Brigitte Dethier Foto: LICHTGUT/Max Kovalenko

Frieder will sich umbringen. Keine leichte Kost, die Brigitte Dethier mit dem Schauspielnachwuchs inszeniert . Aber wie gehen die jungen Leute mit dem Thema um?

Brigitte Dethier hat viele Jahre das Junge Ensemble Stuttgart geleitet. Jetzt inszeniert sie im Wilhelma Theater „Auerhaus“ von Bov Bjerg mit dem Schauspielnachwuchs.

Frau Dethier, Sie waren lange Intendantin. Macht es einen Unterschied, ob man frei arbeitet oder als Chefin inszeniert?

Ja. Wenn man im eigenen Haus Regie führt, ist man anders mit dem Team verbunden und gibt es bereits ein gewisses Vertrauen, weil man die Leute selbst engagiert hat. Wenn ich jetzt an einem Haus arbeite, hat einen die Direktion eingesetzt – das macht einen Unterschied.

Es kommt jetzt im Wilhelma Theater – wie so oft – ein Roman auf die Bühne. Hat das klassische Schauspiel ausgedient?

Nein, das würde ich nicht sagen. Aber eine Produktion mit Studierenden hat viele Aufgaben zu erfüllen. Wie groß ist der Jahrgang? Wie ist die Verteilung zwischen männlich und weiblich? So sind wir auf die Dramatisierung von „Auerhaus“ gestoßen, weil Erzähltheater auch noch mal andere Anforderungen als ein Theaterstück stellt, wenn man in eine Figur ein- und aussteigt und sie nicht durchspielt.

Vermutlich werden auch Passagen erzählt und nicht gespielt?

Genau, die Studierenden erzählen zu sechst die Geschichte einer WG – ausgehend von Frieder, der lebensmüde ist und bereits einen Selbstmordversuch hinter sich hat. Seine Figur steht im Zentrum – und die anderen stützen das mit.

Das klingt nach harter Kost.

Ja, aber der Autor Bov Bjerg hat es geschafft, das total leicht zu schreiben und komödiantisch zu schreiben, sodass es überhaupt kein Depri-Stück ist. Es geht auch um die Achtzigerjahre und das erste freie Leben in einer WG, die anderes werden will als es die Eltern sind. Das ist sehr leicht geschrieben mit Momenten, in denen wir aber hoffentlich auch berühren.

Gehen die jungen Schauspieler betroffen oder routiniert mit dem Stoff um?

Sie nehmen die Rollen äußerst professionell. Der Unterschied bei Studierenden ist, dass es für manche die erste Bühnenproduktion ist. Da gibt es viel mehr Fragen zum Timing oder den Figuren und auch mehr technische Fragen als bei Schauspielern, die schon ein paar Jahre auf dem Buckel haben.

Können die Studierenden denn mit den 1980er-Jahren etwas anfangen?

Sie haben schon gefragt, was es mit ihnen zu tun hat, deshalb habe ich ihnen geraten, sich mal mit der Generation ihrer Eltern zu unterhalten. Natürlich gibt es Unterschiede zur Gegenwart, aber im Grunde ist es eine Geschichte, die heute genauso passieren kann: Eine WG zieht zusammen mit allen Höhen und Tiefen – und lebt sich wieder auseinander.

Auerhaus: Premiere am 6. Oktober, 19.30 Uhr im Wilhelma Theater