Das Stammhaus nach dem Brand: nichts konnte gerettet werden. Auch keine der mehr als 20 000 Flaschen Wein. Foto: SWR

Wie das Stammhaus der Traube Tonbach niederbrannte und dann im Aufbau der Corona-Wahnsinn ausbrach: die TV-Dokumentation „Verbrannte Sterne“ blickt hinter die Kulissen bei der Hoteliers-Familie Finkbeiner – und ist jetzt in der Mediathek abrufbar.

Ein großes Problem reichte nicht. Es durften gleich sehr, sehr viele Unwägbarkeiten sein, mit denen die Hoteliersfamilie Finkbeiner im Tonbachtal in Baiersbronn ab Januar 2020 zu kämpfen hatte. Es war die Nacht des 5. Januar 2020, als das Stammhaus der Traube Tonbach niederbrannte und die drei Sterne des Restaurants Schwarzwaldstube sowie der eine Michelin-Stern der Köhlerstube in Rauch aufgingen.

Es waren sehr emotionale Momente, wie alle Beteiligten vor Schutt und Asche des 230 Jahre alten Gebäudes standen; nicht nur für den Seniorchef Heiner Finkbeiner, der einst im Stammhaus geboren wurde.

Vom Stammhaus der Traube Tonbach mit drei Restaurants war nichts mehr übrig. Foto: SWR

Heiner und Renate Finkbeiner führen die Traube Tonbach in siebter Generation. Foto: SWR

Das „temporaire“ wurde in wenigen Wochen aus Schiffscontainern auf dem Parkhausdeck aufgebaut. Foto: SWR Presse/Bildkommunikation

Die SWR-Dokumentation „Verbrannte Sterne“, die jetzt in der ARD-Mediathek abrufbar ist, zeigt ungeschminkt den ganzen Wahnsinn, den die Familie Finkbeiner und ihre 350 Mitarbeiter in der folgenden Zeit durchmachen mussten. „Nach der Pest kam die Cholera“, fasst Seniorchef Heiner Finkbeiner vor der Kamera die Situation trefflich zusammen. Denn im Februar 2020 drängten die Meldungen von einer Lungenkrankheit in China auch in die hintersten Ecken im Nordschwarzwald. Aus den ersten Stornierungen wurden stündlich mehr.

Von Lockdown zu Lockdown hangelten sich fortan die Gastgeber im Tonbachtal wie alle Gastronomen bundesweit. Nur dass hier auf dem Parkhausdeck ein Restaurant-Provisorium aufgebaut wurde, um das eingespielte Team von Service und Küche zu halten. Die Dokumentation begleitet die Familie Finkbeiner durch viele Tiefen. Man hört aus dem Off, wie Bundeskanzlerin Angela Merkel Schutzmaßnahmen verhängte, wie der Einzelhandel bis auf Läden für den täglichen Bedarf geschlossen wurde, wie Gastronomen ihre Restaurants nicht mehr öffnen konnten.

Florian Stolte am Pass. Er ist nun Küchenchef im 1789. Foto: SWR Presse/Bildkommunikation

Verleihung der Michelin Sterne 2022 in Hamburg. Foto: SWR Presse/Bildkommunikation

Es geht in der Doku-Serie um Kurzarbeit, selbst genähte Masken, Abstandsregeln – und um eben die an sich wahnwitzige Idee, in kürzester Zeit das Pop-Up-Restaurant „temporaire“ auf dem Parkhausdeck zu eröffnen. Am Ende aber zahlt sich der Mut der Unternehmer aus: Ohne die beiden Restaurants wären noch mehr Gäste weggeblieben, das Mitarbeiterteam hätte keine Aufgabe gehabt. „Verbrannte Sterne“ zeigt nicht nur, was alles zu einem Sternerestaurant gehört, welche Aufgaben und Fragestellungen jeden Tag unter Druck zu bewältigen sind, sondern auch, welche Dynamiken in einer Familie vonstattengehen können. Zwei Jahre und drei Monate nach dem Brand wurde das Stammhaus schließlich wiedereröffnet. Und der Zeitdruck war so groß, dass gemeinsam mit den Köchen noch die Elektriker am Herd standen.

Verbrannte Sterne: alle Folgen in der ARD-Mediathek

TV-Dokumentation

Die fünf Folgen „Verbrannte Sterne“ sind jetzt in der ARD-Mediathek abrufbar