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Nach der spektakulären Rettung ist Johann Westhauser in der Unfallklinik Murnau. Ein gutes Zeichen für die Ärzte: Er wusste, dass WM ist. Nun stellt sich die Frage, wie teuer die Bergung ist.

Nach der spektakulären Rettung ist Johann Westhauser in der Unfallklinik Murnau. Ein gutes Zeichen für die Ärzte: Er wusste, dass WM ist. Nun stellt sich die Frage, wie teuer die Bergung ist.

Murnau - Etwas brüchig klingt die Stimme noch. In einer Videobotschaft meldete sich der gerettete Höhlenforscher Johann Westhauser aus dem Krankenhaus zu Wort. „Ich hab mit der Sprache bissel Probleme“, sagt er. Und: „Ich möchte mich ganz herzlich bei den Kameraden bedanken, die bei der Rettung mitbeteiligt waren. Es war doch eine sehr große Aktion.“

Die spektakuläre Bergung des 52-Jährigen am Donnerstag, an der mehr als 700 Menschen beteiligt waren, wirft nun die Frage auf, wie hoch die Kosten für die Rettungsaktion sein werden. Die zuständige Bayerische Bergwacht nennt bislang keine Summe. Die Beteiligten benötigten Zeit für ihre Rechnungen, heißt es.

Kommen staatliche Einrichtungen wie Polizei oder Feuerwehr zum Einsatz, kann sich ein Bürger in der Regel auf seine Rettung verlassen, ohne die Kosten fürchten zu müssen. Wenn Leib und Leben in Gefahr sind, wird niemand zur Kasse gebeten.

Bei Westhauser dürfte es sich um eine Rettung aus einer unverschuldeten Notlage handeln. Im Fall der Bayerischen Bergwacht kommen nach deren Angaben im Allgemeinen die Sozialversicherungsträger auf – dazu gehören Krankenkassen oder Berufsgenossenschaften. Das Land Bayern übernimmt die Lohnfortzahlungen und die Erstattung von Verdienstausfällen ehrenamtlicher Helfer.

Bundesländer regeln Kostenübernahme von Bergungen unterschiedlich

Anders in Baden-Württemberg: „Eine solche Regelung des Rettungsdienstgesetz gibt bei uns nicht“, sagte ein Sprecher des Innenministeriums unserer Zeitung. „Meistens handelt es sich um hauptberufliche Retter, die über ihre reguläre Entlohnung bezahlt werden.“ Wenn ehrenamtliche Helfer beteiligt sind, verhandeln die Kommunen vor der Bergung mit den Krankenkassen.

Aus rund 1000 ehrenamtlichen aktiven Rettern besteht die Bergwacht Württemberg. „Für Rettungen gibt es feste Sätze, die wir von der gesetzlichen Krankenkasse bekommen, aber nur, wenn der Patient an den bodengebundenen Rettungsdienst übergeben wird“, sagte Raimund Wimmer von der Bergwacht unserer Zeitung. „Das sind jedoch nur wenige Hundert Euro.“ Bei einer der spektakulärsten Rettungsaktionen im Südwesten mussten Ende der siebziger Jahre vier Sporttaucher aus dem sogenannten Mordloch in der Schwäbischen Alb gerettet werden. „Die Rettung dauerte aber nur vier Tage“, so Wimmer. Die Aktion damals kostete umgerechnet rund 12 000 Euro. „Daraus die Kosten für die Riesending-Rettung abzuleiten wäre aber fahrlässig.“

Ein gutes Zeichen für die Ärzte: Er weiß, das Fußball-WM ist

Westhauser geht es den Ärzten zufolge unerwartet gut. Seine Ehefrau und sein Sohn konnten den 52 Jahre alten Höhlenforscher bereits für drei Stunden besuchen.

Westhauser sei den Ärzten zufolge eineinhalb Tage lang immer wieder bewusstlos gewesen. Dann erst habe sich sein Zustand gebessert – der Verlauf hätte auch anders sein können, sagte der Ärztliche Direktor der Klinik, Volker Bühren. Die Verletzung, verursacht von einem aus etwa 15 Meter Höhe herabfallenden Stein, sei lebensgefährlich gewesen. Der verletzte 52-Jährige sei nach der Ankunft in Murnau zunächst genau untersucht worden, zudem wurde eine Computertomografie angefertigt.

Ein gutes Zeichen für die Ärzte, als sie die ersten Male mit ihm sprachen: „Er wusste, dass Fußballweltmeisterschaft ist. Aber Fußball interessiert ihn nicht – die Ergebnisse wollte er nicht wissen.“

Westhauser habe eine Blutung im Kopf erlitten, außerdem einen Schädelbruch, der jedoch nicht schwer sei. Bühren rechnet nach eigenen Worten damit, dass Westhauser zwei Wochen in der Klinik bleiben und dann ein bis zwei Monate in eine stationäre Rehabilitation gehen wird. Eine Operation am Hirn sei nicht notwendig. Im Gehirn sei ein Bereich betroffen, der für die Motorik verantwortlich sei – aus diesem Grunde tue sich Westhauser mit dem Sprechen schwer. Geistig sei er aber vollkommen klar, sagte Bühren. Nach dem bisherigen Verlauf hofften die Ärzte, dass „er eine weitgehende Wiederherstellung erreichen wird“.