Russudan Meipariani mit einigen Mitgliedern des Ensembles Anchiskhati. Foto: /Robert Krieg

Die in Georgien geborene Stuttgarter Musikerin Russudan Meipariani arbeitet auf ihrer neuen CD „Voices & Mountains“ mit einem traditionellen georgischen Männerchor zusammen.

Wer hierzulande reine Männerchöre hören möchte, der muss sich schon etwas umschauen, das ist selten geworden. Anders in Georgien, dort hat gemeinschaftlicher Männergesang seinen festen Platz im musikalischen Alltag, vor allem im religiösen Kontext. Das Ensemble Anchiskhati aus Georgien geht noch einen Schritt weiter: Es pflegt Musiken und Gesangstechniken, die vom Aussterben bedroht sind.

Chor aus Georgien in Bad Cannstatt

Russudan Meipariani ist in Tiflis geboren und aufgewachsen, lebt aber seit vielen Jahren in Stuttgart, ist hier bestens vernetzt als Musikerin, Komponistin, Chorleiterin und Lehrerin, sie gibt regelmäßig Konzerte in Stuttgart und Umgebung. Sie hat mit den zehn Herren Kontakt aufgenommen zwecks einer gemeinsamen Produktion. Und die haben gerne zugesagt, sowohl für Aufnahmen im Faust-Studio bei Sigmaringen, wo Meipariani bevorzugt aufnimmt, als auch in Tiflis. Die Zusage ist schon deshalb bemerkenswert, weil Meipariani musikalisch entschieden der Gegenwart zugewandt ist. Und dies vor allem mit einer sehr lyrischen, meditativen und minimalistischen Grundhaltung, ganz filigranen Tönen und einer Tendenz eher zur Stille denn zum lauten Aufbegehren. Und bis auf ein Volkslied finden sich auf der CD „Voices & Mountains“ ausschließlich Kompositionen von Meipariani, die wiederum die Gesangsweise des Ensembles Anchiskhati bestens kennt.

Frühe Mehrstimmigkeit

Der Männergesang hat viele poetische Momente, vor allem in den religiös geprägten Stücken, vieles erinnert an den Mönchsgesang der Gregorianik. Doch hier klingt das nicht irgendwie entrückt, sondern sehr nah und direkt. Da gibt es ungewöhnliche Reibelaute, seltsame akkordische Zusammenspiele und manchmal kann man auch hören, dass dieser raue Gesang viel Atem erfordert. Für die poetischen Momente sorgt vor allem Meipariani selbst mit sorgsam ausgewählten Synthesizer-Klängen, ihrem elfenhaften Gesang und dem Klavier, das sie klanglich zugunsten verschiedener Effekte etwas manipuliert hat.