Es taut sich schon oft genug auf der A8. Wenn S 21 auf den Fildern gebaut wird, kommt noch mehr Baustellenverkehr hinzu. Mancher Bezirksbeirat sieht das kritisch. Foto: privat

Die Lokalpolitiker haben über die Stellungnahmen der Stadt zu den S-21-Planungen für den Filderabschnitt debattiert. Die Plieninger Bezirksbeiräte befürworteten allein schon elf Ergänzungen einstimmig.

Filder - Mit heißer Nadel ist die städtische Vorlage für die S-21-Planungen für den Filderabschnitt 1.3 gestrickt worden. Durchaus kritisch nimmt die Verwaltung dabei zu verschiedenen Aspekten Stellung. Am Donnerstagabend hatten die Bezirksbeiräte aus Plieningen/Birkach, Vaihingen und Möhringen Gelegenheit, bei der gemeinsamen Sitzung im Möhringer Bürgerhaus ihre Einwände geltend zu machen. Die Stadt hatte dafür zahlreiche Fachleute aufgeboten, nur eine Handvoll Zuhörer interessierte sich aber für deren Ausführungen.

S-Bahn-Verkehr soll nicht beeinträchtigt werden

Baubürgermeister Matthias Hahn machte gleich zu Beginn der Sitzung deutlich, dass die Verwaltung an zwei Stellen der Vorlage nachbessern wird: „Wir wollen drinhaben, dass der S-Bahn-Verkehr nicht beeinträchtigt wird.“ Diese Garantie hatte zuvor auch schon die Region gefordert. Zugleich strebt die Verwaltung an, dass der Wegfall des Schienenbonus „vorsorglich in die Planungen aufgenommen wird.“ Bis dato ist es noch so, dass Schienenbauprojekte beim Lärmschutz bevorzugt werden. Diese Vergünstigung fällt aber Anfang 2015 weg.

Doch auch die Branddirektion hatte einige kritische Anmerkungen zu den Unterlagen. Diese stellte Stefan Eppinger vor. Der Branddirektion ist unter anderem daran gelegen, dass in die Tunnel Einsatzwagen fahren können und dass im Umfeld der Röhren ausreichend Löschwasser zur Verfügung steht. Das Konzept, das die Bahn präsentiert hatte, überzeugte auch die Bezirksbeiräte nicht. „Mir graust es vor diesem Evakuierungskonzept“, sagte etwa Grünen-Lokalpolitiker Martin Selje aus Plieningen. Auch seine Parteikollegin aus Möhringen, Petra Leitenberger, sah noch große Fragezeichen. Widerspruch vom Experten gab es nicht. „Da bin ich hundertprozentig bei ihnen“, sagte Eppinger.

Sorgen bezüglich weiterer Überlastung der A8

Gerhard Rotermund, beim Tiefbauamt für das Projekt zuständig, hielt zwar das Baulogistikkonzept für schlüssig, wies aber darauf hin: „Es muss auch planfestgestellt werden.“ Ganz wichtig dabei: Plieningen und Rohr sollen durch die Lastwagen nicht belastet werden. Dass 150 Transporter pro Stunde den Erdaushub wegfahren sollen, stieß auf Unverständnis. „Wie stellt man sich das denn vor? Die A 8 ist doch heute schon überlastet“, sagte etwa Martin Selje. Auch die Möhringerin Barbara Hummel (SÖS/Linke) und Herbert Olbrich (CDU) stießen ins gleiche Horn. Für den Plieninger Ulrich Berger (SPD) stand fest: Es muss verbindlich vorgeschrieben werden, dass keine Baustellenein- und -ausfahrt über die Echterdinger Straße möglich ist.

Stefan Haag vom Amt für Umweltschutz wies auf einige Fehler in den Unterlagen zum Thema Lärm hin. „Da ist wenig sorgfältig gearbeitet worden. Es fehlen auch Lärmkarten“, sagte Haag. Grünen-Bezirksbeirätin Kristin Wedekind aus Vaihingen empfahl den engen Radius an der Rohrer Kurve nicht aus den Augen zu verlieren: „Das quietscht da Tag und Nacht.“

Rüdiger Reinboth von den Grünen aus Möhringen äußerte Kritik an der Meinung der Stadtklimatologen, die keine Einwände haben: „Das ist ein massiver Eingriff.“ Hahn nahm die Experten in Schutz: „Ich habe noch nie erlebt, dass sie leichtfertig über so etwas hinwegsehen.“ Vielmehr seien sie vom Rest der Verwaltung gefürchtet.

Stadt schlägt Ausgleichsmaßnahmen vor

Wolfgang Maier vom Stadtplanungsamt wies darauf hin, dass der Flächenbedarf etwa 77 Hektar beträgt, davon sind fast 33,5 Hektar Ackerfläche. In den Unterlagen stünden aber zum Teil unterschiedliche Angaben. Eine Hausaufgabe, die Maiers Amt für die Bahn hat, ist, dafür zu sorgen, dass es mehr Ausgleichsmaßnahmen innerhalb der Gemarkungsgrenzen gibt. Bisher sind die unter anderem in Nellingen, Scharnhausen, Köngen und Bodelshausen vorgesehen. Geeignete Flächen zur Wiederaufforstung sieht die Stadt auf der Fläche zwischen dem Gewerbegebiet Fasanenhof, der A 8 und der B 27. Das rief aber den Widerspruch des landwirtschaftlichen Ortsobmanns von Plieningen, Helmut Gehrung, hervor: „Damit können wir nicht leben.“

Die Stadt schlägt aber noch weitere Ausgleichsmaßnahmen wie die Renaturierung der Körsch und des Ramsbachs sowie Querungshilfen über die Autobahn und die neue Bahntrasse vor. Gar nicht teilt die Verwaltung die Einschätzung der Bahn, dass kein Ausgleich für das Landschaftsbild und die Erholung notwendig sind, da der Filderraum ohnehin schon stark belastet sei. „Das ist fachlich fragwürdig“, sagte Maier. Schließlich könne man daraus auch genau das Gegenteil schlussfolgern. Die Auswirkungen auf den Langwieser See in Plieningen seien nicht abschließend zu bewerten. Gleichwohl gehen die Experten zum Beispiel von einer „Verschärfung der Hochwassergefahr“ an der Körsch aus.

Plieninger Bezirksbeiräte sind Spitzenreiter

Nicht nur die Fachämter hatten einige Anmerkungen zu den Unterlagen, auch die Bezirksbeiräte fassten nach den Erläuterungen Beschlüsse. Insgesamt waren es rund 20 Forderungen. Spitzenreiter waren in diesem Fall die Plieninger. Elf Ergänzungen befürworteten sie einstimmig. Dazu zählte etwa, dass keine Baustraße auf freiem Feld in Plieningen entsteht und dass keine Ausgleichsmaßnahmen auf Ackerflächen angelegt werden. Zudem wollen die Bezirksbeiräte geprüft haben, ob „die gesamte Einschleifung auf Plieninger Seite in bergmännischer Bauweise“ möglich ist, dass es keine Baustellenein- und ausfahrt über die Echterdinger Straße gibt und nördlich der Bahngleise „ein aktiver, flächenschonender Lärmschutz“ entsteht.

Die Möhringer Bezirksbeiräte votierten unter anderem dafür, dass die Bahn ein neues Lärmgutachten vorlegt und „landschaftspflegerische Maßnahmen“ in unmittelbarer Nähe des Vorhabens zeitnah umsetzt. Zugleich drängen die Bezirksbeiräte auf Querungshilfen und Grünbrücken sowie funktionierende Radwegeverbindungen. Ausschließen wollen die Lokalpolitiker auch, dass die Baufahrzeuge über die B 27 und den Fasanenhof fahren.

Die Vaihinger Beiräte begnügten sich mit weniger Forderungen. Dazu zählte, dass Radstrecken nicht beeinträchtigt werden dürfen und dass die Lastwagen nicht in den Hauptverkehrszeiten auf der A 8 unterwegs sind. Zugleich will man aufgenommen haben, dass am Vaihinger Bahnhof, der Ausweichhaltepunkt wird, mindestens ein Bahnsteig umgebaut werden muss.