Die Stadtbücherei Kornwestheim hat nun wieder mittags geöffnet. Foto: Werner Kuhnle

Sechs Wochen ist es her, da musste die Stadtbücherei Kornwestheim (Kreis Ludwigsburg) ihre Öffnungszeiten einschränken. Jugendliche hatten mit Vandalismus für unhaltbare Zustände gesorgt. Nun hat sich die Situation beruhigt, dennoch ist das nicht das Ende.

Wer am Nachmittag in die Kornwestheimer Stadtbibliothek kommt, findet dort keinen Ort absoluter Stille. „Das ist auch gar nicht unser Ansinnen“, sagt die Leiterin der Einrichtung Mareike Petrovic. In dezenter Lautstärke darf man sich unterhalten. Durch die Gänge laufen immer wieder Kleingruppen Jugendlicher. „Wir sind ja froh die junge Zielgruppe zu erreichen“, sagt Petrovic. Seit 2019 leitet sie die Stadtbücherei in Kornwestheim, die zentral gelegen ist im K zwischen Rathaus, Marktplatz und Schulen.

Mitte Mai geriet die Bibliothek in den Fokus, weil man kurzfristig eine Schließung über die Mittagszeit beschloss. Grund war das Fehlverhalten einiger Jugendlicher. In der Mittagspause kam es immer wieder zu Vandalismus, Vermüllung und Beleidigungen. Eine Entwicklung, die schon länger Thema bei Bücherei, Rathaus und Schulen war.

Jugendliche kämpften zwischen Regalen

„Als ich dann einen Kampf von zwei Jugendlichen hier in der Bücherei hatte, war mir klar, dass wir etwas Spürbares unternehmen müssen“, sagt Petrovic. Der Ordnungsdienst der Stadt wurde gerufen und die Situation schnell geklärt. Als Reaktion auf die Eskalation wurde die Bücherei für vier Wochen in der Mittagszeit von 13 bis 14 Uhr geschlossen. Und heute? „Hat sich Vieles gebessert“, sagt die 31-jährige Bibliotheksleiterin. Natürlich spiele auch eine Rolle, dass die Jugendlichen nun bei sommerlichen Temperaturen ihre Mittagspause lieber draußen verbringen. Aber das Verhalten in der Bibliothek sei nun auch ein ganz anderes. „Wenn mal Füße auf der Couch sind, reicht nun ein Blick und die werden heruntergenommen“, berichtet Petrovic.

Mehr als 100 Jugendliche haben vor der Schließzeit ihre Mittagspause in der Bücherei verbracht. Die Zahl sei, bedingt durch das bessere Wetter in jüngster Zeit etwas heruntergegangen, aber die Räume im K sind weiterhin ein beliebter Treffpunkt. Auch andere Büchereien im Kreis Ludwigsburg hätten mit ähnlichen Problemen zu kämpfen. Dabei eint alle die Frage, wie man mit diesem Phänomen umgehen kann. Denn einerseits gab es in Kornwestheim Grenzüberschreitungen, andererseits wollen die Bibliotheken ja Orte der Begegnung sein.

Büchereileiterin Mareike Petrovic ist zufrieden mit der aktuellen Situation. Foto: Werner Kuhnle

Momentan ist Petrovic mit der Situation sehr zufrieden. Die Bibliothek ist weiter ein Anlaufpunkt, aber die Besucher halten sich an die Regeln. Der Vollzugsdienst der Stadt schaut öfter nach dem Rechten, hat aber seitdem die Bibliothek wieder über die Mittagszeit geöffnet hat, noch keine größeren Vorkommnisse festgestellt. Mit der aktuellen Ruhe gibt man sich in der Salamanderstadt aber nicht zufrieden.

Keine Verlagerung festgestellt

Das WLAN der Bücherei bleibt über die Mittagszeit abgeschaltet. Zudem arbeiten Schulen, Bücherei und Rathaus an weiteren Angeboten für Jugendlichen. „Während der Schließzeiten hatten wir zum Glück auch keinen Vandalismus an anderer Stelle im Stadtgebiet festgestellt“, sagt die Pressesprecherin des Rathauses Sandra Hennig. Das sei ein gutes Zeichen. Dennoch habe man erkannt, dass es an Angeboten und passenden Räumen für Jugendliche in der Mittagszeit fehle.

Die Stadtbücherei lädt auch zum Zeitunglesen ein. Foto: Werner Kuhnle

Ein alternativer Aufenthaltsort für die Schülerinnen und Schüler ist die „Oase“ der Philipp-Matthäus-Hahn-Gemeinschaftsschule (PMH). Aufgrund der Betreuung der jüngeren Schulkinder, die dort momentan zur Mittagszeit stattfindet, steht diese den älteren Schülerinnen und Schülern aktuell nur bedingt zur Verfügung. Petra Dorenkamp, geschäftsführende Schulleiterin und Leiterin der PMH, hat jedoch angekündigt, dass ab dem nächsten Schuljahr eine Lösung angestrebt wird, die es den älteren Schülerinnen und Schülern ermöglicht, diesen Bereich wieder zu nutzen.

Zudem will man zum neuen Schuljahr unter anderem ein Projekt starten, bei dem freiwillige Schüler als Ansprechpersonen zwischen der Stadtbücherei und der Schülerschaft fungieren. Auch ein klassenweiser Zugang zur Bücherei werde geprüft, heißt es aus dem Rathaus dazu.