Die Basketballer vom Team Treffpunkt 89er sind mit Begeisterung bei der Sache Foto: Baumann

Für Doris Kretzschmar und ihr Team geht ein Traum in Erfüllung. In diesem Sommer, genau am 21. Juli um 10.05 Uhr, hebt ihr Flieger in Frankfurt ab und bringt sie und ihre zehn Basketballer nach ­Kalifornien.

Stuttgart - Für Doris Kretzschmar und ihr Team geht ein Traum in Erfüllung. In diesem Sommer, genau am 21. Juli um 10.05 Uhr, hebt ihr Flieger in Frankfurt ab und bringt sie und ihre zehn Basketballer nach Kalifornien. Dort werden sie Deutschland bei den Special Olympics vertreten. Bei diesem Wettkampf treten Sportler mit und ohne geistige Behinderung in 27 Disziplinen gegeneinander an. Die Special Olympics sind neben den Paralympics das zweite große internationale Turnier für Menschen mit Handicap.

„Die Vorfreude ist riesig. Seit wir im Oktober erfahren haben, dass wir nach L. A. dürfen, schweben wir auf Wolke sieben“, sagt Kretzschmar. Die Diplomsozialarbeiterin leitet den Sport-Treffpunkt des Caritasverbands Stuttgart und hat vor fünf Jahren das Unified-Team „Treffpunkt 89er“ gegründet. „Unified“ bedeutet „vereint“. In solchen Teams gehen Sportler mit und ohne geistige Behinderung gemeinsam auf Korbjagd.

Die Mannschaft hat beim deutschen Vorentscheid zu den Special Olympics in Düsseldorf mit vereinten Kräften die Goldmedaille gewonnen – war damit aber noch nicht automatisch für Los Angeles nominiert. Das letzte Wort hatte eine Expertenkommission. Sie bewertet nicht nur die rein sportlichen Erfolge, sondern berücksichtigt auch das Bemühen der Mannschaften, die Sportler mit geistiger Behinderung einzubinden. Die 89er haben in allen Belangen überzeugt.

„Das klappt bei ‚Treffpunkt 89er‘ wirklich ausgezeichnet“, sagt Mike Newton. Der Trainer koordiniert in Deutschland den Bereich Basketball für die Special Olympics. Durch die Nominierung der 89er übernimmt er ab sofort das Training als Headcoach. Ob sich der gebürtige Ire schon traut, für das Turnier in den USA ein sportliches Ziel zu formulieren? Newton:„Wir wollen alle gewinnen. Und es braucht mir auch keiner zu erzählen, dass es anders ist!“

Einer seiner wichtigsten Spieler auf dem Platz ist Florian Kuhn. Der 22-jährige Aufbauspieler hat eine geistige Behinderung und hilft der Mannschaft vor allem durch seine gute Übersicht und sein überragendes Ballgefühl. Die Vorfreude auf die USA ist ihm sichtlich anzumerken: „Das ist der Hammer“, sagt er stolz.

Nach der Freude über die Nominierung kommt aber erst mal harte Arbeit auf die Mannschaft zu. „Das Team muss jetzt vor allem Kondition trainieren“, sagt der neue Trainer Newton. Die 89er werden in L. A. viel unterwegs sein, wenig schlafen und müssen in den 15 Turniertagen mindestens sechs Spiele auf höchstem Niveau bestreiten. „Außerdem lastet auch ein hoher Erwartungsdruck auf dem Team“, sagt Newton.

Aus den Spielern will er deshalb ein homogenes Team formen. Mit nach Los Angeles kommen sechs Basketballer mit geistiger Behinderung (Athleten genannt) und vier ohne – sogenannte Partner. „Ideal ist eine Mannschaft, bei der alle ein ähnliches Alter und ein ähnliches Leistungsniveau haben“, sagt Newton. Das sei wichtiger als gute Einzelspieler. Denn die Bewertung der Spiele erfolgt nach einem ausgeklügelten Punktesystem.

Beobachter werten die Begegnungen nicht nur nach der Zahl der Punkte, sondern berücksichtigen auch das eventuell unterschiedliche Leistungsniveau der Mannschaften und wie sie ihre Athleten ins Spiel bringen. Eine wichtige Nagelprobe war das inklusive Basketballturnier in Nürnberg – eines der größten seiner Art in Deutschland. Die 89er konnten sich bei ihrer fünften Turnierteilnahme die Silbermedaille sichern. Nie haben die Zuffenhausener besser abgeschnitten, seit sie in Nürnberg 2009 das erste Mal angetreten sind. Für die Special Olympics in Los Angeles war das eine Nagelprobe nach Maß.