Rolf-Göran Bengtsson bei den Europameisterschaften im Springreiten in Madrid mit seinem Pferd Ninja La Silla. Was wissen Sie über den Sport? Foto: dpa

Springreit-Europameister hat fünf erstklassige Pferde - Sieg bei wichtiger Prüfung in Stuttgart fehlt.

Stuttgart - Zweiter mit der Mannschaft bei der EM 2001, Olympia-Silber mit dem Team in Athen 2004 und im Einzel 2008, Zweiter im German Master 2006 in Stuttgart. Rolf-Göran Bengtsson schien bis zum Spätsommer 2011 der geborene Vize zu sein. Bei der EM in Madrid legte der Schwede diesen latenten Fluch am 18. September ab - und wurde Europameister im Springreiten. "Das Gefühl für Geschwindigkeit und Balance habe ich in der Vielseitigkeit erlernt, die ich als junger Bursche betrieben habe", sagt der 49 Jahre alte Bengtsson, "Galopparbeit und Konditionstraining haben mir später auch beim Springen stets geholfen."

Beim Reitturnier in der Schleyerhalle hat der Mann aus Malmö, der seit 2002 in Schleswig-Holstein einen Ausbildungsstall betreibt, noch keine der renommierten Prüfungen gewonnen. In diesem Jahr will er's aber wissen - er hat sein EM-Pferd Ninja, ein 16 Jahre alter Fuchs, mit an den Neckar gebracht. "Ninja ist ein Ausnahmepferd", sagt Bengtsson, "in den letzten vier Championaten hat er in acht Runden lediglich einen einzigen Fehler gemacht." Wenn der Wallach in der Schleyerhalle diese Form konserviert hat, sollte sich sein schwedischer Reiter in einige Siegerlisten eintragen. Turnierdirektor Gotthilf Riexinger will die Leistung von Madrid aber nicht nur auf den Vierbeiner fokussiert wissen und bescheinigt dem Europameister: "Er ist ein Künstler im Sattel."

Weil aber ein Künstler häufig von seiner Kunst allein nicht leben kann, hat Bengtsson einen Mann mit dickem Konto im Rücken. An den Springpferden Ninja, Kiara (12), Quintero (13) sowie Carusso (9) und Casall (12) hält der mexikanische Unternehmer Alfonso Romo, dessen Gestüt Hipico la Silla Hauptsponsor des Stalls von Bengtsson ist, große Anteile. Wäre der Schwede ein Skatspieler, würde er einen Grand mit fünf spielen können. "Ich genieße den großen Luxus", sagt er, "dass ich fünf Pferde habe, von denen jedes eine große Prüfung gehen kann." Während viele Konkurrenten einen rigiden Terminplan führen, um ihre Spitzenpferde nicht zu verheizen, kann Bengtsson antreten, wo er will. Am Wochenende sattelt er Ninja, Quintero und Kiara in Stuttgart, am Wochenende darauf setzt er sich in Abu Dhabi auf Carusso und Casall. Die Befürchtung, der reiche Senor Romo könnte die Pferde eines Tages für sich und die mexikanische Nationalequipe beanspruchen, spürt Bengtsson nicht. "Da sehe ich keine Gefahr."

Doch zunächst stehen die Ritte in der Schleyerhalle auf dem Programm, vielleicht gelingt dem Routinier im Kampf um den Großen Preis von Stuttgart eine Aufholjagd wie vor zwei Monaten in Madrid. Da war er nach der ersten Runde nur 13., dann galoppierte er mit Ninja über Position vier zu EM-Gold. "Die vor mir haben auch ein wenig gepatzt", betont der Schwede bescheiden. Falls seine Erfolgsserie auch im Winter anhält, dann könnte Rolf-Göran Bengtsson bald auf Platz eins der Springreit-Weltrangliste zu finden sein. Wo er jetzt gerade steht? Natürlich auf Platz zwei.