Wer früh am See ist, hat noch gute Chancen, eines der 17 Tretboote zu leihen. Der Bootswart Jonathan Herold hilft beim Ein- und Aussteigen. Foto: Gottfried / Stoppel

Das erste richtig heiße Wochenende dieses Frühjahrs hat die Ausflügler aller Couleur massenweise ins Freie gelockt. Wir haben an einigen Hot-Spots vorbeigeschaut.

Boxenstopp in praller Sonne. Dieter Ott parkt sein Rennmotorrad, eine S1000R, auf dem Parkplatz am Ebnisee. Die 165 Pferdestärken dürfen nach dem hügeligen Ritt verschnaufen. Auch der 64-jährige Rentner gönnt sich und seiner Sozia Anna nach der Anfahrt von Steinenbronn (Kreis Böblingen) eine kurze Rast am Kiosk der Familie Wörner. Während der Motor seiner BMW abkühlt, erfrischt sich das Paar mit eiskalter Cola und einem alkoholfreien Hefe. „Wir sind gut vorbereitet“, sagt die Tochter des Hauses. Seit mehr als hundert Jahren ist der kleine Holzbau am See mit seinen schweren Eichentischen ein Anziehungspunkt für Ausflügler aus nah und fern. Die Biker wissen heiße Rote, gekühlte Getränke und den schnellen Service zu schätzen.

Biker drehen eine Kurve zum Ebnisee

Schnell mag es auch Cedric Schönenberger. Der junge Mann aus Stuttgart liebt einen heißen Reifen. „Da ist das Wetter heute ideal“, sagt er. „Je wärmer, desto sicherer.“ Bei Kälte sei auch der Bremsweg länger, erklärt er. Nebenan wartet seine KTM 890 Duke R, dass die Fahrt weitergeht. „Die Löwensteiner Platte ist unser nächstes Ziel, ebenfalls ein beliebter Bikertreff.“ Gefahren wird selbstverständlich via Sulzbacher Steige.

Mit von der Partie sind an diesem Samstag auch Tia Laßlop und Luis Hermenau. Der 22-Jährige aus Remseck liebt die Ausfahrten auf seiner Triumph Street Triple X. „Die Tour zum Ebnisee ist meine Lieblingsstrecke. Die Gegend ist wunderschön.“ Und selbst wenn die Sonne vom Himmel glüht; Lederkombi muss sein, sagt er. „Einmal bin ich nur in T-Shirt, kurzer Hose und ohne Handschuhe bei Tempo 60 gestürzt.“ Das passiert ihm nicht noch mal. „Ich hatte echt Glück und bin mit ein paar Schürfwunden davongekommen.

Erste Sonnenanbeterinnen im Bikini

Derweil liegen Alica und Mia im Bikini am Seeufer und wärmen sich in der Sonne auf, ehe sie auf ihr zwei Meter langes, aufblasbares Standup-Paddle steigen. Die Fahrt auf dem Surfboardähnlichen Vehikel ist mitunter eine wacklige Angelegenheit. Da sind ungewollte Abstiege ins noch sehr kalte Wasser einkalkuliert. Aber den beiden jungen Frauen ist nicht bang. „Wir fahren damit schon seit fünf Jahren.“ Und selbst im Falle eines Falles: es ist doch nur Seewasser, wenn auch eiskaltes. „Genau gemessen haben wir die Temperatur nicht“, sagt Alica. „Aber mit der Hand gefühlt, und es ist schon noch sehr kalt.“ Man kann es kaum glauben: Schwimmen gehen wollen sie an dem Tag trotzdem.

Die ersten wären sie in diesem Jahr allerdings nicht, weiß der Bootswart Jonathan Herold. „Vergangenes Wochenende, als wir die Saison eröffnet haben, hab ich Schwimmer gesehen.“ Der junge Mann betreut den Bootsverleih der Familie Rader. 17 Tretboote, vier Ruderboote und im Sommer noch fünf Standup-Paddles stehen zur Ausleihe parat. Die Boote seien für vier Erwachsene und zwei Kinder ausgelegt.

Bootsverleih angelaufen

Plusminus. Fest stehen indes die Schlusszeiten. „Um 20 Uhr müssen alle Boote wieder zurück sein.“ Außerhalb der Ferien stehen er und seine Kollegen samstags und sonntags von 12 bis 20 Uhr, im Sommer schon ab 11 Uhr bereit, um Bootsfahrer glücklich zu machen – ob die sich nun in die Riemen legen oder in die Pedale treten wollen. Wer die Waden lieber schonen möchte und Kapitän nur für eine halbe Stunde sein möchte, zahlt neun Euro. „Man kann die Boote so lange mieten wie man mag“, erklärt Herold. Den Rekord halte eine Familie aus Indien. „Die waren von 11 bis 20 Uhr mit dem Tretboot draußen.“ Um für die nötige Abkühlung zu sorgen, hatte ihr Boot eine Rutsche montiert. Von Abkühlung träumt Jonathan Herold an heißen Tagen auch. „Wir stehen im Zweifel den ganzen Tag lang in der Sonne. Da hilft nur Sonnencreme und viel trinken.“

Doch so ganz ohne Essen kommt man auch an einem sonnigen Wochenende wie diesem nicht über die Runden. Das finden auch René Hoffmann und Uwe Peter Koch. Aus Schwäbisch Gmünd und Göppingen sind sie mit dem 49-Euro-Ticket und einem Einweggrill am Ebnisee angelandet. „Wir wollen die schönen Ecken im Land kennenlernen“, sagt Hoffmann. Und hier gefällt’s ihm. „Ich stamme aus Flensburg. Wo ich Wasser seh, geht es mir gut“, sagt er und schaut nach seiner Bratwurst, damit er nicht doch noch schwarz sieht.

Ohne Schweiß kein Eis

Ohne Schweiß kein Eis, heißt einige Kilometer weiter die Devise auf dem Marktplatz in Urbach. Aus 14 selbst gemachten Sorten im Eiscafé „M 1“, darf sich der Dreijährige Jahmiel was zum Schlecken aussuchen. Oma Antonella Dell’Anna spendiert nach dem Ausflug zum Wasserspielplatz ein Eis nach Wahl. Und so verlockend die Neukreation des Hauses, Feige-Walnuss, auch aussehen mag – Jahmiel bestellt ein Kugel Mango.

Um Kugeln ganz anderer Art dreht sich alles für Oskar Katsaras. Der tapfere Bub wandert wie viele andere Kinder an diesem Wochenende den steilen Anstieg zur Urbacher Murmelbahn hoch, hat sich davor für 50 Cent eine Kugel aus dem Automaten gelassen, um diese über die schon etwas in die Jahre gekommenen Holzrinnen zu jagen. Man ist auch sonst gut vorbereitet: Die Großeltern Bettina und Joachim Reichle haben Sandwiches dabei, die Eltern Sina und Janni Katsaras gekühlte Getränke. Der kleine Oskar will davon erstmal nix wissen. Da mag es noch so warm sein – für ihn ist heute nichts cooler als die Murmelbahn!