Selbst Kritiker geben zu, dass die neue Brücke gut aussieht. Foto: Cedric Rehman

Selbst die Kritiker müssen zugeben, dass die neue Brücke über die Körsch gut aussieht. Die Diskussionen gehen trotzdem weiter. Ein Degerlocher Denkmalliebhaber bleibt zum Beispiel dabei, dass die Sanierung besser gewesen wäre als der Neubau.

Plieningen - Sogar ein Kritiker muss zugeben, dass sie nicht schlecht aussieht, die neue Brücke über die Körsch. Dennoch, alt sei nicht neu, und neu sei nicht alt, sagt der Degerlocher Denkmalliebhaber François Therrien. Er formuliert damit ein Lob für das Aussehen des neuen Bauwerks zwischen Plieningen und Möhringen. Die mit Sandsteinblöcken versehene Außenverkleidung erinnere an die alte Brücke, sagt er. Gleichzeitig kritisiert Therrien aber nach wie vor, dass es überhaupt einen Neubau gegeben hat.

Seit März ist die Brücke offen

Therrien hatte im vergangenen Jahr für eine Sanierung als Alternative gekämpft. Er hat sogar dem Oberbürgermeister Fritz Kuhn geschrieben. Doch die Mitarbeiter des Tiefbauamts rückten trotz des Protests an, um ein neues Bauwerk zu errichten. Seit März ist dieses begehbar. Im Mai will die Stadt die Brücke offiziell der Öffentlichkeit übergeben.

Ralf Feind vom Tiefbauamt hatte den umstrittenen Neubau forciert. 2009 war ihm bei einem Rundgang aufgefallen, dass das Bauwerk einsturzgefährdet ist. Die Brücke wurde danach gesperrt, Spaziergänger mussten entweder durch die Körsch waten oder ignorierten die Schilder, die mit schwarzen Lettern auf weißem Grund vor Lebensgefahr beim Betreten des morschen Bauwerks warnten.

Neubau aus Gründen der öffentlichen Sicherheit

Die Stadt schätzte die Kosten für das Projekt im vergangenen Frühjahr auf 80 000 Euro. Geld, das die Stadt aus Gründen der öffentlichen Sicherheit bereit war auszugeben. Denn die Brücke gehört ihr eigentlich gar nicht, und ein Besitzer ließ sich auch nicht mehr feststellen. Es wurde gemutmaßt, dass die Plieninger in den Zeiten ihrer Unabhängigkeit von Stuttgart, das Bauwerk angelegt hatten.

Doch für den Bau der Brücke musste die Stadt am Ende tiefer in die Tasche greifen. Circa 120 000 Euro haben die Arbeiten gekostet. Denn die Baustelle war abgelegen. Da die Zufahrt umständlich war, musste eine Baustraße errichtet werden. François Therrien findet die Kosten nach wie vor zu hoch. Er hatte vorgeschlagen, das Loch in der Brücke mit Quellbeton auszufüllen. „Das hätte viel weniger Geld gekostet“, sagt er und schätzt die Kosten auf 50 000 Euro.

Bauern können die Körsch nur mit einem Anhänger queren

Auch die Bauern sind unzufrieden mit dem Neubau, sagt der Plieninger Obmann der Landwirte, Michael Gehrung. Die neue Brücke hätte in einem anderen Winkel zum Feldweg gebaut werden müssen, moniert er. „Jetzt kommt nur ein landwirtschaftliches Fahrzeug mit einem einzigen Anhänger über die Brücke“, sagt er.

Die Stadt habe beim Neubau nicht genug an die Landwirte gedacht, findet Michael Gehrung. Tatsächlich schätzt er, dass die Brücke nicht mehr als zehnmal im Jahr mit einem Fahrzeug überquert werden muss. Dennoch sei jede Fahrt wichtig und durch die Art des Neubaus eben nun umständlich.

François Therrien blickt dagegen versöhnlicher darauf, dass er die Stadt nicht für eine Sanierung gewonnen hat. Niederlagen würden zum Leben gehören, meint er. „Ich bin aber froh, dass ich gemotzt habe. So habe ich anderen die Augen geöffnet dafür, wie wir mit historischer Bausubstanz umgehen.“