Wann kann das neue Frauenhaus im Kreis Böblingen gebaut werden? Foto: picture alliance/dpa/Maja Hitij

Die Zusage des Bundesfamilienministeriums, das 5,6-Millionen-Projekt im Kreis Böblingen finanziell zu unterstützen, lässt auf sich warten.

Bekommt der Landkreis Böblingen wieder ein Frauenhaus? Die Hoffnung haben zuletzt einen jähen Dämpfer erlitten, weil der Bundeszuschuss zu dem 5,6-Millionen-Euro-Projekt auf sich warten lässt. Nachdem Landrat Roland Bernhard deshalb einen Brief an das Bundesfamilienministerium geschrieben hatte, haben sich zuletzt auch die Böblinger Bundespolitiker Jasmina Hostert (SPD) und Marc Biadacz (CDU) zu Wort gemeldet.

Ungeduld und Unverständnis

Das Bundeskriminalamt hat jüngst erneut einen deutlichen Anstieg bei den Fällen häuslicher Gewalt registriert. Der neue Lageplan verzeichnet eine Steigerung um etwa neun Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Das sei erschreckend, betont Hostert. Daher sei es enorm wichtig, Schutzräume für Frauen zu schaffen. Und die SPD-Bundestagsabgeordnete macht dem Landkreis Hoffnung. „Das Böblinger Frauenhaus hat auf allen Ebenen höchste Priorität“, sagt sie nach zahlreichen Gesprächen in Berlin, dem Landratsamt und der für die Finanzierung neuer Frauenhäuser zuständigen Landesebene. „Die Bundesministerin hat bei der Vorstellung des Lageberichts bekräftigt, dass die Lücken im Netz der Frauenhäuser und Beratungsstellen geschlossen werden sollen“, so Hostert. „Das begrüße ich ausdrücklich und erwarte ein klares und zügiges Zeichen hinsichtlich der Finanzierung.“

Dass es bislang keine Förderzusage des Bundes für ein neues Frauenhaus im Kreis Böblingen gibt, ärgert auch Marc Biadacz (CDU). Er hatte eine offizielle Anfrage an die Bundesregierung gestellt, um mehr Informationen über den Zeitplan und die Fördermittel des Bundes zu bekommen. Die Antwort sei jedoch nicht aussagekräftig ausgefallen, so der CDU-Abgeordnete. Er kritisiert das Zögern der Bundesregierung: „Ein solches Frauen- und Kinderschutzhaus muss gut geplant werden“, betont er. „Neben dem Bau muss der Träger vor allem wissen, wann er nach Fachpersonal Ausschau halten kann – in Zeiten des Fachkräftemangels keine Nebensächlichkeit.“

Zeit ist Geld

Ins gleiche Horn stößt die Frauenunion . „Es ist unerträglich“, so die Kreisvorsitzende Regina Dvorak-Vucetic, „wie die Finanzierung zu diesem wichtigen Thema immer wieder verschoben wird.“ Durch die Verzögerung kämen wahrscheinlich auch noch erhöhte Baukosten auf den Landkreis zu, wenn das Projekt irgendwann doch starten kann.

Seit 2011 gibt es im Landkreis kein Frauenhaus mehr. Damals schloss der Verein „Frauen helfen Frauen Kreis Böblingen“ sein autonomes Frauenhaus in Sindelfingen aus wirtschaftlichen Gründen. Im Frühjahr 2021 beschloss der Landkreis ein eigenes Frauenhaus zu bauen. Das Grundstück für eine Einrichtung mit 16 Wohneinheiten existiert in Herrenberg bereits. Als Träger ist das Waldhaus Hildrizhausen vorgesehen. Doch die Zusage für den Bundeszuschuss fehlt eben noch.