Trekking mit Schneeschuhen Foto: tza (Tiroler Zugspitz Arena)

Teure Skipässe, Schlange am Lift? Tiroler Zugspitzarena setzt auf andere Erlebnisse.

Schneidige Abfahrten, Buckelpisten und Sprungschanzen im Funpark, aber auch Schlange stehen und Geschubse am Lift - das Kino im Kopf spult beim Thema Winterurlaub zumeist solche Bilder ab. Es geht aber auch anders. Die Tiroler Zugspitzarena setzt auf sanfte Wintererlebnisse.

Wir lassen Namlos hinter uns. Ja, Sie haben schon richtig gehört. Der Ort, an dessen Rand wir uns die Schneeschuhe angeschnallt haben, heißt Namlos. Nicht, weil den 95 Einwohnern nichts Besseres eingefallen wäre. Namlos heißt Namlos wegen seines ersten Siedlers namens Amels. Ein gotisches Wort, das für stark oder tapfer steht.

Auch wir sind heute gut drauf. Denn hier im Bergwanger- und Namlosertal ist die Welt noch in Ordnung. Eine glitzernde Schneehaube auf dem Kirchturm des Dorfs, eine tief verschneite Landschaft. Und Gerd, unser Wanderführer, stapft eine schöne Spur in den Schnee. Gleich hinter Namlos geht es bergauf in Richtung Rinnen. Das Wandern mit den Schneeschuhen hat trotz des Anstiegs etwas Besinnliches. Das Knirschen des Schnees, das leichte Auf und Ab beim Schritt, die Ruhe der Natur, der Blick auf eine grandiose Gebirgskette - recht schnell wird auch der gestresste Großstädter ein anderer Mensch.

Schneeschuhwandern schont den Geldbeutel

Gerd hält inne: "Ihr seht: Man sinkt nicht mehr als 25 Zentimeter ein. Ihr könnt also auch bei Neuschnee überall laufen." Dann allerdings wird er ernst. "Genau darin liegt auch die Gefahr. Viele unterschätzen das Gelände und die Lawinengefahr." Anfänger, so rät er, sollten daher "auf jeden Fall mit einem Führer gehen".

Schneeschuhwandern, das kommt immer mehr in Mode. Gerd nennt einen Grund: "Viele wollen nicht die ganze Woche Ski fahren und suchen eine Alternative, manche auch die Stille." Zudem schont das Wandern mit dem Schneeschuh den Geldbeutel. Hier muss kein teures Liftticket gelöst werden.

Wer beim Marsch durch die Natur auch Tiere sehen will, muss still sein. Egal ob Gemsen oder Murmeltiere oberhalb der Waldgrenze oder Rothirsch, Rehe und Hasen auf der Lichtung: Bei Dauergesprächen der Wanderer nehmen die Tiere Reißaus. Dann führt uns Gerd an einen Schneehaufen hinter einer Holzhütte. An der Oberfläche stecken Schneekristalle, als ob sie jemand in den Schnee gepinnt hätte. "Das sieht gut aus, ist aber gefährlich", erklärt uns der 30-Jährige. "Wenn darauf jetzt neuer Schnee fällt, dann kann er sich nicht mit der alten Schneedecke verbinden." Eine gefährliche Mischung: Auf solchem Untergrund löst sich am ehesten eine Lawine.

Am Lift anstehen? Gibt es beim Langlaufen nicht

Nun packt Gerd seinen Rucksack aus. Ohne Lawinenpiepser, Lawinensonde und eine Metallschaufel geht er niemals auf Tour. "Der Schnee in der Lawine ist steinhart. Mit den bloßen Händen kommt ihr keine fünf Zentimeter tief." Die Schaufel ist also ein unbedingtes Muss. Und der Lawinenpiepser ist im Notfall der Lebensretter. Denn mit jeder Minute, die ein Verschütteter nicht gefunden wird, sinkt seine Überlebenschance um zehn Prozent. 200 bis 300 Euro kostet so ein Notfallset - eine Investition, die sich lohnt. "Im Winter kann man im Gebirge wunderschöne Touren machen, aber man muss halt auch die Restrisiken bedenken", meint unser Führer.

Als wir nach Namlos zurückkehren, fällt es uns nicht schwer, einen Gasthof zu finden. Es gibt in dem 95-Seelen-Dorf nur zwei, und wir entscheiden uns für das Kreuz. Es ist ein 400 Jahre altes Haus. Doch trotz seiner abgelegenen Lage haben im Kreuz schon prominente Gäste gegessen. Niki Hosp sowieso, denn die Weltmeisterin im Riesenslalom stammt aus dieser Region und kennt die Geheimtipps. Aber auch die Radsportlegende Edie Merckx, der Sportreporter Harry Valerien oder der verstorbene österreichische Schauspieler Walter Reyer (,,Sissi"-Filme, "Der Bergdoktor") ließen es sich schon in der urigen Stube schmecken.

Am nächsten Tag erproben wir eine weitere Variante des sanften Wintersports. Jetzt haben wir uns Langlaufskier angeschnallt. Die Loipe ist wunderbar eben, denn sie ist auf einem Golfplatz bei Lermoos angelegt. Auch diesmal stimmt die Kulisse. Wir blicken zur Zugspitze und zum Grubigstein und ziehen dort, wo im Sommer die Golfer übers Green schlendern, genussvoll unsere Runden. Entspannung pur - ganz ohne Schlange stehen und Stress.