Sonnenschutzmittel sollte tagsüber immer wieder aufgetragen werden. Foto: imago/Cavan Images

Kinder brauchen in den Sommermonaten einen guten Schutz vor schädlicher UV-Strahlung. Doch welche Cremes sind geeignet? Und schützt UV-Kleidung nicht viel besser? Das sagen Fachärzte und die Stiftung Warentest.

Jedes Jahr nehmen Kliniken Kinder stationär auf, weil sie einen solch schweren Sonnenbrand erlitten haben, dass die Wundversorgung unter Narkose stattfinden muss. Die Gefahr von Hautschäden aufgrund der UV-Strahlung wird weiterhin unterschätzt, warnen Dermatologen. Insbesondere Kinder sollten daher gut geschützt werden. Das gelingt auch mit wenig Geld, heißt es seitens der Stiftung Warentest, die regelmäßig Sonnenschutzmittel auch speziell für Kinder untersucht. Ihre Ergebnisse und weitere Tipps für Eltern gibt es in dieser Übersicht:

Warum brauchen Kinder besonders viel Schutz vor UV-Strahlung?

Kinderhaut ist die empfindlichste Haut mit einer minimalen Eigenschutzzeit gegen UV-Strahlung, erklärt Uwe Schwichtenberg vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen. „Die UV-empfindlichen Stammzellen liegen bei Kindern sehr viel dichter unter der Hautoberfläche und sind den UV-Strahlen stärker ausgesetzt.“ Daher reagiert die Haut in jungen Jahren besonders empfindlich auf die ultravioletten Strahlen der Sonne. „Leider verfügen wir über kein Warnsystem, das uns vor zu viel UV-Belastung warnt“, sagt der Bremer Dermatologe. „Wird die Haut rot, ist es bereits zu spät und die Haut bereits erheblich geschädigt.“ Sonnenbrände sollten unbedingt vermieden werden.

Wie gut schützen die Sonnencremes speziell für Kinder?

Die Stiftung Warentest hat aktuell 19 handelsübliche Sonnencremes für Kinder getestet – mit dem beruhigenden Ergebnis: „Die meisten Produkte schützen sehr zuverlässig vor schädlicher UV-Strahlung“, sagt Lea Lukas, Kosmetikexpertin der Zeitschrift „Test“. Die Testsieger waren die Produkte Cien Sun Kids von Lidl für knapp drei Euro und das Sunozon Kids Sonnenspray von Rossmann für 1,68 Euro pro 100 Milliliter. Es gibt aber auch vier Produkte, von denen keines die Schutzversprechen einhält: Zwei aus der Naturkosmetik von den Herstellern Biosolis und Ey bieten keinen angemessenen Schutz vor den UVA-Strahlen. Zwei weitere Produkte unterschreiten den Schutz vor UVB-Strahlung: Das Naturkosmetikprodukt von Mabyen, sowie das Produkt Sundance von der Drogeriekette DM.

Braucht es unbedingt spezielle Sonnencreme für Kinder?

Nein, sagt Lea Lukas von der Stiftung Warentest. „Kinder können auch ganz normale Sonnencreme verwenden.“ Der Vorteil der Kinder-Sonnencremes: Sie sind häufig parfümfrei und enthalten somit keine Duftstoffe, die Allergien auslösen können. Außerdem sind die Verpackungen oft kindgemäß gestaltet, was bei Kindern die Motivation erhöhen könnte, die Cremes auch zu verwenden.

Kann die Sonnencreme vom vergangenen Jahr verwendet werden?

Lea Lukas rät, sich dabei auf seine Sinne zu verlassen: Riecht die Creme schon unangenehm, dann sollte sie in den Müll. Gleiches gilt, wenn sich in dem Produkt wässrige und ölige Bestandteile absetzen. Auch Produkte mit dem UV-Filter Octocrylen sollten nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums weggeschmissen werden: Wissenschaftler haben nachgewiesen, dass Benzophenon ein Abspaltprodukt dieses Filters ist – unter anderem, wenn die Sonnencreme lange gelagert wird. Benzophenon gilt als möglicherweise krebserregend. „In den getesteten Kindersonnencremes ist kein Octocrylen enthalten“, sagt Lea Lukas.

Wie oft sollten Kinder eingecremt werden?

Sonnenschutzmittel sollten tagsüber immer wieder aufgetragen werden – insbesondere nach dem Baden oder Planschen. „Wir sehen die Bezeichnung ‚wasserfest’ sehr kritisch“, sagt Lea Lukas von der Stiftung Warentest. „Denn auch diese Mittel können abwaschen und die Schutzwirkung einbüßen.“ Aber Achtung: Erneutes Eincremen verlängert nicht die Tageshöchstdosis der UV-Strahlung, die Kinderhaut verträgt, warnt der Dermatologe Schwichtenberg. Wichtig sei auch zu beachten, dass die Sonnencreme erst eine halbe Stunde nach dem Auftragen und längstens zwei bis drei Stunden ihre Schutzwirkung aufrecht erhält.

Was tun, wenn sich die Kinder nur widerwillig einschmieren lassen?

Am besten Produkte nehmen, die sich gut auf der Haut verteilen – lautet der Rat von Lea Lukas. Das tun nicht alle Produkte im Test: Kritik gibt es bei der Lotion von Lavera, die sehr dickflüssig ist, sodass sie kaum aus dem Pumpspray austritt. Die Creme von Paediprotect zerfiel in wässrige und ölige Bestandteile. Das Alverde Sonnenbalsam von DM wiederum hinterlässt einen ausgeprägten weißen Film auf der Haut.

Lieber UV-Shirts statt Eincremen?

Der Berufsverband der Deutschen Dermatologen beurteilt solche Kleidungstücke als sinnvoll. „Grundsätzlich bietet Kleidung aus dicht gewebten Materialien zusätzlich Schutz und kann UV-Licht abhalten“, heißt es seitens der Stiftung Warentest. Allerdings müssen freie Körperstellen wie Gesicht, Hand- und Fußrücken dennoch gut eingecremt werden, sagt Lea Lukas.

Wie können Kinder sich zusätzlich schützen?

Die pralle Sonne in der Zeit zwischen 11 und 16 Uhr sollte vermieden werden, sagt Uwe Schwichtenberg. Schatten biete zwar einen Schutz. Aber Achtung: „Schatten reduziert die UV-Belastung nicht sehr gut“, so der Dermatologe. Ein Aufenthalt im Freien, besonders am oder im Wasser, ist am frühen Morgen oder späteren Nachmittag weit weniger belastend für die Haut.