Sting (hier 2022 mit seiner Band auf dem Schlossplatz) kommt erneut zum Jubiläum der Jazz Open. Foto: Reiner Pfisterer (aus „Jazz Open The Book“

Der Vorverkauf läuft hervorragend: 40 000 von 50 000 Karten sind für die Jazz Open im Sommer vergriffen. Zum 30. Geburtstag gratulieren Stars wie Grönemeyer, Sam Smith und Sting. Mit Hilfe von Sponsoren verdreifacht sich die Zahl der kostenlosen Auftritte.

Dass Jazz nur was für alte weiße Männer ist, dürfte die Jazzrausch Bigband am 24. Juli 2024 in der Sparda-Welt widerlegen. Die junge Formation aus München mixt in wilder Leidenschaft die Musikstile, lässt etwa Techno und House auf den Jazz los. Bei dieser irren Truppe kochen die Säle – ekstatische Rauschzustände sind die Folge.

Trau keinem über 30? Die Jazz Open feiern im Sommer ihren 30. Geburtstag – und werden trotzdem jünger, wie nicht nur der Techno-Jazz beweist. Das Festival versetzt die Stadt in einen besonderen Rhythmus, will quer durch die Generation mit hoher Qualität überzeugen. Und immer open sein für Neues.

Das Line-up auf der Schlossplatzbühne mit Erfolgsgaranten wie Sting, Jamie Cullum, Herbert Grönemeyer, und Lenny Kravitz ist schon bekannt (drei Konzerte sind bereits so gut wie ausverkauft). Nun verkündet Promoter Jürgen Schlensog mit seinem Team in der Sparda-Welt den Rest des Programms – auch auf kleineren Bühnen erwarten Perlen aus Jazz und darüber hinaus das Publikum, oft im intimen Rahmen wie im Bix.

Neu im Jahr des 30. Geburtstags ist, dass Sponsoren wie die Sparda-Bank und Master Card die kostenlosen Angebote jenseits des Schlossplatz-Zauns finanzieren. Bisher hat nur die Stadt Stuttgart die Open Stages gefördert, also die Konzerte etwa im Musikpavillon der Königstraße, für die kein Eintritt verlangt wird. Auf diese Weise kann die ganze Stadt das Jazz-Open-Gefühl erleben, auch diejenigen, die sich die Karten für die Hauptbühnen nicht leisten können.

Aus dem Rathaus kommt keine zusätzliche Förderung mehr, aber mit den Geldern der privaten Wirtschaft ist der Etat für die kostenlose Angebote nun sechsstellig. Die Zahl der Freikonzerte verdreifacht sich damit. Im Stadtpalais spielen Nachwuchsbands „die Lieblingsmusik von morgen“.

Sechs Jahre lang, sagt Jürgen Schlensog, hat er an Herbert Grönemayer „gebaggert“, damit er kommt. Bei einem TV-Talk habe er den Sänger, dessen Album „4630 Bochum“ vor 40 Jahren erschien, so überzeugend erlebt, dass er aufs Sofa stieg und applaudierte.

Wenn Grönemeyer am 22. Juli vor 7500 Gästen spielt, wird’s voll auf der Bühne. Die Stuttgarter Philharmoniker, die ihren 100. Geburtstag feiern, begleiten ihn. Seine Premiere bei den Jazz Open feiert außerdem Mega-Star Sam Smih, eine britische Person, die sich als nicht-binär geoutet hat, also weder Mann noch Frau ist, sondern dazwischen. Der Sound des Festivals soll übrigens noch besser werden, in neue Dimensionen vorstoßen und damit eher leiser werden. Die Germany Jazz Trophy geht an Billy Cobham.

Das Festival endet erstmals an einem Montag

Im Alten Schloss trifft sich die halbe Welt. Los geht’s in dieser traumhaften Kulisse mit der New Yorker Gute-Laune-Band Lawrence und der Bostoner Fusion-Formation Lettuce. Frauenpower verspricht „Afrikas First Lady“ Angélique Kidjo. Auch für die zweitgrößte Bühne des Festivals läuft der Vorverkauf sehr gut, weshalb Jürgen Schlensog damit rechnet, dass die Jazz Open ausverkauft sein werden. Auch wenn der späte Zeitpunkt wegen der Fußball-EM organisatorische Probleme schaffe, sei es gelungen, „ein hochklassiges Programm zu bieten“, freut sich der Promoter. Wegen der Terminverschiebung endet das Festival erstmals an einem Montag. Da spielt dann Parov Stelar. Wo er ist, ist Party.

Zum Jubiläum ist „Jazz Open The Book“ erschienen

Zum 30. Geburtstag des Festivals ist ein faszinierendes Buch erschienen, das unter dem Titel „Jazz Open The Book. Live since ’94“ die Höhepunkte seit dem Start mit großartigen Fotos und schönen Erinnerungen zelebriert. Unvergessen etwa, als im Jahr 2018 zum Auftritt von Kraftwerk der deutsche Astronaut Alexander Gerst live aus dem Weltall zugeschaltet wurde.

Das Buch zeigt: Hinter den Kulissen arbeiten Enthusiasten aus voller Überzeugung mit, damit Stuttgart in der Champion League der europäischen Jazzfestivals bleibt.

Weitere Informationen

Programm
Das gesamte Programm findet man auf der Seite www.jazzopen.com. Dort stehen auch, wo man Karten erhält und welche Konzerte man kostenlos besuchen kann.