Die drei hinter der App: Bhupendra Singh, Theodora Chatzipavlidis und Parashos Nikoloudis im AI xpress in Böblingen. Foto: Eibner-Pressefoto/Roger Bürke

Alleine reisen ist für viele Leute doof. Aber was, wenn niemand mit will auf den geplanten Trip? Oder wenn das Budget nicht passt? Das Start-up Travelout hat im Böblinger Softwarezentrum AI xpress eine App entwickelt, die da helfen kann.

Backpacking durch Thailand, aber keine der Freundinnen hat Urlaub? Ein Roadtrip durch die USA, aber niemand hat das Geld um mitzukommen? Und was, wenn der Partner immer in die Berge will, aber man selbst lieber an den Strand?

So ähnlich ging es Theodora Chatzipavlidis. Die 28-Jährige liebt es zu reisen. Oftmals reiste sie alleine, weil ihre Freunde in den Semesterferien arbeiten mussten. Oder sie machte sich auf den Weg mit irgendwelchen Leuten, mit denen es einfach nicht passte. „Ich war einmal für drei Wochen mit jemandem unterwegs und wusste schon an Tag eins: Das wird furchtbar“, sagt sie. Aber sie kam nicht mehr raus – die Reise war geplant, das Mietauto gemeinsam gebucht. „Da wurde mir klar, wie wichtig es ist, mit den richten Leuten zu reisen.“

Tinder, Facebook und Whatsapp taugen nicht zur Suche nach dem Reisebuddy

Sie probierte verschiedene Plattformen aus. Über Tinder kann man – neben Dates – auch Reisepartner finden. Aber: „Die Stimmung war oft total komisch“, sagt Chatzipavlidis. Mehr als 15 Millionen Menschen suchen in Facebook-Gruppen nach Reisepartnern, sagt sie. Und auch Whatsapp-Gruppen mit unzähligen Mitgliedern gebe es für diesen Zweck. Das Problem: Man schreibt rein, was für eine Reise man plant, dann kommt die nächste Nachricht – und schon ist die eigene vergessen.

Die Suche nach dem Reise-Buddy war also nicht nur für Chatzipavlidis ein Problem. Deshalb machte sie es zu einem Projekt in ihrem Finanzen- und Entrepreneurship-Studium in Nürtingen: Was, wenn man per App den perfekten Reise-Buddy finden könnte?

Ein paar Jahre später sitzt sie mit Parashos Nikoloudis und Bhupendra Singh im AI xpress in Böblingen. Gemeinsam haben die drei Chatzipavlidis Problem zu ihrem Job gemacht und ein Start-up gegründet: Travelout. Im AI xpress nahmen sie an einem Programm für Start-ups teil, das sie bei unterschiedlichen Themen wie Marketing, Steuern und dem Businessmodell unterstützt. Dafür hatten sie sich vor allem beworben, um technisch weiterzukommen – und weil Böblingen von ihren Wohnorten in der Region Stuttgart nicht allzu weit weg war.

Bis zu diesem Punkt ist viel passiert. Nach ihrem Abschluss an der Universität suchte Theodora Chatzipavlidis ein Team für ihre Idee. Parashos Nikoloudis lernt sie im Stuttgarter Nachtleben beim Feiern kennen, nachts um 2 Uhr. Er kümmert sich jetzt viel um das Netzwerk, später wird er die operativen Geschäfte leiten. Den Dritten im Bunde trifft Chatzipavlidis bei einer Netzwerkveranstaltung. Bhupendra Singh arbeitet im Bereich der Künstlichen Intelligenz (KI) und kennt sich technisch aus. Das Team ist komplett.

So sieht die App später aus. Foto: Travelout

Die Idee der App technisch umzusetzen, das ist Singhs Part. „Wir dachten, so eine App könnte man an einem Tag entwickeln“, sagt die junge Unternehmerin und lacht. Falsch gedacht. „Das, was man von einer App sieht, ist nur die Spitze des Eisbergs“, sagt Singh. Damit die App rund läuft, muss im Hintergrund viel entwickelt werden – je mehr Leute die App nutzen, desto komplexer wird es. Das ist auch bei anderen Plattformen so: „Bei Instagram steht die Plattform schon seit Jahren und es arbeiten immer noch Tausende dort, um sie weiterzuentwickeln“, sagt er.

In der App erstellen Nutzer sich zunächst ein Profil mit Fotos, dem Alter und ihren Vorlieben fürs Reisen. Lieber in den Hostel-Schlafsaal mit zehn Betten oder ins All-inclusive-Hotel? Nur mit Menschen des gleichen Geschlechts und im ähnlichen Alter? Reiseziele? Budget? Plant man eine konkrete Reise, kann man auch die in der App anlegen. Dann schlägt die KI passende Profile vor. Was folgt, kennt man von Tinder, Bumble und ähnlichen Apps: Man swipt. Wenn beide nach rechts wischen, entsteht ein Match.

Aber wie kann man sicher sein, dass sich hinter der vermeintlich 28 Jahre alten Nutzerin in Wirklichkeit kein 60-jähriger Mann versteckt? Sicherheit war auch für das Travelout-Team ein wichtiges Thema. Um sicherzustellen, dass hinter einem Profil ein echter Mensch steckt, wird die Handynummer verifiziert. Dann wird in Echtzeit ein Bild gemacht, das mit den angegebenen Daten abgeglichen wird. „So kann man erkennen, ob das Alter ungefähr hinkommt“, sagt Bhupendra Singh. Auch das Geschlecht lässt sich so verifizieren. Natürlich könne man auch immer einen Videocall aufsetzen.

Ob das Ganze funktioniert, testen ab März um die 500 Personen. Da geht die Testphase los. Für zwei bis drei Monate können Tester die App ausprobieren und Feedback geben. Dafür konnte das Travelout-Team – auch durch die eigenen Reisevorlieben – Menschen auf der ganzen Welt gewinnen. Aus Mexiko, Neuseeland und ganz Europa sind Tester am Start. Voraussichtlich ab Juni geht die App dann an den Markt. Sie ist kostenlos erhältlich, wer sie ohne Werbung oder mit spezifizierten Features nutzen will, kann sich das per Abo freischalten.

Start-up – immer auf der Suche nach Investoren

Bis es wirklich losgeht, sind die drei noch viel am Organisieren, Netzwerken und Entwickeln. Dafür reisen sie auch viel. „Viele Start-ups sind zu Beginn sehr mit sich selbst beschäftigt und kümmern sich nicht um andere“, sagt die Gründerin. Für Travelout ist die Community aber unglaublich wichtig. Für Austausch, für Feedback – auch für Investoren. Denn natürlich ist das Start-up auf Gelder von anderen angewiesen, um den Traum von der perfekten Reise-App zu verwirklichen.