Kippas sind so individuelle wie die Menschen, die sie tragen. Foto: dpa/Fredrik Von Erichsen

In Anbetracht des Krieges zwischen Israel und der Hamas treten Fragen rund ums das Judentum gerade in den Fokus. Die offensichtlichste: warum Tragen Juden die typische Kopfbedeckung?

Bei der Gedenkveranstaltung zum 85. Jahrestag der Reichspogromnacht in der Berliner Beth Zion Synagoge trug auch Bundeskanzler Olaf Scholz eine Kippa. So gehört es sich in einem jüdischen Gotteshaus. Getragen wird die kleine, kreisförmige Mütze aus Leder oder Stoff üblicherweise von jüdischen Männern beim Gebet, beziehungsweise an allen Orten, an denen gebetet wird: neben Synagogen sind das vor allem noch Friedhöfe. Orthodoxe Juden tragen die Kopfbedeckung auch im Alltag.

Das Aussehen der Kippa gibt bisweilen Auskunft über religiöse Einstellung aber auch über politische Zugehörigkeit. Ultraorthodoxe Juden tragen beispielsweise eine Kippa in schlichtem Schwarz. Teilweise sind die Mützen, die nur den Hinterkopf bedecken, auch reich verziert; sie können gehäkelt oder aus Samt oder Jeansstoff sein – alles ganz individuell, je nach Gusto.

Woher kommt der Brauch?

Die Kippa ist im Grunde ein verkleinerter Hut – im Alltag etwas praktischer und nicht so auffällig. Die Träger eint eines: Mit einer Kippa zeigen gläubige Juden Demut und Respekt gegenüber Gott. „Bedecke Dein Haupt, so dass der Segen Gottes auf Dir ruht“, heißt es im Talmud, dem Hauptwerk der „mündlichen Lehre“ im Judentum. Bekennende Jüdinnen tragen inzwischen ebenfalls Kippa. Nach der Heirat sollten sie traditionell ihr Haar mit einem Tuch bedecken oder eine Perücke tragen.

Ursprünglich gab es kein religiöses Gesetz oder Gebot, dass eine Kippa vorschrieb. Der Brauch verbreitete sich erst ab dem 16. und 17. Jahrhundert. Dabei könnte auch eine Rolle gespielt haben, dass Juden sich von Christen unterscheiden wollten, die beim Gebet ihre Kopfbedeckung abnahmen.

Im Übrigen hatte der Zentralrat der Juden in Deutschland auch schon davor gewarnt, in der Öffentlichkeit Kippa zu tragen. Der Grund: es wurden Übergriffe auf bekennende Juden in bestimmten Gegenden befürchtet.

Wie hält eine Kippa auf dem Kopf?

Bleibt noch die Frage: Wie hält eine Kippa eigentlich auf dem Haupt? Ist das vielleicht „Kopfsache“? Auskunft darüber gibt beispielsweise das Jüdische Museum Berlin. Die Lösung sei „geradezu enttäuschend simpel“, heißt es dort. Zum einen sei der Tragekomfort, so wie vieles im Leben, Erfahrungssache. Geübte Träger platzieren die Kippa „genau auf dem Scheitel“, die richtige Passform hilft auch.

Wer sich schwer tut, kann einfach zu einer Klammer greifen, die an Mütze und Haar befestigt wird. „Doch diese Lösung wird nicht überall gern gesehen, vor allem nicht bei überzeugten Traditionalisten“, heißt es beim Jüdischen Museum Berlin. Wer sich gar nicht anders zu helfen wisse, könne „im Notfall auf die ultimative, geheime Kippalösung zurückgreifen: Fixier- oder einseitiges Klettband. Bitte beachten: Das Klettband wird an der Kippa befestigt, nicht am Kopf.“