High-Tech-Nachbarn an der Autobahn: Neben Trumpf will sich bis 2014 auch Thales niederlassen Foto: Stadtmessungsamt/StN-Bearbeitung: Lange

2014 siedelt Thales 1800 Mitarbeiter in Ditzingen an. Knapp die Hälfte kommt aus Stuttgart.

Stuttgart - Als Wirtschaftsstandort bekannt wurde die Stadt Ditzingen durch Lasertechnik, Türbeschläge und die kleinen, gelben Reclam-Hefte. Jetzt will sich auch ein Rüstungskonzern auf einem Rübenacker an der A 81 niederlassen. 2014 siedelt die Technologiefirma Thales 1800 ihrer deutschen Mitarbeiter im Strohgäu an.

Ihren Amtsantritt als Chefin der Wirtschaftsförderung im Stuttgarter Rathaus hätte sich Ines Aufrecht wohl gern anders gewünscht. Einen ihrer ersten Firmenbesuche stattete die im Frühjahr zur neuen Leiterin des Fachbereichs gekürte Juristin nämlich ausgerechnet dem bisher in Zuffenhausen sitzenden Thales-Konzern ab - nur um bei dem Termin mit Oberbürgermeister Wolfgang Schuster im Schlepptau zu erfahren, dass das Unternehmen mit knapp 900 Mitarbeitern in Stuttgart längst einen Ortswechsel ins Auge gefasst hat.

Der Rathauschef war dem Vernehmen nach nicht sehr erfreut, dass er bei der Stippvisite von vornherein auf verlorenem Posten gestanden hatte. Denn in Ditzingen findet der international tätige Rüstungskonzern etwas, das Stuttgart in dieser Dimension nicht mehr bieten kann: Ausreichend Platz für einen attraktiven Stammsitz mit guter Verkehrserschließung und der Chance auf künftige Erweiterungsbauten. Mehr als fünf Hektar unbebaute Fläche hat die Stadt Ditzingen dem deutschen Thales-Chef Peter Obermark in Aussicht gestellt - in Stuttgart hätte er sich mit einem höchstens halb so großen Areal zufrieden geben müssen.

Ditzingen muss Grundstücke noch kaufen

"Wir haben uns intensiv um Thales bemüht - leider ohne Erfolg", betont die Wirtschaftsförderin Aufrecht. Um genug Platz für die Konzentration der drei Standorte in Zuffenhausen, Korntal-Münchingen und Pforzheim zu schaffen, hatte sie dem wechselwilligen Unternehmen die Umsiedlung einer kleinen Firma angeboten. Selbst ein auf Kosten der Stadt gebohrter Durchlass unter dem Bahngleis überzeugte Thales nicht. Gegen einen von Stuttgart ebenfalls vorgeschlagenen Standort im Neckarpark sprachen Zeithorizont und Verkehrslage.

"Bei der Konzeption haben wir darauf geachtet, dass genügend Fläche für weiteres Wachstum vorhanden ist", begründet Obermark die Entscheidung. Eine Rolle gespielt haben dürften auch Grundstückspreis und Gewerbesteuer. Der neue Gebäudekomplex in Ditzingen soll eine Nutzfläche von über 50.000 Quadratmetern aufweisen - in Zuffenhausen wäre dieser Bau wohl nur unter Verzicht auf Tageslicht möglich gewesen. Außerdem sprach für Ditzingen, dass Mitarbeiter aus der Region keine wesentlich längere Anfahrt in Kauf nehmen müssen - nur in der Pforzheimer Belegschaft wehrt sich der Betriebsrat gegen die Umzugspläne.

Allerdings: Noch sind die als Standort ausgewählten Flächen in Nachbarschaft des Ditzinger Maschinenbauers Trumpf in privater Hand. Die Stadt will die benötigten Grundstücke so schnell wie möglich von den Landwirten aufkaufen, im November soll sich der Gemeinderat mit der Änderung des Bebauungsplans befassen. Schon bei der Trumpf-Erweiterung hatte es Kritik am Verbrauch wertvoller Ackerfläche gegeben - die Böden zwischen Engelberg und A 81 gelten auch für Weizen, Mais und Zuckerrüben als Untergrund von bester Qualität.

Von den 18 Hektar Fläche, die in der Strohgäu-Kommune für die Ansiedlung von Gewerbe reserviert sind, würde Thales fast ein Drittel belegen. Bereits Mitte 2014 will das Unternehmen in sein neues Domizil einziehen. Der Ditzinger Oberbürgermeister Michael Makurath spricht von einem "ehrgeizigen Zeitplan" - und sieht den Wechsel als Bestätigung für die Qualität des Standorts. "Immerhin ist es gelungen, ein wichtiges Unternehmen mit hochwertigen Arbeitsplätzen in der Region zu halten - es standen ja noch andere Standorte zur Auswahl".