Zwischen der Messe (in Hintergund links) und dem Flughafen sollen zwei Haltepunkte für die Bahn entstehen, einmal für ICE von und nach Ulm, einmal, nah an den Terminals, für die Züge der Gäubahn aus Singen. Foto: dpa

Die Bahn will am Montag die Projektpartner über den Stand beim Anschluss des Flughafens informieren. Die Probleme sollen erheblich sein.

Stuttgart - Die Projektgesellschaft der Bahn für den Bau von Stuttgart 21 und der ICE-Strecke Wendlingen-Ulm will am nächsten Montag ihre Partner über die Schwierigkeiten bei dem zum Teil bereits genehmigten Flughafenanschlusses informieren. Ob der Geschäftsführer Manfred Leger dabei auch die Überlegungen für eine komplette Neuplanung mit einem Bahnhalt an der A 8 vorstellt, ist unklar.

Kurz vor dem Treffen machen Aussagen über nahezu unlösbare Brandschutz-Probleme in der bestehenden S-Bahn-Haltestelle am Flughafen und große Schwierigkeiten mit dem späteren Fahrplan für die ICE-Züge in dem 27 Meter unter der Messe-Piazza liegenden Fernbahnhof die Runde.

Das Spitzengespräch findet in vergleichsweise kleiner Runde statt. Landes-Verkehrsminister Winfried Hermann, OB Fritz Kuhn (beide Grüne) sowie eine Juristin der Stadt, Vertreter des Verbands Region Stuttgart und die Flughafen-Geschäftsführer sind eingeladen. Die zum Beispiel bei der Stadt mit Stuttgart  21 betrauten Fachleute dagegen nicht. Alle erwarten von Leger einen ungeschönten Bericht zur Lage. Leger soll nach der vor zwei Wochen für Stuttgart 21 bekannt gewordenen Kostenerhöhung von 6,5 auf bis zu 7,9 Milliarden Euro erheblich unter Druck stehen.

Am Flughafen will die Bahn Lösungen verhandeln, die bisher undenkbar waren: Ein oberirdischer Bahnhof, der die ICE von und nach Ulm und die Züge der Gäubahn aus Singen gemeinsam aufnimmt und direkt an der A 8 liegt. Das würde für die Reisenden lange Wege zu den Terminals bedeuten und steht so nicht im Finanzierungsvertrag. Die Gründe für die gewünschte Neuplanung hat die Bahn bisher nur sehr pauschal dem Aufsichtsrat der AG mitgeteilt. Es gebe bau- und genehmigungstechnisch erhebliche Schwierigkeiten, das soll der DB-Infrastrukturvorstand Ronald Pofalla dem Kontrollgremium berichtet haben.

Wie problematisch sind lange Wege?

Der Ulmer SPD-Landtagsabgeordnete Martin Rivoir fordert, wie zuvor schon der Grünen-Bundestagsabgeordnete Mathias Gastel, eine offene Diskussion: „Wenn es preiswertere Lösungen gibt, dann ist es vernünftig, diese zu untersuchen.“ Rivoir glaubt, dass die Bahn sich mit dem Tiefhalt unter der Messe Fahrplanprobleme einhandelt. Er habe „aus Bahnkreisen“ gehört, dass mit dem Halt zu viel Zeit verloren gehe, was womöglich zum Verlust von Anschlüssen führe. Die Bahn könnte mehr Fahrgäste verlieren, als sie mit dem neuen Fernhalt am Airport gewinnt. Die Frage, wie man Fluggäste von der Autobahn schnell und bequem zu den Terminals bringt, sei lösbar, sagt Rivoir: „Der Bahnhof läge zwar weiter weg, aber es muss ja keiner zu den Terminals laufen.“ Er will mit einer Anfrage von der Landesregierung wissen, welche Züge überhaupt am Flughafen halten sollen oder wie viele diesen links liegen lassen werden.

Land erwartet Erklärung

Ein weiteres womöglich erhebliches Bauproblem wird von anderer Seite berichtet. Mit dem geplanten neuen Tunnelhalt der Gäubahn parallel zur S-Bahn-Station Flughafen und der Verbindung beider Röhren gelte in der alten Station neuester Brandschutz. Der Umbau sei kaum genehmigungsfähig oder treibe exorbitant die Kosten. Auch hierfür gibt es bisher keine Aufklärung der S-21-Projektgesellschaft, die auf den Gesprächstermin am Montag verweist. Das Landesverkehrsministerium wiegelt ab: „Das Land plant, baut und genehmigt nicht“, heißt es dort. Das Regierungspräsidium erklärt, das „gewisse funktionale Näheverhältnis“ der Stationen sei „Gegenstand der brandschutzfachlichen Beurteilung“. Es gebe Stellungnahmen zum Entrauchungs- und Entfluchtungskonzept, „insbesondere auch mit Blick auf das besagte Näheverhältnis und die damit einhergehenden Erforderlichkeiten“.

Die Art und Weise, wie die erneuten Probleme bei Stuttgart 21 von der Bahn aufgearbeitet werden, führt zu scharfer Kritik. Die Stuttgarter Grünen-Abgeordnete Anna Christmann fordert von der Bundesregierung Aufklärung. Die Verweigerung von Informationen sei schlicht „inakzeptabel“.