Renningen und Occhiobello feiern ihre zehnjährige Städtepartnerschaft. Foto: Jürgen Bach

Renningen und Occhiobello feiern ihre zehnjährige Städtepartnerschaft. Das Miteinander lebt vom Engagement der Menschen.

Freundschaft war wohl das am häufigsten verwendete Wort am Samstag, als Renningen und seine italienische Partnerstadt Occhiobello ihr seit zehn Jahren bestehendes Partnerschaftsversprechen feierlich erneuerten. Das Blasorchester der Jugendmusikschule umrahmte die Zeremonie mit den beiden Nationalhymnen. Mit dabei waren Gemeinderätinnen und -räte der beiden Städte sowie Vertreter der gemeinsamen französischen Partnerstadt Mennecy und aus dem englischen Countesthorpe sowie Mitglieder des Partnerschaftskomitees und von Vereinen.

„Wahres Friedenswerk“

Der Bürgermeister Wolfgang Faißt sagte, dass die Bürger die eigentlichen Botschafter der Völkerverständigung seien. „Grenzüberschreitende Freundschaften sind ein wahres Friedenswerk“, so Faißt. „Wir werden unsere Freundschaften weiterentwickeln“, fügte er hinzu. Seine Bürgermeisterkollegin Sondra Coizzi hielt ein flammendes Plädoyer für ein vereintes Europa, „für das Nein zur Gleichgültigkeit und zum Egoismus unter den Völkern, die alle zu einem Haus gehören, das danach strebt, ein gemeinsames zu sein“, heißt es in der deutschen Übersetzung ihrer Rede.

Die Vertreterin der Stadt Mennecy, Dora Annabi, betonte die europäische Solidarität, die über die Umbrüche der Zeit hinaus bestehen bleiben muss „durch die Jugend, durch die Gastfamilien, durch alle Verbindungen, die diese Partnerschaft dauerhaft machen können“, sagte sie. Die Präsidentin des Renninger Partnerschaftskomitees, Richarda Grözinger, ist von Anfang an in Sachen Städtepartnerschaft dabei, die vor über 40 Jahren mit dem Schüleraustausch zwischen Renningen und Mennecy begonnen hat. Noch heute ist es ihr wichtig, dass Jugendliche erfahren, dass ein geeintes Europa keine Vision ist. „Die Tränen, die beim Abschied nach einer gemeinsam verbrachten Zeit oft fließen, sind immer wieder der Beginn einer lebenslangen Freundschaft“, erzählt sie. Sie selbst habe sich schon als Jugendliche für Europa begeistert, nachdem sie 1963 eine flammende Rede des französischen Präsidenten Charles de Gaulle gehört hatte. Kurz darauf ging sie als Schülerin nach Frankreich. „Ich wurde in der Familie so freundlich aufgenommen“, erinnert sie sich. Später, als Französisch-Lehrerin an der Realschule, hat sie viele Jahre Schüleraustausche organisiert und selbst jahrzehntelange persönliche Freundschaften entwickelt. „Gerade bin ich vom Besuch einer Freundin in der Bretagne zurückgekommen“, erzählt sie.

Macht die nächste Generation mit?

Der erste Präsident des 2006 gegründeten Partnerschaftskomitees war Jost Goller. Er habe schon in seiner Zeit als Rektor der Hochschule für öffentliche Verwaltung in Ludwigsburg internationale Hochschulpartnerschaften gefördert, um ein Verständnis füreinander zu entwickeln, sagt er. „Wenn wir nichts machen, gibt es kein gemeinsames Europa“, so der Professor. Solche Partnerschaften würden in Generationen leben, glücklicherweise kämen Junge nach. „Eigentlich ist das der Sinn, dass es über Generationen weitergeht.“ Eines der für ihn berührendsten Erlebnisse im Rahmen der Partnerschaft mit Mennecy sei ein Konzert der Camerata Randingae mit einem Chor aus Mennecy in der großartigen Kirche von Chartres gewesen. „Wir haben Mozart gesungen“, erinnert er sich noch heute gern. Dafür, dass die Partnerschaften generationenübergreifend weitergehen, sorgen nicht zuletzt die vielen Vereine, die sich gegenseitig besuchen. „Es gibt fast keinen Verein, der nicht schon hier oder in Mennecy war“, sagt Martin Wolf, der frühere Erste Beigeordnete der Stadt, in dessen Amtszeit die Städtefreundschaft mit Mennecy entstand. „Ich hatte immer einen Gast im Haus, das hat mich sehr bereichert und mir sprachlich viel gebracht.“

Die gegenseitigen Besuche der beiden Brauchtumsvereine von Occiobello und Renningen gibt es schon länger als die offizielle Städtepartnerschaft, erzählt Berno-Dag Maier, der stellvertretende Vorsitzende der Freyen Rittersleut zu Randingen. „Wir gehen im August immer zum großen Fest der Gruppe Ente Palio San Lorenzo nach Occhiobello, und sie kommen zu unserem Mittelalterspektakel. Erst vor zwei Wochen waren sie hier bei uns“, so Maier. Es gibt sogar einen gemeinsamen Ritter, der die Wappen beider Städte trägt. Trotz der sprachlichen Barrieren sei eine Verständigung immer irgendwie möglich. Erst recht, wenn man in den späten Abendstunden am Lagerfeuer zusammensitzt und gemeinsam Lieder singt.

Die Kontakte zum englischen Städtchen Countesthorp dümpelten zuletzt vor sich hin, doch jetzt soll wieder ein Vorstoß gemacht werden, wie der Erste Beigeordnete von Renningen, Peter Müller, auf Nachfrage erklärte. „Wir wollen versuchen, Kontakte herzustellen zwischen Familien, deren Kinder Deutsch lernen, und Renninger Familien.“ Diese Woche will die Stadt einen entsprechenden Aufruf starten. „Wir haben ein bisschen Hoffnung, dass man da ‚next generation‘ was machen kann“, so Müller. Auf privater Basis habe es schon funktioniert. Die soll jetzt wiederbelebt werden.