Die generalsanierte und erweiterte Realschule in Gerlingen kurz vor Beginn des neuen Schuljahres. Foto: /Jürgen Bach

Das größte Gerlinger Bauprojekt ist mit einem Jahr Verspätung rechtzeitig zum Schulstart bezugsfertig.

Nach vierjähriger Bauzeit und nur vier Tage vor Start des neuen Schuljahres übergibt Gerlingens Bürgermeister Dirk Oestringer (parteilos) am Donnerstag die Schlüssel für die generalsanierte und erweiterte Realschule an den Schulleiter Eiko Schwabe. Endlich, muss man wohl sagen. Denn der Termin für die Fertigstellung des aktuell mit Abstand größten kommunalen Bauprojekts in Gerlingen hatte sich in den vergangenen Monaten gleich mehrfach verzögert. Unterm Strich beziehen die Realschüler ihre neue Schule ein ganzes Jahr später als geplant.

Zweieinhalb bis drei Jahre Bauzeit waren für den Erweiterungsbau und die Sanierung des mehr als 50 Jahre alten Schulbaus ursprünglich veranschlagt, die Kosten anfangs auf rund 31 Millionen Euro prognostiziert. In den Haushalt eingestellt hatte die Stadt dann bereits wohlweislich 34,7 Millionen Euro. Am Ende wurden es, nach Auskunft von Stadtbauamtsleiter Thomas Günther, nun 36,9 Millionen Euro: rund 7 Prozent mehr als budgetiert. Das Land fördert den Schulbau mit insgesamt rund 5,14 Millionen Euro.

Deutlich später als geplant bezugsfertig

Dass die neue Realschule nun deutlich später als geplant bezugsfertig ist und die Stadt zudem eine kräftige Kostensteigerung hinnehmen muss, ist für Bürgermeister Oestringer gleichwohl kein Grund zum Wehklagen: „Ich bin stolz, dass das ganze Team und beteiligten Firmen die Inbetriebnahme trotz der sehr herausfordernden Zeit und den unterschiedlichen Krisen nun so hinbekommen hat“, erklärte er im Vorfeld der symbolischen Schlüsselübergabe.

Zugesetzt hatten dem Bauprojekt in den vergangenen vier Jahren vor allem die Pandemie und der Ukraine-Krieg sowie im Zuge dessen die allgemeinen Baupreissteigerungen und der Fachkräftemangel im Baugewerbe. Neben den Corona-Ausfällen waren nach Beginn des russischen Angriffs den in Gerlingen beteiligten Bauunternehmen in großer Zahl ukrainische Arbeiter abhandengekommen, die ihr Land nicht mehr verlassen konnten.

„Auch die Materiallieferprobleme waren zeitweise immens“, erklärt Bauamtsleiter Günther. Im Februar 2022, als zum ersten Mal klar wurde, dass der Zeitplan nicht zu halten sein würde, war zudem bekannt geworden, dass die Sanierung des Bestandsgebäudes deutlich aufwendiger wird als erwartet. Zuletzt machten auch noch Fälle von Vandalismus auf der Baustelle Schlagzeilen.

Ganz abgeschlossen sind die Arbeiten nicht

Ganz abgeschlossen sind die Arbeiten freilich nicht, wenn am Montag die zuletzt knapp 550 Realschüler ihre neuen Klassenzimmer beziehen: Komplett fertig, so lässt die Stadt wissen, seien die für den Schulbetrieb notwendigen Räume. „Alle für die baurechtliche Abnahme und Inbetriebnahme vorgeschriebenen Einrichtungen sind installiert und in Betrieb“, beschreibt Bauamtsleiter Thomas Günther den aktuellen Stand. „Der Unterricht kann ohne Einschränkungen stattfinden.“

Warten müssen die Schüler noch auf eine neue Lehrküche, die erst im Dezember geliefert wird. Bis dahin werde die bestehende Interimsküche genutzt. Zudem fehlten noch Spinde und Wandverkleidungen in der Aula und in einem Treppenhaus. Sie sollen in den Herbstferien eingebaut werden.

Erweiterungsbau vergrößert die Nutzfläche

Durch den Erweiterungsbau vergrößert sich die Realschule von 4300 auf 7300 Quadratmeter Nutzfläche. „Die Klassenzimmer sind künftig deutlich größer“, so Oestringer. Außerdem werde es insgesamt vier Klassenzimmer mehr geben, die Schule statt wie bisher 2,5-zügig 3,5-zügig ausgerichtet sein.

Konzeptionelle Grundlage für die bauliche Ausgestaltung war das Münchner Lernhaus, bei dem sich um sogenannte Clusterbereiche die Klassenzimmer ansiedeln. „Der Clusterbereich kann dabei als Lern- und Lehreinrichtung in den Unterricht mit einbezogen werden“, sagt Günther. Konkret wird es in der Gerlinger Realschule drei solcher Clusterbereiche geben. Zwischen jeweils zwei Klassenzimmern liegen zudem je zwei Lernflächen, die entweder unabhängig genutzt oder den Klassenzimmern zugeschaltet werden können.

Am 13. Oktober soll das neue Schulgebäude im Rahmen eines Schulfestes offiziell eingeweiht werden: