Die EVG ruft zu einem langen Warnstreik auf. Foto: dpa/Martin Schutt

Mit einem ungewöhnlich langen Warnstreik lassen die Eisenbahner die Muskeln spielen – schlicht weil sie es können, kommentiert Christian Milankovic.

Das ist ein Wort: Im Zeitraum von 50 Stunden will die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) mit einem Warnstreik den Bahnbetrieb lahmlegen. Von Sonntagabend bis Dienstagabend soll nichts mehr gehen. 50 Eisenbahn- und Verkehrsunternehmen werden nach Aussagen der Gewerkschaft davon betroffen sein.

Schrille Töne

Überziehen es die Eisenbahner? Aus Sicht ohnehin schwer geprüfter Bahnfahrer könnte man durchaus zu diesem Schluss kommen. Martin Seiler, Personalvorstand bei der Deutschen Bahn, nennt den Ausstand „irrsinnig“.

Dass der Ton schriller wird, liegt nicht alleine am beachtlichen Umfang des Streiks. Die EVG agiert aus einer Position der Stärke heraus. Und das dürfte auch den betroffenen Unternehmen klar sein. In der politisch gewollten und vorangetriebenen Verkehrswende wächst die Bedeutung des Systems Eisenbahn deutlich. Der Umstieg kann nur klappen, wenn auch etwas fährt und die Leistung auf der Schiene spürbar besser wird als das, was zuletzt abgeliefert worden ist. Doch dafür braucht es neben großen Investitionen in die Infrastruktur und in die Fahrzeuge vor allem eins: viel Personal, das motiviert ist.

Schnelle Einigung nötig

Doch der einstige Kleine-Buben-Traum Lokführer ist längst zum Mangelberuf geworden. Eine große Verantwortung für viele Menschen im Zug, gewöhnungsbedürftige Arbeitszeiten und nicht selten der Buhmann, wenn wieder mal nichts klappt. Wer beruflich zur Eisenbahn geht, muss viel Enthusiasmus mitbringen. Doch damit bezahlt man weder die Miete noch die hohen Energiekosten. In der Lohntüte muss sich also einiges tun. Dies alles darf aber nicht dazu führen, dass der Tarifkonflikt das Land über Monate hinweg lahmlegt. Es muss eine akzeptable Einigung her – und das schnell.