Sonnenaufgang auf dem Stuttgarter Fernsehturm Foto: /7aktuell.de | Simon Adomat

Er ist Teil der Popkultur, Instagram-Star und Nostalgie zugleich: Der Fernsehturm, ein würdiger Anwärter aufs Weltkulturerbe der Unesco, wird an diesem Montag 68 Jahre alt. Ausgerechnet zum Geburtstag ist das Wahrzeichen geschlossen. Eine Liebeserklärung.

Wer zum Geburtstag an diesem Montag gratulieren will, muss unten bleiben. Denn der Fernsehturm macht gerade Urlaub – wenigstens ist er nicht verreist, sondern daheim geblieben, also dort, wo man ihn liebt. Die Betriebsferien gehen noch bis zum 9. Februar.

Gibt es einen schöneren Ort, um das Naturschauspiel zu bewundern, wenn die Sonne aufgeht? Das frühe Aufstehen lohnt sich seit nun mehr 68 Jahren! Weil der Andrang so groß ist, die Besuche zur Sonne auf dem höchsten Punkt der Stadt plus Frühstück rasch ausgebucht sind, hat SWR Media als Eigentümerin des Fernsehturms zusätzliche Termine ins Programm genommen: Freie Plätze gibt es noch am 17. Februar, 6.30 Uhr, und am 24. Februar, 6.15 Uhr.

Unser Großer, auf den wir alle stolz sind, ist ein Fels in der Brandung. Wenn wir aus dem Urlaub kommen, ihn von der Autobahn aus sehen, wissen wir: Wir sind daheim!

Der Riese vom Hohen Bopser ist der erste seiner Art weltweit, der aus Stahlbeton gebaut worden ist. Verhindert werden konnte damals, dass man ihn rot-weiß angemalt hat. Dies war zunächst geplant. Mit der Signalfarbe sollte sicher sein, dass der Turm rechtzeitig von Piloten gesehen werden kann, die den nahe gelegenen Flughafen ansteuern.

Als am 5. Februar 1956 die exakt 216,6 Meter hohe Schöpfung des 1999 verstorbenen Bauingenieurs Fritz Leonhardt eröffnet worden ist, war zu lesen, da stehe eine „lange Bohnenstange mit Bienenkorb“. Als „Schandmal“ oder als „Fremdkörper in der schönen Waldlandschaft“ hat man den Neubürger beschimpft. Doch kaum durften die Stuttgarterinnen und Stuttgart hoch, schlossen sie ihn ins Herz. Es sollte eine Liebe für immer werden.

„Da müssen Menschen rauf“, hatte Leonhardt gesagt, als der Süddeutsche Rundfunk nur einen schmucklosen Stahlgittermasten für die Fernsehübertragung über dem Talkessel bauen wollte. Der Ingenieur hatte Mühe, die „Herren vom Rundfunk“ zu überzeugen. An der Form seines Turms, an der genialen Mischung aus „Schornstein, Turm und griechischer Säule“, so erzählte der Erbauer später, habe seine Frau einen „entscheidenden Anteil“ gehabt. Sie habe alle Entwürfe begutachtet. Frauen hätten ein „viel feineres Empfinden“, sagte er.

Unvergessen: Im Mai 1965 ist die damals 39-jährige Queen bei ihrem Stuttgart-Besuch auf den Fernsehturm hochgefahren, der sich im allerschönsten Glanz präsentierten sollte. Frisch gestrichen - dies galt an diesem königlichen Tag sogar fürs Gras! Um sich nicht mit dem spärlichen Rasenwuchs in Degerloch zu blamieren, half die Stadt mit Farbe nach, ließ den Rasen grün einfärben.

In 36 Sekunden nach oben

Exakt 36 Sekunden dauert es, bis der Lift im Fernsehturm seine Gäste nach oben auf die Plattform befördert hat. Wie lange es dauert, bis die 1956 eröffnete Ingenieurkunst von Fritz Leonhardt zum Weltkulturerbe ernannt wird, ist dagegen unklar – es wird Jahre dauern!

Bei guten Ideen fragt man sich oft: Warum ist nicht schon früher jemand daraufgekommen? Warum wird erst jetzt der Stolz der Schwaben der Unesco als Weltkulturerbe ans Herz gelegt? Die UN-Kultur- und -Bildungsorganisation stellt zu Recht hohe Ansprüche. Was in den schützenswerten Kreis der weltweit wichtigsten Denkmäler aufgenommen wird, muss von außergewöhnlichem Wert für kommende Generationen sein. Der Fernsehturm, der auf der Vorschlagsliste für diese Ehre steht, erfüllt die Voraussetzungen dafür.

Zum Geburtstag darf sich der Turm ausruhen. Erst am 10. Februar öffnet er wieder. Erhol dich gut, Großer, wir kommen wieder!

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