sowie der Flugbewegungen steigt weiter. In den Maschinen sitzen auch viele Geschäftsleute, die zuvor in Filderstadt oder Leinfelden-Echterdingen übernachtet, gegessen und im besten Fall auch eingekauft haben. Vielleicht haben sie zuvor eine Publikumsmesse besucht – die Landesmesse liegt ja gleich neben dem Airport.

Der Flughafen und die Messe auf den Fildern tragen dazu bei, dass der Tourismus immer wichtiger wird für die angrenzenden Städte. Laut einer Studie des Münchner Tourismusforschungs-Instituts dwif ist der Fremdenverkehr für Leinfelden-Echterdingen längst zu einem wichtigen Wirtschaftszweig geworden. In Leinfelden-Echterdingen wurden im Jahr 2017 rund 333 000 Besucher und 532 000 Übernachtungen registriert. Hinzu kamen zwei Millionen Tagesgäste.

In dem Papier des Forschungsinstituts ist von einem Gesamtbruttoumsatz durch den Tourismus von knapp 150 Millionen Euro die Rede. Je Hotelübernachtung kommen 163 Euro in Leinfelden-Echterdingen an, hat die dwif ermittelt. Tagesgäste geben demnach im Durchschnitt 32,50 Euro in L.-E. aus. Vom Tourismus profitieren demnach das Gastgewerbe (46 Prozent), die Dienstleister (30 Prozent) und der lokale Einzelhandel (24 Prozent).

Für Filderstadt gibt es keine solche Untersuchung. Laut dem Statistischen Landesamt wurden in der Kommune 2017 rund 115 000 Besucher und 223 000 Übernachtungen registriert. Nichtsdestotrotz boomt das Geschäft mit dem Geschäftstourismus auch in Filderstadt. Immer mehr Hotels werden gebaut. Zum Vergleich: In Leinfelden-Echterdingen gab es im Jahr 2004 16 Beherbergungsbetriebe, 2017 waren es 24. In Filderstadt ist die Zahl im selben Zeitraum von acht auf 16 gewachsen.

Die Konkurrenz auf dem Hotelmarkt wächst

Und es geht weiter. Am Flughafen entsteht derzeit ein Mövenpick-Hotel, das sich gezielt an Geschäftsreisende richtet. Das Vier-Sterne-Hotel soll mit 262 Betten ausgestattet werden. Am Ortseingang von Echterdingen wird die Stuttgarter Bülow-AG ein Hotel mit 125 Zimmern errichten. Auf wenigen hundert Metern werden sich künftig fünf Hotels aneinanderreihen.

Bestehende Betriebe wie das Parkhotel in Echterdingen müssen sich behaupten. „Je mehr Betten zur Verfügung stehen, desto größer ist die Konkurrenz“, sagt Hoteldirektor Elouan Pêcheur. Das Vier-Sterne-Superior-Haus versucht mit „Wellness und Gastronomie“ zu punkten. Es profitiere auch vom Standort an der S-Bahn-Station.

Auch in Filderstadt wollen sich neue Hotels ansiedeln, bestehende Häuser wie das NH-Hotel und das Best-Western-Hotel expandieren. „Die Nachfrage ist exorbitant“, sagt der städtische Wirtschaftsförderer Patrick Rapp. Es gebe mehrere Anfragen von privaten Investoren. Und auch die mittelständischen Beherbergungsbetriebe setzen auf Messebesucher, Flugpassagiere und Geschäftsleute. Sie sind gezwungen, jährlich zu investieren, um auf dem Markt mithalten zu können.

Das Phänomen Wohnen auf Zeit nimmt immer mehr zu

So wird beispielsweise das 100-Betten-Haus Schwanen in Bernhausen seine Gaststätte vergrößern. Die Inhaberin Katja Braun sagt: „Wir haben das Glück, viele Stammgäste und einen guten Draht zu örtlichen Firmen zu haben.“ Die Familie bietet auch Appartements mit Kochgelegenheit an. Diese buchen Firmen für externe Mitarbeiter, die für einige Wochen oder gar Monate ein Projekt übernehmen.

Laut dem Wirtschaftsförderer Rapp nimmt das Phänomen von Wohnen auf Zeit immer mehr zu. Das ist für Menschen, die für die Dienstleister in der Region eine Zeit lang arbeiten. „Zum Beispiel Berater“, sagt Rapp. Peter Hart bietet in Plattenhardt neun solcher Appartements – auch mit Etagenbetten – an. Bei ihm wohnen unter der Woche vor allem Handwerker, am Wochenende checken Touristen ein. „Das Business läuft“, sagt er. Deshalb hat er 2015 die Zimmerzahl aufgestockt.

Heißt: Trotz steigender Konkurrenz sind die Hotels in beiden Kommunen gut ausgelastet, mit 50 Prozent in Leinfelden-Echterdingen und 47, 1 Prozent in Filderstadt. Dass in Filderstadt weitere Hotels gebaut werden, darin sieht Wirtschaftsförderer Rapp noch keine ungesunde Entwicklung. „Es kommt auf die Mischung an.“ Seine Kollegin Angelika Goldack aus Leinfelden-Echterdingen sagt: „Eine Kommune sollte auch ein Augenmerk darauf legen, dass es nicht zu viele Hotels werden.“