Simon Steinhorst, Hauptdarsteller in der satirischen SWR-Serie „30 Tage Lust“ Foto: SWR/Trimafilm

Die Sendeanstalt will mit neuen Formaten, jungen Themen, Podcasts und Gaming-Angeboten 2024 gezielt ein jüngeres Publikum erreichen. Interaktion und Innovation waren Schlüsselbegriffe bei der SWR-Jahrespressekonferenz.

Das Grundgesetz wird 75 Jahre alt, und das Jahr 2024 wurde ausgerufen zum „Jahr der Nachricht“ – #UseTheNews, eine Initiative mehrerer Medienhäuser, steht dahinter. Der SWR zieht mit, will gezielt ein junges Publikum ansprechen, mit Podcasts, nicht-linearen TV-Angeboten, neuen Formaten. Die Mediathek gewinnt an Bedeutung, Serien starten, Sachthemen werden aufgegriffen, Regionales soll betont werden. Interaktion und Innovation waren Schlüsselbegriffe bei der SWR-Jahrespressekonferenz.

Moderner Journalismus mit Zukunft lautet das Konzept

Kai Gniffke, SWR-Intendant und ARD-Vorsitzer, gab gemeinsam mit Mitarbeitern und Experten Auskunft über die Pläne des Senders. „Die Verbindung von klassischem Journalismus und modernem technologischen Know-How wäre für mich der moderne Journalismus mit Zukunft“, so Gniffke. Dabei sieht der Intendant eine „gewaltige Transformationsaufgabe“ auf sein Haus zukommen: „Viele Menschen nutzen Medien heute anders als noch vor zehn Jahren.“ Online-Games, dies weiß Thomas Dauser, Direktor des Innovationsmanagements beim SWR und als solcher vor allem verantwortlich für diese Aufgabe, werden heute beispielsweise längst nicht mehr nur von einer nerdigen Randgruppe gespielt, sondern von jedem zweiten Zuschauer.

Ein „Tatort“-Online-Game rund um Lena Odenthal

Deshalb bekommt nun Lena Odenthal, Kommissarin in Ludwigshafen, zu ihrem Dienstjubiläum im Herbst ein „Tatort“-Online-Game. Dauser deutet weitere Projekte an, die bereits vorbereitet werden: Online-Games zum Klimawandel und zu Fragen der Ethik, vor allem aber eine Zusammenarbeit mit der ARD-„Tagesschau“, bei der junge Zuschauer gemeinsam und spielerisch Themen erarbeiten sollen: „Wir wollen die starke Marke ,Tageschau’ interaktiv verlängern und so ein junges Publikum erreichen.“

Wie unter einem Brennglas zeigen sich Sven Plšger in Panama die wirtschaftlichen, ökologischen und sozialen Folgen der Erderhitzung -Szene aus „Die Macht des El Niño“. Foto: SWR Presse/Bildkommunikation

Fortgeführt wird die Dokureihe „Nachtstreife 3.0“, die die Polizeiarbeit in Mainz beleuchtet. Der Wetterexperte Sven Plöger informiert über Veränderungen des Wetters und der Ozeane in „Die Macht des El Niño“ (15. April, 20.15 Uhr); die Dokumentation „Notfall Rettung“ wird im Juli einem Rettungsteam über die Schulter schauen.

Serie über eine offene Beziehung

„My hidden History“ heißt ein partizipatives Format, bei dem Jugendliche gemeinsam mit Redakteuren von Mai an Themen regionaler Geschichte recherchieren und präsentieren. Einen Schritt weiter geht Marco Artmann. Er ist Auszubildender beim SWR – und zugleich Autor des Podcasts „Opa, lass reden“, von 3. April an in der SWR-Audiothek. Marco Artmann spricht mit seinem Großvater, der den Nationalsozialismus als Kind erlebte, über diese Zeit, über ihre Familie. „Tattoo-Liebe“ ist eine Dokusoap, gedreht in Stuttgart und Hirrlingen, und im Programm ab April. „30 Tage Lust“, geplant für den Herbst, ist eine Serie, in der ein Stuttgarter Paar die offene Beziehung erprobt. Mit diesen neuen Reihen kommen junge Themen ins Unterhaltungsprogramm.

Danijel Crljic (rechts) bei der Arbeit in der Dokusoap „Tattoo-Liebe“. Foto: SWR Presse/Bildkommunikation

„Die Fallers“ derweil wird bleiben, gilt beim SWR längst als verlässlicher Dauerbrenner. Und „Almania“, die Serie um den sehr deutschen Lehrer Frank Stimpel, gespielt von Comedian Phil Laude, geht im April mit acht Folgen in die zweite Staffel. Der Eventfilm des Jahres, geplant für den Herbst, soll „Ein Mann seiner Klasse“ werden, die Verfilmung des Buches von Christian Baron, der sich in Kaiserslautern aus prekären Verhältnissen hochkämpfte. Baron war 2023 Gast der Tübinger Poetik-Dozentur.