Hoch die Maßkrüge? In der Spitzbuben Lodge der Almhütte Royal stoßen die Gäste lieber mit Wein- und Schampusgläsern an. Foto: /Florian Knittel

Beim Party-Hotspot des Frühlingsfestes trinken Gäste Schampus und Wein, selten Bier. Die Spitzbubenbar lockt Clubgänger auf den Wasen, die im Shuttle zum Weiterfeiern in die City fahren können. Umstritten ist ein Verbotsschild für Tracht am White Noise.

Der Begriff Spitzbube, so steht’s im Lexikon, geht auf das 16. Jahrhundert zurück, als man windige Gesellen und Hallodris so nannte. Das Adjektiv „spitz“ stand damals für „schlau, scharfsinnig, gerissen“. Aber können nicht auch Girls „spitz“ sein?

Ganz gendergerecht ist der zweifelsfrei schöne Namen der Spitzbuben Lodge nicht. Warum kennt die Sprache die Spitzmädchen nicht? Das clubähnliche Refugium auf der Empore der Almhütte Royal, das im Vergleich zur Premiere beim Volksfest im vergangenen Herbst etwa doppelt so groß ist, erweist sich erneut als Party-Hotspot am Neckarstrand. Mehrfach mussten die Spitzbuben-Chefs Denis Gugac (er betreibt das Zubrovka am Rotebühlplatz) und Tim Berkemer (er ist fürs Hi Life, ebenfalls am Rotebühlplatz, verantwortlich) ihren Wasenclub bereits wegen Überfüllung schließen.

Zwar gibt es auch bei den Spitzbuben Bier, wie es sich für ein Bierfest gehört, doch die meisten Gäste in Tracht bestellen lieber Schampus, Wein, Cocktails, auch Alkoholfreies zur lauten DJ-Musik. Ballermann-Songs hört man hier oben nicht. Gespielt wird House-Musik, ab und zu werden Wasen-Klassiker eingestreut. Alles ist ein bisschen edler und schicker. Auch VfB-Chef Alexander Wehrle war in Lederhosen schon hier. Vergessen ist das Durcheinander, das es vor dem Start des Frühlingsfestes bei den Schließzeiten gab.

Partygänger feiern gern länger

Gugac und Berkemer dachten, dass die Zusatzstunde, die sie beim Volksfest hatten, auch im Frühling gilt. Im Herbst können alle Festzelte einen Bereich auswählen, der die Sperrstunde überziehen darf – autark müssen diese Bars oder Logen sein, was Eingänge und sanitäre Räume betrifft.

Weil die Veranstalter von in.Stuttgart diese Zugabe bei der „kleinen Schwester“ des Volksfestes nicht gewähren (Schluss ist einheitlich um 23 Uhr, freitags und samstags um 24 Uhr), haben die Wirte der Spitzbuben einen Shuttle-Service organisiert. Partygänger feiern gern länger. Wenn also die Lodge in der Almhütte Royal schließen muss, fahren drei von einem Autohaus gesponserte BMW X 7 die Unermüdlichen in die Clubs der City. „Der Andrang war so groß“, berichtet Denis Gugac, „dass die Plätze bisher leider nicht ausreichten.“ Einen Platz im Shuttle bestellt man direkt beim Kellner oder der Kellnerin.

Diskussion um ein Verbotsschild am Eingang des White Noise

Im Zubrovka und Hi Life, den Clubs der Spitzbuben-Chefs, sind Gäste in Dirndl oder Lederhose willkommen. Dass nun ein Verbotsschild beim White Noise im Schwabenzentrum hängt, sorgt für heftige Debatten. Am Eingang sieht man eine Zeichnung mit durchgestrichener Tracht. Darüber steht: „No Space für Racism, Sexism, Transphobia, Homophobia, Fascism, Violence.“ Alle diese Grausamkeiten müssen also draußen bleiben aus diesem Club – und in den nächsten drei Wochen dazu noch Dirndl und Lederhosen. Ist dies eine Form von Diskriminierung oder nur schlicht die Sorgfaltspflicht des Chefs, damit es nicht ausartet mit Betrunkenen vom Wasen?

Perkins-Park-Chef versichert: „Bei uns ist jeder willkommen“

Denis Gugac findet es „schade“, dass einige Clubs zwar für Vielfalt und Toleranz werben, aber dann Gästen den Zutritt verweigern, wenn sie sich so kleiden, wie sie sich kleiden wollen. Wer in Tracht draußen bleiben muss, hat aber genügend andere Möglichkeiten fürs Weiterfeiern nach dem Wasen. „Bei uns ist jeder willkommen“, versichert Alexander Scholz vom Perkins Park. Auch Henrik Biegger von der Boa sagt: „Klar dürfen bei uns Leute in Dirndl oder Lederhose rein.“