Wendrsonn muss die bisherige Sängerin Biggi Binder ersetzen. Foto: Wendrsonn

Das nächste Jahr bringt große Veränderungen für die Schwaben-Folk-Rock-Gruppe. Die Sängerin verlässt die Band, um sich künstlerisch neuen Herausforderungen zuzuwenden.

Marbach - Vielen Wendrsonn-Fans wird die Nachricht in Trauer stürzen: Biggi Binder verlässt zum Jahresende die Band, mit der sie 15 Jahre gemeinsam durch die Lande tourte. Hundert Konzerte, sechs CD´s und eine Menge Auszeichnungen gehören zum Portfolio der Schwaben-Folk-Rock-Gruppe, die etwa vom Sender SWR1 als „beste und originellste Mundartband südlich des Mains“ bezeichnet wurde.

Und diese Band hatte mit Biggi Binder eine Sängerin gefunden, die über die lokalen Grenzen hinaus Bekanntheit und große Beliebtheit erfahren hat. „Gemeinsam mit ihr ging es richtig ab“, erklärt Markus Stricker, Kopf und Songwriter der Band, der Biggi Binder wie folgt zitiert: „Mir wurden durch Wendrsonn Flügel verliehen.“ Doch was treibt den weiblichen Wendrsonn-Star an, sich von dem loszusagen, was über ein Jahrzehnt lang zu dessen künstlerischer DNA gehörte?

Schmerz und Verständnis beim Bandleader Markus Stricker

„Ich will aus der Tretmühle heraus, um eigene, neue Projekte verwirklichen zu können“, sagt die inzwischen 47-Jährige, die offensichtlich durch die Coronakrise angeregt über ihre künstlerische Zukunft nachgedacht und schließlich Weichen gestellt hat. Den Wunsch, selbst mehr eigene Songs zu schreiben, realisierte sie. Bereits vorhandene Musiker-Kontakte und Projekte wurden im Lockdown zudem intensiviert, und für Neues öffneten sich unerwartet die Türen. „So wurde ich darauf angesprochen, ob ich an einem Balkonkonzert teilnehmen wolle.“ Diese fruchtbare Zusammenarbeit mit der Gitarristin Barbara Gräsle ergab dann ein weiteres Projekt. „Und so ging es weiter“, schildert Biggi Binder die Neuorientierung, die in ihr den Wunsch freisetzte, sich musikalisch Neuem widmen zu wollen. „Denn die Dinge, die ich mache, möchte ich richtig machen – und dazu brauche ich auch die Zeit.“

Markus Stricker indes weiß, wie hart es in den letzten Jahren zuging. „2019 haben wir auf über 50 Konzerten gespielt, da bleibt nicht mehr allzu viel Lebensqualität übrig“. Stricker kann den Entschluss Binders deshalb gut verstehen und sagt: „Alles ist endlich“. Ihm ist bewusst, dass „wir jetzt aus unserer Komfortzone heraustreten müssen“ und hofft, dass dieser Neuanfang einen kreativen Schub für alle bedeute. „Ich finde ihren Schritt irgendwie toll. Sie soll ihren Weg unbedingt gehen“, sagt Stricker, fügt jedoch hinzu: „Es schmerzt. Wendrsonn wird ihre Biggi vermissen. Ihr liebevolles, heiteres Wesen, ihre stimmliche Klasse, ihre Bühnenpräsenz und ihr großes musikalisches Potenzial. Doch auch das gilt: Es geht etwas kaputt, wenn man seine Kreativität nicht ausleben kann und ich wünsche ihr sehr, dass sie ihre eigenen Sachen macht.“

Die Band hat bereits eine Nachfolgerin in Aussicht

Die Chance zur Weiterentwicklung steht auch bei Markus Stricker obenan: „Ich liebäugle mit einem Kleinkunstprojekt. Eine Melange aus Volksliedern, Wendrsonn-Songs, Sagen, Märchen und Geschichten aus unserer Gegend“, führt der wortgewandte Songwriter aus, der ebenfalls eine Veränderung in seinem Künstlerleben begrüßen würde. „Es ist Segen und Fluch zugleich“, konstatiert Stricker die Situation, die die Band auch nach einer neuen Sängerin suchen lässt. „Wir sind in Gesprächen“, so Stricker, der weiß, dass es „menschlich wie künstlerisch passen muss, um die Emotionalität auf der Bühne rüberzubringen. Biggi und ich haben nun mal perfekt harmoniert“. Klar aber sei, „ein Typ wie Biggi darf es nicht sein. Es muss etwas ganz anderes werden, sonst würde die neue Sängerin immer mit ihr verglichen werden“. Wie es derzeit aussieht, hat Wendrsonn ein Eisen im Feuer: „Sie brennt förmlich dafür!“