Einer der vier Geehrten ist Heinz Rittberger. Foto: Michael Steinert

Vier ehrenamtliche Engagierte aus dem Stadtzentrum werden von Stadt und Städtetag geehrt.

S-Mitte - Seinen Humor hat Axel Clesle trotz des Ärgers nicht verloren. „Witzig ist’s“, sagt er, dass er an diesem Abend zu den Geehrten gehört. Die Stadt Stuttgart hat den Multi-Künstler Clesle mit ihrer Ehrenmünze ausgezeichnet, weil er sich als Regisseur und Organisator einer Theatergruppe engagiert, in der behinderte und nichtbehinderte Jugendliche gemeinsam auf der Bühne stehen. Die Ehrung steht im Gegensatz zur finanziellen Anerkennung seiner Arbeit. Erst vor ein paar Wochen hat der Gemeinderat Clesle die Zuschüsse aberkannt, mit denen eben jene Theatergruppe gefördert wurde.

Aber dies ist nicht der Anlass für kritische, sondern für lobende Töne. Gleich vier Ehrungen hat Veronika Kienzle, die Bezirksvorsteherin der Stadtmitte, an ehrenamtlich Engagierte zu vergeben. Damit dies kein kühler Handschlag plus Übergabe einer Urkunde wird, hat der Bezirksbeirat für diesen Tagesordnungspunkt eigens den Raum gewechselt, raus aus der Sterilität des Sitzungssaals, hinein in die relative Heimeligkeit eines Besprechungszimmers.

Heinz Rittberger ist der Zweite, dem Kienzle die Ehrenmünze übergibt, auch er „eine tragende Säule der Gemeinschaft“ im Stadtzentrum, wie Kienzle sagt. Rittberger sitzt seit 1989 im Kirchengemeinderat der Leonhardsgemeinde. Von den Innenstädtern kennen ihn aber auch etliche, die sich dem Christentum keineswegs verbunden fühlen. Rittberger ist Inhaber des Traditionsbetriebs „Seifen Lenz“ im Bohnenviertel, in dem es inzwischen so ziemlich alles zu kaufen gibt – auch Seife – zuzüglich freundlicher Worte, kommunalpolitischer und jeglicher anderer Diskussionen über das Wesen der Welt samt einem Rat zur Fleckenentfernung, wie die Bezirksvorsteherin erzählt. Nebenbei engagiert sich Rittberger in jüngerer Vergangenheit als Betreuer der Taubenschläge auf dem Dach der Leonhardskirche.

Karl-Stephan Quadt und Friedrich Neunhöffer ehrt der Städtetag für 30 beziehungsweise 20 Jahre politische Diskussionen – und damit gewissermaßen für Beharrlichkeit. Beide sind Bezirksbeiräte. Als solche „fühlen wir uns manchmal auch verraten“, sagt Kienzle – wenn Amtsleiter, Bürgermeister oder der Gemeinderat das unterste kommunalpolitische Gremium überstimmen. „Dann ist es wie der Drehtüreffekt“, meint die Bezirksvorsteherin. „Dann muss man noch mal kommen.“ Dem dürfte zumindest in dieser Runde niemand widersprechen wollen, schon gar nicht Quadt. Der nennt seine Dankesansprache „eine Lust- und Frustrede“.