Einzelne Felder zwischen Schorndorf und Berglen haben unlängst deutlich sichtbare Schäden abbekommen Foto: 7aktuell.de/Kevin Lermer

Sind wilde Horden von Wildschweinen durch Schorndorfer Felder durchgepflügt? Förster und Jagdpächter sehen zurzeit keine Konflikte – der Obmann der Landwirte hat eine andere Erklärung.

Es sind Bilder der Verwüstung. Regelrechte Schneisen haben sich in landwirtschaftliche Felder bei Schorndorf-Buhlbronn und Berglen-Streich gefräst. Das Korn ist platt auf den Boden gedrückt. Für den Fotografen, der dies vor ein paar Tagen entdeckt und unserer Zeitung zugespielt hat, war klar: „Wildschweine bedrohen die Ernte in diesem Jahr. Ganze Horden pflügen nachts über die Felder und trampeln diese platt.“

Vor einigen Jahren Probleme mit Wildschweinen

Tatsächlich hat das Borstenvieh vor drei, vier Jahren im Raum Schorndorf nicht unerhebliche Probleme bereitet. Das bestätigt auch der Obmann der Schorndorfer Landwirte, Peter Rost. Da gab es Zeiten, in denen sich einige Jäger fast jede Nacht auf die Lauer legten, um die massiv angewachsene Population einzudämmen und deren regelmäßige Futtersuche auf den Maisfeldern der Landwirte zu unterbinden.

Das Engagement der Waidmänner kommt nicht von ungefähr, denn die Ausflüge der Schwarzkittel, für die ein Maisfeld so etwas wie ein gedeckter Tisch ist, können für die Jagdpächter ziemlich teuer werden. Ein Landwirt nämlich kann grundsätzlich einen Anspruch auf Schadenersatz für die Wildtierschäden geltend machen.

Doch in diesem Jahr seien die Schwarzkittel eher unauffällig, sagt Peter Rost, der im Bauernverband den Vorsitz des Ortsvereins Mittleres Remstal führt. Zumindest seien ihm bisher keine Klagen zu Ohren gekommen. Auch bei der Stadt Schorndorf sind laut Auskunft einer Sprecherin in jüngster Zeit keine Wildschäden geltend gemacht worden – auch nicht in dem konkreten Buhlbronner Fall.

Wie kommen die Schneisen in die Felder?

Wie aber kommen die Schneisen dann in die Felder? Peter Rost geht nach Durchsicht der Bilder von einem Sturm- oder Windhosenschaden aus. „In der kritischen Phase, solange der Getreidehalm noch nicht ausgereift und die Ähre schon voll ist, ist das Getreide anfällig dafür“, sagt der Mann, der im Schornbach einen Milchvieh- und Ackerbaubetrieb bewirtschaftet. Die Felder bei Buhlbronn und Streich, betroffen seien ein Roggen- und ein Wintergerstenacker, könnten wohl noch abgeerntet werden – allerdings sicherlich mit Verlust.

Der droht einigen Landwirten allerdings in diesem Jahr vermutlich auch ohne Wildschwein-Fraß beim Mais. Denn die Witterung werde vielen Kollegen einen Strich durch die Ernte-Rechnung machen, befürchtet Rost. Während das sehr nasse Frühjahr die Mahd verzögerte und die Einsaat in den klumpigen Boden schwierig gestaltete, sorgte die darauf folgende ausgeprägte Trockenheit dafür, dass auf manchen Feldern der Austrieb ausblieb. Rost berichtet von Äckern, auf denen auf 100 Quadratmetern Fläche gerade einmal zwei bis drei Maispflanzen gewachsen seien.

Ausfälle bei der Maisernte

Unter dem Strich müsse man wohl mit einem Ernteausfall von 50 Prozent rechnen, wenngleich manche Kollegen auch völlig verschont bleiben könnten. Lösslehmböden wie etwa die auf dem Schmidener Feld kämen mit diesen Bedingungen ganz anders zurecht. Ein Gutteil hingegen müsse sich jetzt überlegen, was man auf den Feldern nun noch machen kann, um die Maismissernte aufzufangen. Egal, wozu man sich entschließe, eines brauche es auf jeden Fall dringend: ausreichend Regen.

Und die Wildschweine? Deren Vermehrung habe ein nasskalter Spätwinter in gesunden Grenzen gehalten, lautet die Einschätzung von Dagmar Wulfes, der Leiterin des Kreisforstamts in Backnang. Deshalb seien auch ihr aktuell keine größeren Konflikte mit der Landwirtschaft bekannt. Allerdings könnte die anhaltende Dürre einige der Allesfresser in kommender Zeit durchaus vermehrt aus den Wäldern auf die Felder treiben, denn Wildschweine brauchten zur Futtersuche weiche Böden – und die Wiesen sind aktuell eher bockelhart.

Wiesenbüffel und Wiesenhobel

Aber wenn diese, insbesondere auch dann, wenn Obst von den Bäumen fällt, doch wieder zum Durchwühlen einladen? In Winnenden hat die dortige Jagdgenossenschaft vor Jahren dazu eigens ein Spezialgerät angeschafft. Der sogenannte Wiesenbüffel kann mit einem Traktor über die Fläche gezogen werden, um die Erde aufzulockern, einzusäen und gleich wieder zu glätten. Auch Grundstücksbesitzer aus der Nachbargemeinde Berglen können sich das Gerät im Bedarfsfall ausleihen. Im Gegenzug dürfen die Winnender Jagdgenossen den kleineren, etwas leichteren Wiesenhobel der Gemeinde ausleihen, der insbesondere für Streuobstwiesen besser geeignet ist.