Der Autor Werner Huber Foto: Frank Eppler

Der Schwaikheimer Werner Huber begleitet in seinem Buch „Mit Dichtern auf Reisen“ berühmte Autoren, von Rilke bis Simone de Beauvoir, rund um den Globus.

Schwaikheim - Eine Erholungsreise sieht anders aus: Am 22. August 1957 nimmt der Schriftsteller Max Frisch um sieben Uhr in der Früh den Zug vom schweizerischen Ort Thalwil nach Bellinzona – und reist dann mit dem Auto und zwei Gefährten viele Tausend Kilometer weit, viele Tage lang, bei Gluthitze über staubige Straßen bis ins Land von Tausendundeiner Nacht. Die Fahrt führt durch Serbien, Makedonien, Griechenland bis in die Türkei, von dort geht es durch den Libanon nach Syrien, weiter nach Jerusalem, wo die Bremsen des Autos den Geist aufgeben, und schließlich ans Ziel, nach Bagdad. Vor seiner Abfahrt hat Max Frisch, der von unterwegs fleißig Postkarten an „mein liebes Mutti“ schreibt, sich gefragt, was ihn zu dieser Reise treibt – und das Wort „Flucht“ ins Spiel gebracht. „Hinter allem, was ich tue, steht eine Menge ungestillter Angst.“

Die Reise als eine Flucht – vor sich selbst und vor Problemen, aber auch als eine Suche nach Inspiration oder Erleuchtung, darum geht es in dem im Kröner-Verlag verlegten Buch „Mit Dichtern auf Reisen“ des Schwaikheimers Werner Huber. Der 63-Jährige begleitet berühmte Dichterinnen und Dichter des 20. Jahrhunderts bei ihren Expeditionen um den Globus. Obwohl die Reisenden laut Huber fast durchweg „psychisch belastet und sehr gefährdet“ waren, müssen Leser sich nicht vor einer Ansammlung deprimierender Schilderungen fürchten. Werner Huber erzählt lebendig und mit Ironie, was seinen Autoren, darunter sind Simone de Beauvoir, Hemingway oder Stefan Zweig, in der Fremde widerfährt. Das kommt an: „Zu meinen Lesungen kommen ganz normale Leute“, sagt Huber – im Schnitt um die 40 Zuhörer.

Hermann Hesse, der sich selbst als „unheilbar reisekrank“ bezeichnete, fängt sich auf seiner Reise nach Südostasien eine Magenverstimmung ein – der „verkürzte Menüplan“ lautet von da an: „Schleim“. In Singapur ist er wieder so weit hergestellt, dass er Streifzüge durch die Bordellviertel unternehmen kann. Ingeborg Bachmann fliegt ihrem neuen Liebhaber trotz panischer Flugangst nach Athen hinterher – um dann gemeinsam mit ihm per Schiff nach Ägypten zu reisen. Die Überfahrt verbringt sie oft flach auf dem Kabinenboden liegend und seekrank. Auch Rainer Maria Rilke hat sich nach Ägypten gewagt. Er reiste als Begleiter seiner vorübergehenden Flamme, der Pelzhändlersgattin Jenny Oltersdorf, und war am Ende der Reise dennoch pleite.