Jo Ungemach ist ein Urgestein des Vereins, der den Abenteuerspielplatz betreibt. Foto: Michael Steinert

Der Verein Bürgerinitiative Platz für Kinder gründete und verwaltet heute den Abenteuerspielplatz West.

S-West - Mehr Platz für Kinder im Westen war das Ziel der gleichnamigen Bürgerinitiative Anfang der 70er Jahre. Eltern aus dem Stadtteil versuchten damals, Spielflächen für ihre Kinder zu schaffen, auf denen diese spielen und toben konnten. Das damals brachliegende Moltke-Areal bot den idealen Platz dafür. Kurzerhand besetzten die Eltern einfach das Areal und bauten einen provisorischen Spielplatz. „Das war zu der Zeit eine ganze Bewegung in Stuttgart, die sich so mehr Platz im Freien schaffte“, erzählt Jo Ungemach, heute der Hausleiter des Abenteuerspielplatzes West.

Die Stadt sah sich angesichts des Wildwuchses unter Zugzwang und legte kurzerhand fest, dass alle Spielplätze von eingetragenen Vereinen geleitet und betreut werden mussten, die gewisse Regeln einzuhalten hatten. „Trotzdem hatten wir jahrelang nur einen Duldungsvertrag“, sagt Ungemach. Man habe ständig in dem Zustand gelebt, dass alles bald vorbei sein könne.

Der Spielplatz war nie wirklich legalisiert

So kam es zunächst auch: 2003 wurde das Gelände saniert und alle Gebäude abgerissen. „Da wurde alles platt gemacht“, sagt Ungemach. Zunächst sei es nicht klar gewesen, ob der Spielplatz weiter existieren könne. „Wir waren ja nie so richtig legalisiert worden“, so der Hausleiter. Doch der Wahlkampf-Slogan von OB Schuster, Stuttgart zur kinderfreundlichsten Stadt zu machen, spielte den Spielplatz-Aktivisten in die Hände. Sie bekamen 2005 ein neues Haus mit eigenem Gelände.

Inzwischen besteht der Spielplatz in der vierten Vorstands-Generation. „Die einzelnen Phasen waren bei uns immer stark durch die Vorstände geprägt“, erzählt Ungemach. Mit den Jahren sind die Arbeit und die inhaltlichen Ansprüche gewachsen. „Heute haben wir ganz andere Dinge zu leisten“, sagt Ungemach. Ursprünglich stand hinter dem Spielplatz nur der Gedanke, dass die Kinder sich in einem spielerischen Umfeld frei bewegen und sich ein selbstbestimmtes Handeln aneignen können. „Damals wollten Eltern partout weg von der autoritären Erziehung“, erinnert sich Ungemach. Heute sei dies alles selbstverständlich. Nun gehe es eher darum, wie der Spielplatz sich zwischen der Ganztagsschule und den weiteren Betreuungsangeboten positioniere.

Der Abenteuerspielplatz West ist zunächst ein offenes Haus. „Die Kinder können kommen und gehen wie sie möchten“, erklärt Ungemach. Ihre Zeit dort dürfen sie ebenfalls selbst gestalten. Zusätzlich gibt es tägliche Angebote wie Kinderkochkurse, die Kreativwerkstatt sowie Workshops mit Ton, Holz und Musik, an denen sich die Kinder zwanglos beteiligen dürfen.

Betreuung auch in den Ferien

Darüber hinaus bietet der Verein zwei Programme an. Zum einen eine soziale Schülerbetreuung: Dreimal die Woche helfen Ehrenamtliche, die vom Jugendamt geschult werden, Kindern bei ihren Hausaufgaben. Der andere Baustein der Vereinsarbeit ist ein Programm im Rahmen der verlässlichen Grundschule. In den kurzen Ferien erhalten die Kinder tagsüber einen Betreuungsplatz und bekommen ein Mittagsessen. 36 Plätze gibt es dafür. „Unsere Wartelisten hierfür sind allerdings lang, deshalb müssen die Eltern ihr Kind sehr früh anmelden“, sagt Ungemach.

Unterstützt werden die Angebote finanziell vom Stuttgarter Jugendamt. Doch einen großen Teil leisten die Mitarbeiter selbst. Drei sind hauptamtlich angestellt. „Früher hatten wir sehr viele ehrenamtliche Helfer, aber heute haben immer weniger Menschen Zeit für ein Engagement“, sagt Hausleiter Ungemach. Viel Arbeit bleibt deshalb an den ehrenamtlichen Vorständen hängen.