Verbotsschild am Annasee. Am Sonntag war der See zudem gesperrt, Polizei und Ordnungsamt kontrollierten und erteilten Platzverweise.Eisvergnügen auf dem Ebnisee (links) und auf einer überfluteten Wiese in Schmidhausen. Foto: avanti

Der See wurde am Wochenende gesperrt – wegen einer zu dünnen Eisfläche und wegen Verstößen gegen die Corona-Verordnung. Bürger hatten sich zuvor an die Polizei gewandt. Am Ebnisee war dagegen Eislaufen möglich.

Beilstein - Schlittschuhlaufen auf einem See ist ein seltenes Vergnügen geworden. Und eines, das am Sonntag den Wintersportlern rund um den Beilsteiner Annasee verwehrt geblieben ist. Denn der See war mit Flatterband abgesperrt – Polizei und Ordnungsamt kontrollierten, dass niemand die Eisfläche betrat.

Etliche Kilometer weiter östlich dagegen zogen Menschen ungehindert ihre Bahnen auf dem Eis des Ebnisees. Das hätte sich die Gagernbergerin Julia Frank auch für den Annasee gewünscht und schrieb deshalb dem Beilsteiner Bürgermeister Patrick Holl einen Brief, um ihrem Frust Ausdruck zu verleihen: „Uns ist bewusst, dass man den See auf eigene Gefahr betritt. Aber ist es wirklich notwendig, den See von der Polizei überwachen zu lassen, weil das Betreten zu gefährlich sei, nachdem es tagelang tags- und nachts über richtig kalt war und der See zudem bekannterweise nicht tief ist?“, fragt sie darin. Dieses Vorgehen sei für viele Bürger Beilsteins und der Teilorte, mit denen sie gesprochen habe, nicht nachvollziehbar. „Ich bin eine Bürgerin der Stadt Beilstein, die ihren Kindern die Erfahrung ermöglichen möchte, unvergessliche Erlebnisse auf dem See zu sammeln (...). Müssen wir alles verbieten und uns überwachen lassen? Dürfen wir nicht mit einem gesunden Menschenverstand eigenverantwortlich Entscheidungen treffen?“, fragt Julia Frank weiter. So jedenfalls hält das die Gemeinde Kaisersberg, auf deren Gemarkung der Ebnisee liegt. „Der See wird von der Gemeinde grundsätzlich nicht zum Eislaufen freigegeben, und wir raten davon ab“, erklärt die Gemeindemitarbeiterin Natascha Göhringer. Man habe auch entsprechende Schilder aufgestellt. Aber: „Aktuell unternehmen wir noch nichts und appellieren an die Eigenverantwortung.“

Das allerdings sei keine Absolution für eine Gemeinde, argumentiert dagegen Beilsteins Bürgermeister Patrick Holl: „Man kann sich als Stadt praktisch nicht von der Haftung befreien. Im Zweifel müssen Mitarbeiter sogar persönlich haften.“ Und die Eisschicht sei mit drei bis vier Zentimetern relativ dünn gewesen.

Verbotsschilder, die die Bauhof-Mitarbeiter angebracht hätten, seien wiederholt entfernt worden. Und da zugleich schon am Samstag Bürger die Polizei informiert hätten, weil sich 80 bis 100 Personen auf dem See getummelt und dabei wohl auch gegen die Vorschriften der Corona-Verordnung verstoßen hätten, habe man reagieren müssen. „Wir wollen kein Spielverderber sein, aber wir können das nicht ignorieren“, erklärt der Rathauschef. Hinzu komme, dass der Annasee anders als der Ebnisee ein Naturdenkmal sei.

Laut dem Heilbronner Polizeipressesprecher Gerhard Olma hat die Gemeinde den See abgesperrt. Doch auch die Polizei sei verpflichtet zu handeln: „Wir sind für die Gefahrenabwehr für Leib und Leben zuständig.“ Im Übrigen habe man am Wochenende im gesamten Landkreis Heilbronn für mehrere Seen ein Betretungsverbot und Platzverweise ausgesprochen.

Im für den Ebnisee zuständigen Polizeipräsidium Aalen sieht man das Ganze anders: „Wir sind nicht der Gewässerwart, das ist Sache der Gemeinde“, erklärt ein Pressesprecher. Und auf Nachfrage, was mit möglichen Verstößen gegen die Corona-Verordnung sei, erklärt er, der See und der Schlittenhang würden „im Rahmen der normalen Konzeption bestreift“.

Im Landkreis Ludwigsburg wiederum wurden an mehreren Stellen Menschen vom Eis geschickt. Das berichtete Polizeisprecher Peter Widenhorn etwa vom gut besuchten Hohenhaslacher See nahe dem gleichnamigen Sachsenheimer Teilort. Manche Eisläufer habe man zweimal ansprechen müssen, bevor sie den Anweisungen Folge leisteten.

Der Monrepos-See bei Ludwigsburg ist ebenfalls nicht zum Betreten freigegeben. Er war aber auch nicht sehr gefragt, da das Eis dort bereits taute. Und den Kornwestheimer Stadtparksee hat die Polizeibehörde geräumt.