Die goldenen Handballjahre beim FC Barcelona könnten vorbei sein. Foto: AFP/Ina Fassbender

Jahrelang hat der Traditionsverein FC Barcelona über seine Verhältnisse gelebt. Das soll anders werden – und trifft vor allem Basketball und Handball, die bisher von der Fußballsparte quersubventioniert wurden.

Wenn die zahlreichen Touristen in Barcelona derzeit einen Blick auf das Stadion Camp Nou werfen wollen, verhindert ein großflächig darumstehender Bauzaun nebst Kränen dieses Unterfangen. Das Wahrzeichen des FC Barcelona befindet sich im Umbau. Was symbolisch steht für den Club, der in jüngster Vergangenheit häufig Schlagzeilen durch finanzielle Probleme gemacht hat, zuletzt wurde aufgrund einer „chaotischen Finanzierung“ sogar über einen Ausschluss aus der Champions League spekuliert.

Weshalb die Vereinsspitze versucht, die Reißleine zu ziehen. Das trifft auch die Profisparten Basketball und Handball, die bei Barça seit jeher fester Bestandteil sind. Die beiden Ballsportarten sind im fast schon legendären Palau Blaugrana zu Hause, einer in die Jahre gekommenen Arena, die ebenfalls noch der Spitzhacke zum Opfer fallen wird, aber zurzeit die Vereinsfarben hochhält.

Also Blau-Rot. Wobei sowohl im Basketball als auch Handball der Rotstift dominiert, weil Präsident Joan Laporta aus der finanziellen Not heraus verordnet hat, dass diese in der Vergangenheit ebenfalls als Aushängeschilder verhätschelten Sparten haushalten müssen. So wurde der Etat der Basketballer um satte 25 Prozent eingedampft, in Zahlen ausgedrückt von gut 40 auf 30 Millionen Euro pro Saison. Das ist zwar immer noch ein Jammern auf hohem Niveau (zum Vergleich: Der deutsche Branchenprimus Bayern München wird mit etwa 25 Millionen Euro taxiert), aber eben auch ein Beleg dafür, dass es die Vereinsspitze durchaus ernst meint. Zumal die Korbjäger – wie auch die des ewigen Rivalen Real Madrid – regelmäßig hohe Defizite einfahren und von den Kickern quasi quersubventioniert werden müssen.

Ein Superstar musste den Verein verlassen

Vor der Saison hat der harte Kurs selbst vor einer Ikone wie Nikola Mirotic nicht haltgemacht. Der ehemalige NBA-Profi hatte noch einen Vertrag bis 2025, der ihm jährlich fünf Millionen Euro (netto) garantierte. Der wurde aufgelöst, dafür mussten auch Rückstellungen gebildet werden. Nachdem ein geplantes Engagement in Belgrad dort bei den Fans auf wenig Gegenliebe stieß, geht der Wahl-Spanier nun für Olimpia Mailand auf Korbjagd, für die Hälfte des Gehalts. Trotzdem redet das Barça-Team – bei dem nun auch der Ex-Ludwigsburger Oscar da Silva mehr Spielzeiten bekommt – national wie international ein Wörtchen bei den Titeln mit.

Nicht viel anders verhält es sich bei den Handballern, obwohl die in der Zuschauergunst klar hinter Basketball rangieren. Dennoch betont der ehemalige Bundesliga-Trainer von Hannover, Manuel Ortega, dass es selbst unter diesen Umständen eine Ehre sei, für den besten Sportverein der Welt mit solch talentierten Spielern zu arbeiten. Allen voran Superstar Dika Mem, der von den Kürzungen ebenfalls nicht verschont blieb und zugab: „Das erste Angebot hat mir nicht zugesagt, aber die primäre Absicht war, hier zu bleiben. Ich hatte andere Optionen, bin aber froh, eine Lösung gefunden zu haben.“ Die lautet: Vertrag bis 2027. Barça ist und bleibt eben ein Privileg.

Hohe Kosten, wenig Zuschauer

Zumal gerade für die Handballer der Stressfaktor im Vergleich zur Bundesliga deutlich geringer ausfällt. Die Liga wird weiter mit links absolviert, der Fokus liegt klar auf der Champions League. Dennoch trennten sich die Katalanen schweren Herzens nach fünf Jahren von dem Franzosen Ludovic Fabregas, der zum Titelrivalen nach Veszprem wechselte, und dem kroatischen Spitzenverdiener Luka Cindric. „Wir müssen das Budget um etwa zehn Prozent kürzen“, hatte Sportdirektor Joan Marin eingeräumt. Das ist überschaubar, der Etat dürfte bei etwa 7,5 Millionen Euro gelegen haben.

Der deutsche Rekordmeister Kiel soll über 13 Millionen verfügen. Wobei die Zahlen auch aufgrund unterschiedlicher Steuersysteme nur bedingt vergleichbar sind. Zudem hat Kiel eine stets ausverkaufte Sparkassenarena mit 10 000 Plätzen, während sich im Blaugrana (Kapazität 7585) ein paar Hundert Menschen verlieren und selbst die internationalen Spiele kaum mehr als 3000 Zuschauer anlocken. „Es mag sein, dass wir in naher Zukunft viel härter arbeiten müssen und einen kleineren Kader haben, aber das hat auch positive Seiten, wie die Motivation der Spieler“, sagt Ortega. Bisher hält sich die Mannschaft sehr achtbar, ob es nochmals zum großen Wurf wie 2022 mit dem Gewinn der Champions League reicht, ist jedoch zumindest fraglich.

Durch den Umbau fehlen Zuschauereinnahmen

Aber das haben sie ja mit den Fußballern gemein, die zumindest vergangene Saison mal wieder einen überraschend satten Gewinn von 300 Millionen Euro verbuchen konnten. Doch der rückt aktuell in weite Ferne, weil durch den Stadionumbau große Zuschauererlöse fehlen. Der Schnitt hat sich von 83 206 Besuchern im Vorjahr quasi halbiert. Bis November 2025 spielt der Verein im eher ungeliebten Olympiastadion, dessen nur 50 000 Plätze kaum einmal ausverkauft sind. Da trifft es sich gut, dass die Mannschaft das Achtelfinale der Champions League verbucht hat, verbunden mit garantierten Einnahmen von 70 Millionen Euro.