Frank Stäbler will auch bei den Europaspielen Grund zum Jubeln haben Foto: dpa

Er zählt zum Besten, was die deutsche Ringer-Szene zu bieten hat – auch bei den Europaspielen in Baku (12. bis 28. Juni), welche die Matten-Könige als Europameisterschaft nützen. Aber Frank Stäbler hat noch höhere Ziele: Bei der WM in Las Vegas will der Musberger aufs Treppchen.

Leinfelden-Echterdingen - Gewöhnlich ist bei Frank Stäbler (25) nur wenig. Der Ringer hat seinen ganz persönlichen Weg in die Weltspitze gefunden. Die besten Bedingungen für ihn sind ein vertrautes Umfeld und viele bekannte Gesichter. Alles andere ist zweitrangig. Doch bei den ersten Europaspielen in Baku, bei denen die Mattenkämpfer ihre Europameister küren, funktioniert das System Stäbler nicht.

Keine Familie, kein Freunde, kein Fanclub: Nur Heim-Trainer Andreas Stäbler (nicht verwandt oder verschwägert mit dem Ringer) begleitet ihn nach Aserbaidschan. „Optimal ist das bei den Europaspielen nicht“, sagt der Griechisch-Römisch-Ringer, aber dieses Mal gehe es eben nicht anders. Denn Baku ist nur der Auftakt in diesem Jahr – es ist eine EM zum Üben.

Nur sieben Wochen später steht der Musberger schon beim nächsten Großereignis auf der Matte: Bei den Weltmeisterschaften in Las Vegas – Stäblers Höhepunkt in diesem Jahr. Denn in Nevadas Wüste können die Mattenkämpfer zum ersten Mal Nationen-Quotenplätze für die Olympischen Spiele 2016 ergattern. Und einen davon will Frank Stäbler. „In die USA wird mich meine Familie wieder begleiten“, sagt Frank Stäbler.

Auch wenn die Europaspiele für Stäbler nicht das wichtigste Ereignis in diesem Jahr sind, große Ziele verfolgt er an diesem Samstag (ab 9 Uhr MESZ/Sport 1) dennoch. „Es gibt viele Faktoren, die ich nicht beeinflussen kann“, sagt er, aber „wenn ich auf der Matte stehe, will ich eine Medaille.“ Die Form jedenfalls passt, eine Schulterverletzung, die ihn fast ein Jahr gehandicapt hat, scheint verheilt zu sein, „und ich bin in einer guten Verfassung.“ Die Voraussetzungen sind aber auch auf der Matte andere.

Stäbler startet nicht in der Gewichtsklasse bis 66 kg, in der er 2012 EM-Gold und 2013 WM-Bronze gewonnen hat. In Baku tritt er in der nicht-olympischen Klasse bis 71 kg an. „Dann muss ich kein Gewicht machen“, erklärt Stäbler. Zumindest fast keines. Drei Kilogramm müssen runter, um das Wettkampfgewicht zu erreichen. „Das geht am Abend vor dem Wiegen“, sagt Stäbler. Ein gutes Training, nichts mehr Essen und Trinken, dann passt das.

Vor der WM in Las Vegas Anfang September muss er acht Kilogramm loswerden. „Das ist sehr kräftezehrend und das will ich mir dieses Mal ersparen“, sagt er. Auch, um für die WM Energie zu sparen. Seine Konkurrenten machen es übrigens nicht anders, auf ein paar bekannte Gesichter wird er also zumindest auf der Matte treffen.

Für Ringer ist Baku kein schlechtes Pflaster. Die Athleten werden dort als Helden verehrt. „10 000 Zuschauer und mehr schauen die Kämpfe an, die Fans sind euphorisch“, erzählt Stäbler. Vergleichbar sei das nur mit Fußball in Deutschland. 1,5 Millionen Euro Prämie können die Ringer in Aserbaidschan kassieren, gewinnen sie Gold. Stäbler bekäme für den Sieg vom Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) 4000 Euro.

Unwahrscheinlich ist es nicht, dass der Musberger, der in der Bundesliga für den ASV Nendingen startet, sich eine Prämie verdient: Er zählt zu den Favoriten. Bundestrainer Jannis Zamanduridis zählt auf Stäbler. Zur Vorbereitung der Nationalmannschaft gehört es inzwischen, dass sie Station in Leinfelden-Echterdingen macht. „Die anderen lernen so mein Umfeld kennen und sehen, dass es auch mit einfachen Bedingungen geht“, sagt Stäbler, der sich im kleinen Ringerraum in Musberg fit hält. „Wir haben um ihn herum bewusst den Teamgedanken bei uns gestärkt, damit durch seine Einzelerfolge eine Dynamik und eine leistungsfördernde Stimmung entsteht “, ergänzt Zamanduridis.

Durch die Erfolge steigt jedoch auch der Druck. Bei jedem Großereignis zählt Stäbler zu den Favoriten. Es wird erwartet, dass er seine Ergebnisse bringt. Auch in Baku. „Mit diesem Druck muss ich seit vier Jahren umgehen“, sagt Stäbler. Er habe gelernt, damit zu leben. Zumindest das ist für ihn inzwischen ganz normal.