Lurchi und Co. lassen grüßen: der Salamander ist in der Stadtgeschichtlichen Sammlung einer der Stars. Foto: Horst Dömötör

Zum „Tag des Offenen Denkmals“ haben verschiedene Orte in Kornwestheim ihre Türen geöffnet. Für die Stadtgeschichtliche Sammlung in der früheren Bücherei ist es eine Premiere. Und ins Lehrstellwerk kommen Eisenbahnfans von weit her angereist.

Kornwestheim - Hier war ich ja lange nicht mehr“ – das denken oder sagen die meisten Besucher, die an diesem Samstag das Gebäude der ehemaligen Bücherei in Kornwestheim betreten. Nun befindet sich dort die Stadtgeschichtliche Sammlung, die an diesem Sonntag im Rahmen des bundesweiten „Tag des Offenen Denkmals“ erstmals ihre Türen für die Allgemeinheit öffnete. 15 Interessierte nutzten die Chance und meldeten sich für eine Führung mit Katrin Bettray an, die als Projekt-Mitarbeiterin für die Sammlung zuständig ist.

Lurchi besetzt einen ganzen Gebäudeflügel

Wer die Räumlichkeiten noch als Stadtbücherei kannte, ist im ersten Moment erstaunt. Statt Bücher stapeln sich nun die verschiedensten Gegenstände, teils in Regalen, teils auf Holzpaletten, teils in Kartons, teils unverpackt. Doch hinter der Objektsammlung steckt System, wie Katrin Bettray erläutert. In einem Gebäudeflügel werden Gegenstände mit Salamander-Bezug aufbewahrt: Von Werkzeugen zur Schuh-Herstellung über Lurchifiguren, Geschirrsets mit Salamander-Logo bis hin zu den Schuhen selbst ist alles dabei.

Gerade die älteren Führungsteilnehmer erkennen so einiges wieder: Ein Lurchiheft, oder das kleine Kinderkarussell, auf dem sie selbst vor Jahrzehnten im Schuhgeschäft saßen. Weiter geht es in eine Abteilung mit landwirtschaftlichen Geräten, Möbeln und Kunst. Alte Skier ragen hervor, daneben stehen gusseiserne Öfen. An dieser Stelle erläutert Katrin Bettray das Sammlungskonzept: „Wir sammeln nicht x-beliebig, sondern das, was eng mit der Stadt Kornwestheim verknüpft ist.“ Das ist natürlich Salamander, aber eben auch die Landwirtschaft, andere Industrie, oder die Eisenbahn. Im Untergeschoss des Gebäudes finden sich Modellbauten und Kisten mit alten Trachten, Uniformen und Büchern.

Die Sammlung ist kein Museum, sondern ein Depot

Dabei ist die Aufgabe der Sammlung zunächst einmal nicht die eines Museums, das ausstellt, sondern die eines Depots, das aufbewahrt, die Geschichte der Gegenstände erforscht, und sie schließlich für Ausstellungen in Museen zur Verfügung stellt. Allerdings ist die Stadtgeschichtliche Sammlung als „Schaudepot“ geplant, in dem die Besucher im Rahmen von Führungen wie an diesem Sonntag Einblicke in die Arbeit hinter den Kulissen erlangen können. „Das Schaudepot ist unser Ziel“, sagt Katrin Bettray. „Durch Corona wurden wir zurückgeworfen, weil wir keine Besucher empfangen durften.“ Heute war es also zum ersten Mal möglich, und die Reaktionen sind begeistert. „Eine Reise in die Vergangenheit“, ruft ein Teilnehmer dem anderen beim Schlendern zwischen den Objekten zu.

Eisenbahnfans pilgern von weit her nach Kornwestheim

„Es ist ein Schatz, den man hier hat“, sagt Katrin Bettray. Sie hofft, dass es in Zukunft zu einem stärkeren Austausch zwischen der Sammlung und den Kornwestheimerinnen und Kornwestheimern kommt. Einen Anfang dabei macht die Ausstellung „Helden des Südwesten“ im Kleihues-Bau, in der Besucher vom 8. Oktober an ausgewählte Elemente der Sammlung sehen können.

Nicht nur die Stadtgeschichtliche Sammlung und das Museum im Kleihues-Bau selbst bieten an diesem Sonntag Einblicke in die Stadtgeschichte, auch der Förderverein des Lehrstellwerks setzt – im wahrsten Sinne des Wortes – viele Hebel für interessierte Besucher in Bewegung. Marius John, Vorstandsvorsitzender des Fördervereins, ist zwar etwas unzufrieden mit der Anzahl der Gäste: „Es könnten ruhig doppelt so viele sein.“ Aber denjenigen, die da sind, ist die Begeisterung anzumerken, wenn sie Knöpfe drücken und Schalter drehen, und so die Weichen für nachgestellte Zugfahrten stellen dürfen. Selbst von der Alb und sogar aus Oberbayern sind Eisenbahnfans nach Kornwestheim angereist. Sie alle verbindet das, was hinter dem „Tag des Offenen Denkmals“ steckt: Die Freude an einem „lebendigen Museum“, wie es ein Vereinsmitglied ausdrückt. „Hier wird nicht nur Geschichte nachgespielt, sondern sie ist echt“, fügt ein anderer hinzu – etwas, das sicher auch die Stadtgeschichtliche Sammlung und das Museum im Kleihues-Bau mit Nachdruck unterschreiben würden.