Chenhao Chen (li.) und Dana Haspel – zwei Toptalente des TSV Korntal an der Platte. Foto: privat

Die Tischtennis-Frauen des TSV Korntal treten in der Verbandsoberliga der Frauen an – verstärkt mit drei Toptalenten, die sich noch nicht einmal im Teenager-Alter befinden.

Es ist eine äußerst ungewöhnliche Mannschaft, die in der Tischtennis-Verbandsoberliga um Punkte spielt. Neben der ehemaligen ungarischen Weltklassespielerin Szilvia Kahn stehen im Team des TSV Korntal in Chenhao Chen (12 Jahre), Ksenija Poznic (11) und Dana Haspel (10) drei blutjunge Spielerinnen, die gut miteinander befreundet sind. Da diese zudem aber auch hochtalentiert sind und in unteren Ligen hoffnungslos unterfordert wären, hat Korntals umtriebiger Abteilungsleiter Friedemann Wagner gleich zwei Jahre nacheinander zu einem Trick gegriffen, den die Wettspielordnung zulässt.

Im vergangenen Jahr schloss der TSV Korntal, der bis dahin keine Frauenmannschaft besaß und in der Bezirksliga hätte starten müssen, einen sogenannten Spaltungsvertrag mit dem TSV Herrlingen – und übernahm so den Platz einer Damenmannschaft in der Landesklasse, die sich zurückgezogen hatte. Nach der souveränen Meisterschaft mit sechs Siegen aus sieben Partien wandte Wagner diese Möglichkeit vor dieser Saison erneut an: Diesmal übernahm der TSV den Platz einer Mannschaft des VfL Sindelfingen in der Verbandsoberliga – der sechsthöchsten in Deutschland.

In dieser Gesellschaft mussten die Mädchen erst mal einiges an Lehrgeld zahlen: Aus den ersten vier Begegnungen holten die Talente nur einen einzigen Zähler und gingen dreimal als Verlierer von der Platte – unter anderem gegen Schlusslicht TTC Gnadental. Doch aus den letzten vier Begegnungen der Hinrunde holten die Korntaler Frauen sieben von acht möglichen Punkten und belegen damit zur Winterpause den respektablen vierten Tabellenplatz im Feld der neun Mannschaften.

„Anfangs gab es nach jeder Niederlage Tränen, die Mädchen sind einfach sehr ehrgeizig“, erzählt Abteilungsleiter Friedemann Wagner. Doch nach jeder Trainingseinheit unter Szilvia Kahn hätten sich die Schülerinnen verbessert. Dies schlug sich nunmehr auch in Zahlen nieder. Am vorletzten Spieltag gelang gegen den TSV Herrlingen ein überraschender 8:6-Erfolg – der Tabellenzweite hatte zuvor erst eine Partie verloren.

Nur eine Niederlage war völlig unnötig

Und am letzten Spieltag vor der Winterpause zeigten die jungen Schmetterkünstlerinnen, dass sie auch in schwierigen und entscheidenden Momenten die Nerven behalten. Gegen den TSV Lichtenwald galt das Spitzeneinzel zwischen Szilvia Kahn und der seit Jahren ungeschlagenen Ex-Zweitligaspielerin Ma Kun als Schlüsselspiel um Sieg oder Niederlage. Die Chinesin gewann das umkämpfte Duell mit 3:0 und brachte ihre Mannschaft vermeintlich vorentscheidend mit 4:3 in Führung.

Doch anschließend gewannen sowohl Chenhao Chen auf Position zwei (3:1) als auch Ksenija Poznic (3:2) und Dana Haspel (3:2) auf den Positionen drei und vier ihre Duelle und drehten den 3:4-Rückstand in eine 6:4-Führung. In ihrer jeweils zweiten Partie machten Chenhao Chen und Szilvia Kahn den Sieg perfekt. „Eigentlich ist nur die Niederlage in Gnadental ärgerlich, das sonst alle Spiele verloren hat“, meint Wagner. Allerdings habe das Team damals ohne Ksenija Poznic antreten müssen.

Wechsel von Paulina Friebe schmerzt

Hinter der ungarischen Trainerin und Spitzenspielerin Szilvia Kahn (22 Siege/1 Niederlage) haben auch Chenhao Chen (10/13), Ksenija Poznic (7/7) und Dana Haspel (7/11) mit ihren Punkten maßgeblich zu diesem guten Zwischenergebnis beigetragen. Dieses darf als umso überraschender gelten, als das Team in der 15 Jahre alten Paulina Friebe vor der Saison ein weiteres hoffnungsvolles Talent an den Regionalligisten SU Neckarsulm verloren hatte. „Mit ihr wären wir Tabellenführer“, ist sich Friedemann Wagner sicher. Der Abteilungsleiter arbeitet weiter an seiner Vision, die Top-Spielerinnen im Verband in einem Team zu haben. In Milla Pardela steht das nächste große Talent schon in den Startlöchern.