Claudio Caiolo bei seiner Strohländle-Lesung. Foto: /Jürgen Bach

14 Grad und Nieselregen: Für die Lesung mit Schauspieler und Autor Claudio Caiolo beim Strohländle ist ein Umzug in die Holzlaube nötig.

Es ist die letzte Lesung beim Strohländle, das am kommenden Sonntag zu Ende geht. Und erneut hat Organisator Johannes Leichtle wieder Pech mit dem Wetter, wie schon so oft in den vergangenen Wochen. Bei 14 Grad und Nieselregen ist eine Veranstaltung im Freien nicht möglich, und so wird kurzerhand die neue Holzlaube für die Lesung bestuhlt. Auch hier ist es kalt, aber wenigstens trocken und die Stimmung unter den rund 60 Gästen ist bestens.

Venedig soll gegen Eintritt zu einem Disneyland für superreiche Touristen werden, dazu sollen nach und nach die Bewohner aus ihren Mietwohnungen vertrieben werden. Als Höhepunkt des Projekts ist eine unterirdische U-Bahn vom Flughafen bis zum Markusplatz geplant, die Sublagunare – eine Idee, die auf einer wahren Begebenheit beruht, wie Claudio Caiolo versichert. Er liest aus „Falsche Freunde“ – dem bereits dritten Band in der Commissario Morello-Reihe des Stuttgarter Schriftstellers Wolfgang Schorlau, der durch seine politisch inspirierten Dengler-Krimis bekannt geworden ist, und des sizilianischen Schauspielers und Autors Claudio Caiolo, der eigens aus seiner Wahlheimat Berlin für die Lesung auf dem Engelberg angereist ist.

Der dritte Band des Duos Schorlau/Caiolo

Damit das ganze Projekt im Roman funktionieren kann, müssen vor der entscheidenden Abstimmung für die U-Bahn zahlreiche Politiker bestochen werden. Das ist die Aufgabe des Buchhalters Paolo Salini, der eines frühen Morgens auf einer Parkbank ermordet aufgefunden wird. Mit der Aufklärung des Mordfalls wird Kommissar Antonio Morello beauftragt.

Mit viel Herzblut präsentiert Caiolo den Kriminalroman, der auf die Verflechtungen von Politik und Unternehmertum aufmerksam machen möchte. Caiolo trägt dabei die sizilianische Coppola, eine Art Schiebermütze, die das Markenzeichen Morellos ist und Zeichen für beider Verbundenheit mit Sizilien. Morello selbst steht auf der Abschussliste der sizilianischen Mafia, seine Frau ist bereits bei einem ihm geltenden Bombenattentat ums Leben gekommen. „Morello kann man nicht kaufen“, sagt Caiolo. „Er folgt nur seinem inneren Gesetz, man kann ihn nur töten“.

Die Coppola ist das Markenzeichen von Kommissar Morello

Nachdem er zu seinem eigenen Schutz von Sizilien nach Venedig versetzt wurde, will er lieber früher als später wieder zurück, um Rache zu nehmen. Doch als das Innenministerium ihn tatsächlich zurückversetzen will, wird Morello misstrauisch: „Der innere Jubel verebbt plötzlich wie ein Sturm, der seine Kraft verliert. Wieso interessiert sich das Innenministerium für ihn? Glaubt schon wieder jemand, er könne ihn nach Belieben hin und her schicken? An welchen Drähten hängt er? Und vor allem: Wer zieht an ihnen?“

Rund um diesen Plot zeichnen Schorlau und Caiolo ein pittoreskes Bild von Venedig. „Es ist eine Hommage an Venedig“, betont Caiolo. „Wer Venedig näher kennenlernt, erkennt, dass es ein einziges Kunstwerk ist.“ Auch Morello steht am Ende vor einem großen Kunstwerk und trifft dabei auf einen geheimnisvollen Unbekannten, der seine Faszination teilt und der auch Sizilianer ist. „Der Mann lacht. ‚Ein Sizilianer bleibt immer ein Sizilianer.‘ Morello nickt. ‚Wir Sizilianer erkennen uns immer. Wir sind uns auf geheimnisvolle Weise ähnlich. Sie sind mir sympathisch‘.“ Aber der Unbekannte weiß verdächtig viel über den Kommissar. Erst spät erkennt Morello in ihm den Mafioso, der einst seine Frau getötet hat.

Die Autoren zeichnen ein pittoreskes Bild von Venedig

Ob Morello tatsächlich Venedig verlassen wird, nachdem der verhasste Mafioso endlich im Gefängnis sitzt und wer letztlich Salini ermordet hat, verrät Caiolo nicht, damit die Spannung auf den Roman erhalten bleibt.