Feiertag mit Fans: Kickers-Joker Daniel Engelbrecht Foto: Baumann

Nach sieben Pflichtspielen hintereinander ohne Sieg hat Fußball-Drittligist Stuttgarter Kickers gegen den SV Wehen Wiesbaden mit 2:1 gewonnen. Daniel Engelbrechts Tor in der Nachspielzeit löst ein Feuerwerk an Emotionen aus.

Reutlingen - Dieter Kerschbaum hatte den richtigen Riecher. Der Zeugwart der Kickers legte Daniel Engelbrecht vor dem Anpfiff das blaue Unterzieh-Shirt mit der Aufschrift „Nichts ist unmöglich“ in die Kabine. Rund drei Stunden später reißt sich der Kickers-Stürmer voller Adrenalin sein Trikot vom Leib – zum Vorschein kommen die ganz besondere Botschaft und der Brustpanzer, der den neben seinem Herzen eingepflanzten Defibrillator vor Schlägen schützt. Daniel Engelbrecht hatte nicht irgendein Tor erzielt: Er hatte mit dem Treffer zum 2:1 in der Nachspielzeit für den ersten Kickers-Sieg seit dem 4. Oktober (3:0 gegen Hansa Rostock) gesorgt. Doch vor allem war es für den Stürmer ein ganz persönlicher Volltreffer. „Dies ist der schönste Tag, den ich bisher erleben durfte“, sagte Engelbrecht. Ein Traum, ein Märchen, eine einmalige Geschichte, die nur der Fußball schreibt. Bei den ausgelassenen Feierlichkeiten mit den Fans auf dem Zaun und dem Interview-Marathon rang er jedenfalls immer wieder um Fassung – und musste sich Freudentränen aus den Augen wischen. Das pure Glück sprang jedem seiner Gesprächspartner förmlich entgegen. „Das ist ein unglaublicher Moment für mich“, sagte der gebürtige Kölner. Nach vier Herzoperationen hat er sich zurückgemeldet, wie es eindrucksvoller nicht geht. „Meine Botschaft geht an alle Menschen, die sich in einer schwierigen Lebenslage befinden. Man kann sich zurückkämpfen“, betonte der 24-Jährige, der nach seinem Zusammenbruch vor 17 Monaten viermal am Herzen operiert werden musste.

Der Verein hatte in der schweren Zeit stets zu Engelbrecht gestanden. „Jetzt konnte ich den Kickers etwas zurückgeben“, bedankte sich Engelbrecht – und schickte eine Kampfansage an die Konkurrenz gleich hinterher: „Das war die richtige Antwort an alle, die uns schon wackeln sahen. Wir haben einen Topfavoriten auf den Aufstieg geschlagen – die Gegner sollten sich warm anziehen.“

Vor der Winterpause geht es noch am kommenden Samstag (14 Uhr) zu Schlusslicht Jahn Regensburg, eine Woche später kommt die SG Sonnenhof Großaspach zum württembergischen Derby an die Kreuzeiche nach Reutlingen, wo die Kickers bisher alle elf Heimspiele ungeschlagen überstanden haben. Kein Nachteil: Die personellen Alternativen werden wieder größer. Die gesperrten Sandrino Braun, Fabian Baumgärtel und Daniel Kaiser sind schon in Regensburg wieder spielberechtigt. Ärgerlich nur, dass Nick Fennell wegen seiner fünften Gelben Karte ausfällt. Ausgerechnet Fennell, der auf der zentralen Position vor der Abwehr ein super Spiel zeigte, viele Bälle eroberte, ein Tor erzielte und von Trainer Horst Steffen ein Sonderlob erhielt: „Besser geht es kaum. Nick hat seine Aufgabe toll gelöst.“

Bleibt noch die Personalie Besar Halimi. Der Mittelfeldspieler, der bei der genialen Vorbereitung von Engelbrechts Tor wieder einmal sein Können zeigte, wird wohl in dieser Woche seinen Vertrag bei den Blauen bis 2016 verlängern. Es wäre das nächste positive Signal, das die Kickers senden würden.

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