Ein Gewitter über Stuttgart: Extreme Wetterereignisse nehmen zu. Um auf Stromausfälle und Co. vorbereitet zu sein, braucht es gar nicht viel. Foto: Andreas Rosar Fotoagentur-Stuttgart

Das DRK Rems-Murr veranstaltet einen Kurs, in dem die richtige Vorbereitung auf Krisensituationen erklärt wird. Wir haben nachgefragt, worauf es im Ernstfall wirklich ankommt.

Wetterextreme, Hochwasser, die angespannte politische Lage: Diese und andere Gegebenheiten bereiten derzeit vielen Menschen Sorge. Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Rems-Murr bietet bald einen Kurs an, der den Teilnehmern helfen soll, außergewöhnlichen Situationen zu trotzen. Die DRK-Ausbildungsreferentin Beate Wichtler erklärt, warum es den Kurs gibt – und gibt Tipps zur richtigen Vorsorge.

Auf welche Situationen soll der Kurs die Teilnehmer vorbereiten? Der Kurs soll den Teilnehmern vor allem Angst nehmen, erklärt Beate Wichtler: „Perfekt vorbereitet zu sein ist ohnehin kaum möglich.“ Aber wer einige Tipps beachte, sei im Notfall – beispielsweise bei Stromausfällen nach Unwettern, bei Hochwasserereignissen oder Pandemien – besser gerüstet und in der Lage, einige Tage daheim zu verbringen. „Ich vergleiche das ein bisschen mit einem Testament: Wer gut vorgesorgt hat, kann besser schlafen“, sagt Wichtler. Ein Survival- oder Prepping-Kurs sei das Angebot aber nicht.

Was gibt es zum Beispiel bei einem Sturm zu beachten? Wichtler betont, daheimzubleiben sei im Fall eines Unwetters fast immer die sicherste Lösung. Dort ist es trocken und selbst bei ausgefallener Heizung verhältnismäßig warm. „Man tut auch gut daran, auf dem Laufenden zu bleiben, zum Beispiel über die Nina-App.“ Da es durchaus vorkommen könne, dass bei einem Unwetter die Strom- oder gar Wasserversorgung unterbrochen werde, sei es ebenfalls sinnvoll, vorzudenken. „Man sollte genügend Batterien und Kerzen im Haus haben – und einen warmen Pullover und eine Decke griffbereit, falls die Heizung ausfällt.“

Wer in Sicherheit sei, solle aber auch an andere denken: „Vielleicht brauchen ja die älteren Nachbarn Hilfe, Freunde, Kinder oder Haustiere – auch das sollte man nicht vergessen.“

Welche Besonderheiten gibt es bei einem Hochwasser? Bei einer Überflutung sei die Lage ähnlich wie bei einem Sturm, sagt Wichtler. „Hier muss man aber besonders gut abwägen, wie lange man zu Hause bleibt und wann es besser ist, zu gehen.“ Hilfreich sei es, sich einen Platz an der Straßenseite der Wohnung zu suchen. „Von dort aus bekommt man am ehesten mit, wenn Feuerwehr oder THW Durchsagen machen oder kann auf sich aufmerksam machen, wenn nötig. Dann müsste die Situation aber schon arg eskaliert sein“, sagt Wichtler.

Kommt es am Haus zu einem Schaden, sei es sinnvoll, diesen mit Fotos oder Videos zu dokumentieren: „Dann kann man aufnehmen, wo das Wasser eingedrungen ist, das kann für die Versicherung wichtig sein.“

Von welchen Lebensmitteln sollte man sich Vorräte anschaffen? Beim Wasser empfiehlt Wichtler pro erwachsener Person zwei Liter Wasser – einen zum Trinken, einen zum Kochen oder anderweitig Benutzen – für zehn Tage einzurechnen. Bei den Nahrungsmitteln gelte es, praktisch zu denken. „Die üblichen Listen zielen sehr auf eine gesunde, ausgewogene Ernährung ab. Aber ich denke, wir sprechen von einer Notlage, da ist es am wichtigsten, Dinge einzukaufen, die satt machen und möglichst kalt essbar sind.“ Die wenigsten Menschen wüssten zum Beispiel, dass Nudeln auch ohne einen Herd oder ein Feuer zubereitet werden können – über Nacht in Wasser eingelegt, werden sie weich. „Das ist zwar kein Hochgenuss, macht aber satt.“ Auch klassisches Dosenessen halte sich lange und sei oft kalt essbar.

Um Wasser zu sparen, empfiehlt Wichtler auch, Feuchttücher vorrätig zu haben. „Gerade für den hygienischen Bereich sind sie praktisch, falls die Wasserversorgung abbricht und die Toilettenspülung nicht mehr funktioniert.“

Derzeit wächst ebenfalls die Sorge vor einem Krieg. Kann man sich auch auf diesen Fall vorbereiten? Das Rote Kreuz will mit dem Kurs keine Ängste schüren und konzentriert sich eher auf Situationen, die durch Naturgewalten entstehen. Erfahrungsgemäß fragen Teilnehmer Wichtler aber auch danach, was sie im Falle eines Kriegsausbruchs tun könnten. „Wir raten dann, die Informationen von Hilfsorganisationen und Behörden ernstzunehmen“, sagt Wichtler. Konkrete Empfehlungen gebe sie eher keine – dafür seien in einer solchen Situation zu viele Variablen. Auf Informationen wie Radiosendungen oder Lautsprecherdurchsagen zu achten, sei auf jeden Fall hilfreich. „Dort würde dann zum Beispiel kommuniziert werden, ob es sicher ist, nach draußen zu gehen.“

Braucht man eine teure Ausrüstung für Notfälle? Wichtler empfiehlt keine großartigen Anschaffungen – von zwei Ausnahmen. Eine haben die meisten ohnehin daheim: „Rettungsdecken helfen nicht nur nach Autounfällen“, betont die Expertin. Was sie besonders empfehle, sei ein Kurbelradio. „Es gibt sogar Geräte, in denen das Radio mit einer Taschenlampe und einem Ladegerät kombiniert wird.“ Mit solchen Geräten lassen sich dann auch Handys aufladen. Zudem sei es wichtig, informiert zu bleiben – sei es über Warnapps, die Webseiten von Zeitung und Co. oder über mögliche Meldungen im Radio.

Der Kurs „Vorbeugung und Reaktion in Notlagen“ findet am Montag, 18. März, von 18 bis 19.30 Uhr in der Henry-Dunant-Straße 1 in Waiblingen statt. Die Teilnahme ist kostenlos, eine Anmeldung unter 0 71 51 / 200 20 ist nötig.