Geschäftsführer Kiesel entschuldigt sich, nimmt aber auch seine Angestellten in Schutz. Foto: Ines Rudel

Ende Oktober ist das Busunternehmen Schlienz nach zwei Vorfällen in Fellbach in die Kritik geraten. Nun bezieht der Geschäftsführer Stellung und bittet um Verständnis.

Nachdem im Oktober die siebenjährige Anna mit ihrem Roller an einer Bushaltestelle in Fellbach stehen gelassen wurde, war die Empörung bei ihren Eltern groß. Die Mitfahrt war ihr verwehrt worden, weil sie ihren Roller nicht alleine zusammenklappen konnte. Wenige Tage später wurde ein Passagier mit Gehbehinderung beim Ausstieg versehentlich in der Bustür eingeklemmt. Der Mann fiel zwischen Bus und Bordsteinkante.

Sowohl Annas Eltern, als auch der zweite Passagier zeigten sich enttäuscht von der mangelnden Empathie der Busfahrer und wandten sich an unsere Zeitung. Nun hat sich Erhard Kiesel, der Geschäftsführer von Schlienz, zu den Vorfällen geäußert. „Ich möchte mich dafür entschuldigen, dass hier ein siebenjähriges Mädchen stehengelassen wurde“, sagt Kiesel in einer Stellungnahme. So etwas solle eigentlich unter keinen Umständen passieren, und die Busfahrer und Busfahrerinnen des Unternehmens seien auch dahingehend geschult, Kinder nicht wegen Formalitäten stehenzulassen. Nach dem Vorfall seien sie nun nochmals darauf hingewiesen worden.

Zwischen Beförderungspflicht und Regelwerk

Trotzdem gebe es neben der Beförderungspflicht auch klare Regeln und Bestimmungen, an welche die Busfahrer im Arbeitsalltag gebunden seien. Tretroller wie der, den Anna dabei hatte, seien nur im zusammengeklappten Zustand erlaubt. Oft sei das Festhalten in einem fahrenden Bus auch schon ohne einen Roller schwierig genug. Ausgeklappte Scooter stellten deshalb ein Sicherheitsrisiko dar.

Zudem muss man beachten, dass der Busfahrer in diesem Fall ja nur die Wahl zwischen mitnehmen und stehenlassen hatte“, so der Geschäftsführer. Da Anna alleine an der Haltestelle war, habe es nicht die Möglichkeit gegeben, ihre Eltern auf das Problem aufmerksam zu machen. Da stelle sich ihm auch die Frage nach dem Thema Aufsichtspflicht – und ob ein siebenjähriges Mädchen morgens alleine an der Bushaltestelle warten sollte. Damit wolle er jedoch nicht von dem Fehler des Busfahrers ablenken. „Ich bitte einfach nur um etwas Nachsicht mit den Fahrern, die in ihrem Arbeitsalltag einen Dschungel an Anforderungen navigieren müssen.“

Erhebliche Unterschiede in der Darstellung

Bezüglich des zweiten Vorfalls berichtet Kiesel von erheblichen Unterschieden in den Darstellungen des Busfahrers und des Passagiers. Letzterer empörte sich unter anderem über eine ausgebliebene Entschuldigung des Fahrers, der ihn versehentlich in der Tür eingeklemmt hatte. Laut dem Busfahrer sei er von dem Mann, nachdem er ihm mit einem Passanten wieder auf die Beine geholfen hatte, wüst beschimpft worden. Zudem habe der Passagier wild mit seiner Gehhilfe gestikuliert, woraufhin der Fahrer wieder in den Bus gestiegen und weitergefahren sei.

Für Erhard Kiesel haben die beiden Vorfälle nichts miteinander zu tun, und er findet es ärgerlich, dass durch eine gesammelte Berichterstattung der gegenteilige Eindruck entstanden sei. Die Fehler seien zwar bedauerlich – aber zum Glück auch Ausnahmen im fordernden Berufsalltag der Busfahrer.