Laut dem neuen IQB-Bildungstrend liegen die Mädchen im Fach Deutsch klar vor den Jungs – vor allem bei der Rechtschreibung. Foto: dpa

Sie bleiben doppelt so häufig sitzen wie Mädchen und beenden die Schule öfter ohne Abschluss: Jungs sind nach wie vor die Bildungsverlierer – auch in Baden-Württemberg. Und das Problem dürfte noch zunehmen.

Stuttgart - Jungs kommen in Baden-Württemberg immer noch deutlich schlechter mit der Schule klar als Mädchen. Das haben Recherchen unserer Zeitung zum internationalen Männertag an diesem Samstag (19. November) ergeben.

47 Prozent der Mädchen machen – und nur 37 Prozent der Jungs

Zum Teil ist der Rückstand sogar weiter gewachsen – trotz aller Ankündigungen der Politik, hier gegensteuern zu wollen. Laut den neuesten Zahlen von Statistischem Landesamt und Kultusministerium machen inzwischen 47 Prozent aller Mädchen eines Jahrgangs im Land Abitur. Bei den Jungs sind es nur 37 Prozent. Das sind zehn Prozentpunkte Unterschied. Im Jahr 2000 waren es nur drei Prozentpunkte.

Kluft bei der Rechtschreibung

Jungs bleiben auch öfter sitzen als Mädchen, verlassen die Schule doppelt so häufig ohne Abschluss und sind somit auch stärker von Arbeitslosigkeit betroffen. Auch die jüngste Bildungsstudie IQB, in der der Südwesten abgerutscht ist, offenbarte eine große Kluft der Leistungen zwischen Jungen und Mädchen. Vor allem bei der Rechtschreibung sind Jungs deutlich schlechter.

Junge männliche Flüchtlinge werden das Problem noch vergrößern

Laut der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) Jungenarbeit sind vor allem Jungs aus bildungsfernen Familien betroffen – oft mit Migrationshintergrund. Da viele Flüchtlingskinder zu dieser Gruppe zählen, dürfte das Problem laut dem Referenten der LAG, Michael Schirmer, noch zunehmen.

Abgeordnete fordert Konsequenzen

Die CDU-Landtagsabgeordnete Sabine Kurtz, in ihrer Fraktion Sprecherin für frühkindliche Bildung, zeigte sich von der Entwicklung alarmiert. „Es ist höchste Zeit, dass wir uns dem Problem stellen“, sagte sie. Kurtz fordert unter anderem mehr Lehrmaterial, das auch Jungen interessiert, sowie mehr männliche Lehrkräfte an Schulen. Inzwischen sind 79 Prozent aller Lehrkräfte an Grund- und Hauptschulen sowie 58 Prozent der Lehrer an den Gymnasien weiblich.