Vorsicht Straßenräuber: Die Autobahnen um Johannesburg in Südafrika können ein gefährlicher Ort sein. Foto: /Fabian von Poser

Am Rand von Südafrikas Metropole wird die Verkehrsministerin auf einer Autobahn mitsamt ihren drei Personenschützern überfallen und ausgeraubt.

Südafrikas Kabinettsmitglieder werden von der Bevölkerung nicht nur ihrer satten Gehälter wegen beneidet: Die Minister und Ministerinnen residieren außerdem in Häusern, die nicht von den täglichen Stromabschaltungen betroffen sind – und sie werden rund um die Uhr von einem Rudel an Sicherheitsbeamten bewacht. In einem Land, in dem 2022 laut Statistik 25 180 Menschen ermordet und über 3000 Häuser aufgebrochen wurden, ein kaum zu überschätzendes Privileg.

Doch inzwischen können sich die höchsten Entscheidungsträger auch dieses Vorrechts nicht mehr sicher sein. Verkehrsministerin Sindisiwe Chikunga wurde zu Beginn dieser Woche auf einer Autobahn bei Johannesburg mitsamt ihren drei Personenschützern überfallen und ausgeraubt. „Es war eine scheußliche Erfahrung“, berichtete die 64-Jährige Abgeordneten im Parlament: „Aber Gott hatte Gnade mit uns.“

Ihren Ring durfte die Ministerin behalten

Chikunga befand sich frühmorgens um 3.30 Uhr auf ihrem Weg in die Hauptstadt Pretoria, als ihr Auto auf dem Highway in der Nähe des südafrikanischen Städtchens Heidelberg über ein auf dem Asphalt platziertes Hindernis mit Eisenstacheln fuhr. Einer der Reifen ihres Fahrzeugs platzte: Der Fahrer brachte die deutsche Limousine am Straßenrand zum Stehen, um gemeinsam mit den beiden Insassen des polizeilichen Begleitfahrzeugs den Schaden zu beheben. Plötzlich brachen aus den Büschen drei bewaffnete Verbrecher. Sowohl Chikungas Fahrer wie auch den beiden Personenschützern kam Widerstand offenbar sinnlos vor: Anstandslos überreichten sie den Angreifern ihre Dienstpistolen, Handys und Geldbeutel.

Einer der Diebe widmete sich anschließend der Ministerin, der er mit vorgehaltener Pistole befahl, aus dem Auto zu steigen und sich auf den Teer zu setzen. Er habe ihren Laptop und umgerechnet zehn Euro genommen, die sie in ihrer Tasche hatte, berichtet die Ministerin: „Dann wollte er auch noch meinen Ring haben. Aber ich sagte ihm, dass dies der einzige Gegenstand zwischen mir und meinem verstorbenen Mann ist, dem ich wirklich Wert beimesse.“ Sie durfte ihren Ring behalten. Die drei Kriminelle seien zwischen 20 und 30 Jahre alt und gut gekleidet gewesen, fiel der Ministerin auf, „und sie sprachen alle fließend Zulu“.

Es war klug, keinen Widerstand zu leisten

Polizeisprecherin Athlenda Mathe bestätigte den Vorfall, die beteiligten Polizisten erhielten derzeit die nötige psychologische Betreuung. Es sei klug gewesen, keinen Widerstand zu leisten: Andernfalls wäre es womöglich zu einer Schießerei gekommen. So aber kann Chikunga heute sagen: „Das alles hat mich sehr traumatisiert. Aber immerhin sind wir alle noch an einem Stück.“

Südafrikas Steuerzahler müssen für die rund 6000 Personenschützer jährlich umgerechnet fast 200 Millionen Euro berappen. Nicht nur deshalb ist ihr Ruf nicht gut. Anfang des Jahres machte ein Video die Runde, auf dem vier Bodyguards des Vizepräsidenten Paul Mashatile zu sehen sind, die ebenfalls auf einer Autobahn bei Johannesburg mit gezückten Pistolen auf drei auf dem Asphalt liegende Männer eindreschen. Sie hätten den Weg für den Vizepräsidenten nicht frei gemacht, rechtfertigten die Bodyguards ihr brutales Vorgehen.