Mit Samuel Koch (rechts) und Samuel Harfst verging der Abend wie im Flug. Foto: avanti

Samuel Koch und Samuel Harfst haben eine christlich-philosophische Konzertlesung gegeben.

Steinheim - Samuel Harfsts Musikalbum heißt „Endlich da sein wo ich bin“, Samuel Koch hat ein Buch mit dem Titel „StehaufMensch!“ geschrieben. Die Titel lassen schon ahnen, dass sich die beiden darin Gedanken über das Leben machen. Und sie tauschen sich öffentlich auf Bühnen auch darüber aus, mit Sequenzen ihrer Werke und in Gesprächen über Gott und die Welt. Am Freitagabend beseelten sie damit als Abend-Act das „Festival des Lebens“, das im dritten Jahr von der Jüngerschaftsbewegung Soul Devotion veranstaltet wird.

Im Zeichen von „Freundschaft. Freiheit. Frieden. Familie. Feiern.“ hatte die christliche Gemeinschaft das Blankensteinareal von Dienstag bis Sonntag zur Veranstaltungsbühne umfunktioniert. Für Cafés, Live-Konzerte, Gottesdienste, ein Kindermusical, Workshops, Seminare und Kreativangebote für jedes Alter. Das Highlight am vorletztem Abend hieß „Samuel Harfst & Samuel Koch“, eine Konzertlesung mit eigenen Texten und Songs.

Das versprochene „Mutig voran und dankbar zurück“ hat rund 350 Gäste in die Blankensteinhalle gelockt, wäre mehr Platz vorhanden gewesen, hätten sogar noch weitaus mehr Personen dem Vortrag gelauscht. Das wundert nicht, denn beide sind populäre Ausnahmekünstler mit beeindruckenden Biografien. Harfst, Sänger, Komponist und Autor, ist „Straßenmusiker, der es ins Vorprogramm von Whitney Houston schaffte“, und „belesener Schreiber, der nichts mit Noten anfangen kann“, wie es auf seiner eigenen Website heißt. Acht Studioalben hat er mit seinen gefühlvollen Popsongs aufgenommen.

Koch ist dagegen ehemaliger Kunstturner und 2010 durch seinen tragischen Unfall während der Unterhaltungsshow „Wetten, dass?“ bekannt geworden. Seit dem Unglück ist er vom Hals abwärts gelähmt. 2014 beeindruckte er damit, dass er als erster Rollstuhlfahrer das Schauspieldiplom ablegte. Seine beiden Bücher „Zwei Leben“ und „Rolle vorwärts“ wurden Bestseller.

„Wie lange kennen wir uns?“: Das sei die meistgestellte Frage an sie beide, plaudern Harfst und Koch in Ohrensesseln auf der Bühne sitzend vor dem Publikum. Koch habe zwei Lieder von Harfst bekommen, während Koch auf der Intensivstation gelegen habe. Lieder, in denen es etwa heißt: „Tut der Herr heute noch Wunder?“ Die Zeile stammt aus „Privilegiert sein“, einem von gut einem halben Dutzend selbst geschriebenen Songs, die Harfst zwischen den Gesprächen und Kochs Lesung aus dessen neustem Buch mit seiner Band spielt.

Es sei ein sehr heißer Tag gewesen, an dem sie sich zum ersten Mal begegnet seien, erinnert sich Harfst. „Wir müssen zusammen auf Tour gehen“, habe man nach weiteren Treffen überlegt, was man seit fünf oder sechs Jahren auch mache.

Resilienz ist ein sperriges Wort, das in Kochs Textauszügen mehrfach auftaucht. Gemeint ist die psychische Widerstandsfähigkeit, Krisen bewältigen zu können. In seinen Büchern schreibt er von den Tiefen seines Lebens, aber auch über Höhenflüge, die er gewagt habe. Zum Lachen und Weinen sind seine Erzählungen, in denen er einerseits mit Gott hadert, dass er Schicksalsschläge zulässt. Und andererseits preisgibt, dass er auf die Aussage „geht nicht“ allergisch reagiere und wie er exotische Urlaube oder Achterbahnfahrten überstanden hat. Dazwischen intoniert Harfst berührend mit feiner Stimme beispielsweise „Ich bitte um Flügel, um frei zu sein“. Koch springt kurz zu seinen Filmrollen, etwa zu „Honig im Kopf“, und verrät, dass er inzwischen verheiratet ist. Von Harfst erfährt man von fünf Geschwistern und Dankbarkeit über Zusammenhalt. „Man sollte auf das sehen, was geht, nicht auf das, was nicht geht“, philosophiert Koch in seinem Buch. „Ich weiß wieder, was ich will“ überbringt Harfst musikalisch-hoffnungsvoll, um nur einige inspirierende Momente zu nennen. Wie im Flug vergeht der zweistündige leichte und doch tiefsinnige Abend mit einem begeistert applaudierenden Publikum.