Beim Mähen mit der Sense kommt es auf die Technik und die Schärfe der Klinge an. Foto: Eva Herschmann

Die Sensenfreunde „Alter Kuhstall“ aus Kaisersbach haben zum zweiten Mal ein lustiges Wett- und Schaumähen mit der Sense veranstaltet. Der engagierte Freundeskreis will das bäuerliche Brauchtum am Leben erhalten.

Die Sonne sticht vom Himmel, die Temperaturen haben längst die 30-Grad-Marke geknackt. Doch die Stoppuhr kennt genauso wenig Erbarmen wie das Wetter. Die mehr als 20 Teilnehmerinnen und Teilnehmer geben alles in den Duellen um den perfekten Sensenschnitt. Schweiß und Glücksgefühle sind am Samstag beim zweiten Wett- und Schaumähen der Sensenfreunde „Alter Kuhstall“ aus Gmeinweiler freigesetzt worden.

Jeder mäht auf eigene Gefahr

„Jeder mäht auf eigene Gefahr“: Das gilt auch für Geli und Suse, die den Wettstreit um die beste Sensentechnik auf den ersten beiden für die Frauenkonkurrenz abgesteckten Flächen, jeweils 1,5 Meter breit und 7,5 Meter lang, eröffnen. Suse gibt mächtig Gas und ist als Erste fertig. Rund eine Minute hat sie gebraucht. Doch nicht allein die Zeit zählt, auch nicht bei den Profis, die ihre 4,5 Meter auf 7,5 Meter im Schnitt binnen zwei Minuten stutzen. Wenn die Helfer mit dem Rechen die Mahd zusammengerecht haben, wird die Qualität des Mähguts, die Länge des stehenden Grases und die Sauberkeit beim Klingen ziehen bewertet. Erst die perfekte Mischung macht den Sensenmeister oder die Sensen- meisterin von Gmeinweiler.

Initiiert haben den Wettstreit an der Sense Reiner Hinderer sowie die Brüder Uli und Harald Traub. Die Sensenfreunde „Alter Kuhstall“ sind ein verschworener Haufen, wenn es ums Mähen geht. „Wir wollen diesen bäuerlichen Brauch am Leben erhalten“, sagt Harald Traub, der den Wettbewerb am Samstag moderiert. 2019 haben die Sensenfreunde zum ersten Wett- und Schaumähen aufgerufen und gemeinsam mit den Gästen eine Mordsgaudi gehabt. Nach der pandemiebedingten Pause soll der Spaßwettstreit auf den mit Schnur abgesteckten Wiesenstücken – die, sollte sie gekappt werden, eine Runde Schnaps kostet – in ländlicher Idylle regelmäßig fortgesetzt werden.

Sie arbeiten in leicht gebückter Haltung und dabei doch locker und mit Schwung aus der Hüfte heraus: wusch, wusch. Bei denen, die es können, klingt es wie ein gleichmäßiges leises Rauschen, wenn die Sensenblätter im halbkreisförmigen Bogen flach über den Boden der Wiese gleiten, mit der Spitze leicht nach oben zeigend. Doch die Bedingungen an diesem Samstagmittag auf dem Wiesenstückle an der Heidenbühlstraße in Gmeinweiler sind nicht die allerbesten. „Das Gras ist viel zu trocken“, sagt Harald Traub von den Sensenfreunden, die Gastgeber der Gaudi-Veranstaltung sind. Besser ist es in den Morgenstunden, denn das noch etwas nasse Gras lässt sich am besten schneiden.

Doch wer Sensenmeister werden will, muss stutzen, wie das Gras wächst. Das gilt auch für Jörg Müller aus Schorndorf, der einen Teil seines steilen Stückles in Miedelsbach mit der Sense mäht. „Ich habe einen Aufsitzmäher, aber der macht Krach und ist meistens kaputt“, sagt er. „Meine Sense ist leise und funktioniert immer.“ Müller ist zum ersten Mal dabei, aus reinem Spaß und mit einer Sense, deren Blatt er aus Österreich importiert hat. Dem Steuerberater im Brotberuf geht es nicht ums Gewinnen, sondern darum, eine alte bäuerliche Tradition zu pflegen. „Ich finde es schade, dass die Menschen Fertigkeiten, die hunderte von Jahren getaugt haben, nicht mehr können.“

Der schnittige Spaß hat einen ernsten Hintergrund

Der schnittige Spaß hat auch für die Sensenfreunde einen ernsten Hintergrund. Sie wollen das Mähen mit der Sense als altes ländliches Brauchtum erhalten und an alle vermitteln, die es lernen wollen. Zum einen, weil das Mähen mit der Sense – möglichst nicht häufiger als zweimal im Jahr – eine artenreiche Blumenwiese mit Margeriten, Glockenblumen, Lichtnelken oder Thymian gedeihen lässt. Zum anderen, sagt Uli Traub, weil das Mähen mit der Sense Glücksgefühle freisetzt. Am Samstag setzt es auf alle Fälle viel Schweiß frei. Auch bei Jörg Müller, der sein Mäh-Duell auf Zeit gegen Michael aus Westhausen verliert, aber mit der Qualität der Mahd und der Sauberkeit des Schnittes punktet. Die Schärfe des Blattes sei entscheidend, sagt Müller, der seine Sense eigenhändig mit einem Schlagring dengelt. Wie auch die Schwung- und Führungstechnik. „Der Drehpunkt für die Bewegung ist die Hüfte.“

Die Tradition verpflichtet

Engagement
Die Sensenfreunde „Alter Kuhstall“ sind ein lockerer Haufen ohne Satzung und Vorstand. Anders als der 1. Sensenmähverein Baden-Württemberg 1999. Dessen Mitglieder nehmen an nationalen und internationalen Wettkämpfen – von Landes- bis hin zu Weltmeisterschaften – im Einzel- und im Mannschaftsmähen teil und organisieren selbst Titelkämpfe mit der Sense.

Aktivitäten
Der 1. Sensenmähverein bietet jährlich – oder auf Anfragen – Mäh-und Dengelkurse für Erwachsene. Außerdem sind die Mitglieder im „Auftrag des Alten Brauchtums“ regelmäßig in Freilichtmuseen, Heimatmuseen, bei Gläsernen Bauernhöfen, Traktortreffen oder Dorffesten zu Gast. www.sensenmaehverein-bw.de.