So sah der mittlere Schlosshof 2021 bei „Electrique Baroque“ aus. In diesem Jahr könnte es noch voller werden. Foto: Jürgen Bach

Mit eingängigen Rhythmen elektronischer Musik und Laserprojektionen soll am Samstag in Ludwigsburg vom Nachmittag bis in die Nacht gefeiert und getanzt werden – bei der Premiere von „Crown of Sound“.

Die ehrwürdigen Mauern des Ludwigsburger Schlosses haben schon so manche Erschütterung durch wummernde Bässe ausgehalten. Und sie werden es auch überstehen, wenn am Samstag wohl Tausende Raver in den mittleren Schlosshof einziehen, um zu elektronischer Musik und im bunten Laserlicht zu tanzen und zu feiern. Am 5. August steigt erstmals „Crown of Sound“, der Nachfolger von „Electrique Baroque“, das nach Waghäusel (Kreis Karlsruhe) umgezogen ist. Fünf Jahre lang, von 2017 bis 2021, fand das Festival in Ludwigsburg statt, im letzten Jahr war es ohne Angabe von Gründen ausgefallen. Stattdessen gab es am Schloss Monrepos das „Dukeland-Festival“ für Technofans.

An dem Gerücht, dass die Schlossverwaltung die Veranstaltung nicht mehr haben wollte, sei jedenfalls nichts Wahres, versichert deren Leiter Stephan Hurst. Im Gegenteil: „Wir freuen uns, dass wir mit ‚Crown of Sound’ wieder eine Veranstaltung für jüngeres Publikum haben.“ Im musikalischen Bereich decke man ganz bewusst verschiedene Stilrichtungen ab – Klassik bei den Schlossfestspielen, bei den KSK Music Open dann Rock- und Popmusik und jetzt auch wieder die elektronische Musik. „Durch diese Veranstaltungen kommen viele Menschen mit uns in Kontakt, die uns vielleicht noch nicht gekannt haben.“ Zudem, so betont Hurst, sei das Ludwigsburger Schloss eines der ersten, wenn nicht sogar das erste Monument in Deutschland, auf dessen Gelände auch elektronischer Musik eine Plattform geboten worden sei.

Amore Festival aus Italien als Kooperationspartner

Für die Premiere des „Crown of Sound“, das im Rahmen der KSK Music Open stattfindet, haben sich die Organisatoren, die Eventstifter aus Ludwigsburg, einen prominenten Kooperationspartner gesucht: das „Amore Festival“, das seit 2004 in Italien stattfindet und dort für zeitgenössische House- und Technomusik bekannt ist. Die Italiener freuen sich auf ihr Debüt in Deutschland und sind sich sicher, dass es sich durch „das Ambiente von Marmor und Engeln und die romantische Atmosphäre von allen anderen ‚Amore-Festivals’ unterscheiden wird“.

Gemeinsam haben die Italiener und die Eventstifter bekannte Namen der Szene an Land gezogen. Los geht es schon am Nachmittag um 14 Uhr mit Rampini, dann folgen jeweils zur vollen Stunde ein b2b von Leif Müller und Niklas Ibach, Gina Jeanz und Jan Blomqvist, bevor ab 18 Uhr längere Auftritte kommen. Zunächst von Seth Troxler, ab 19.30 Uhr steht Maceo Plex auf der Bühne, bevor ab 21 Uhr der wegen seines für einen DJ vergleichsweise hohen Alters von 58 Jahren liebevoll „Babba“ genannte Frankfurter Techno-Pionier Sven Väth bis zum offiziellen Schluss um 23 Uhr nochmals alles an Partystimmung herausholt.

Wände des Schlosses werden durch Projektionen lebendig

Begleitet wird das Ganze nicht nur von einer Lasershow von der Bühne, sondern auch von einem spektakulären, sogenannten Projection Mapping, das die Wände des Schlosses im barocken Innenhof zum Leben erwecken soll. Zuständig dafür sind die Projektions-Illusionisten von Frischvergiftung, einem Stuttgarter Motion-Design-Büro.

Für die doppelte Premiere, die des „Amore-Festivals“ in Deutschland und die der neuen Veranstaltung „Crown of Sound“ sind also alle Vorbereitungen getroffen und alle hinter den Kulissen bestens gerüstet. Bleibt nur eine Unwägbarkeit von Freiluftveranstaltungen: das Wetter. Laut aktueller Vorhersage wird es auch am Samstag eher durchwachsen bleiben. Was aber kein Grund sei, nicht trotzdem zu feiern oder die Veranstaltung abzusagen, sagt Lily Scholz von Eventstifter: „Solange es nicht stürmt oder gewittert, ist das kein Problem. Im mittleren Schlosshof gibt es ja, anders als in Wacken mit der derzeitigen Schlammschlacht, Pflaster- und Schotterboden. Außerdem ist es dort ziemlich windgeschützt.“

Nur Regen ist kein Grund für eine Absage

Zudem gebe es im hinteren Teil einen Biergarten mit Schirmen, unter die sich zumindest ein Teil der Besucher bei einem stärkeren Schauer zurückziehen könne. Sollte es beispielsweise am Anfang heftig regnen, würde man den Einlass nach hinten verschieben, damit die Raver solange in ihren Fahrzeugen im Trockenen sitzen könnten. Und auch die Elektronik, die zum Einsatz kommt, sei wassergeschützt. Damit, dass alles abgesagt werden muss, rechnet Lily Scholz nicht. Falls doch, werde man die Besucher rechtzeitig informieren.

Derzeit haben etwa 5000 House- und Techno-Fans ihr Ticket gebucht. So viele waren zuletzt auch bei „Electrique Baroque“ mit dabei. In diesem Jahr sei eine Prognose schwierig, da die Verkaufszahlen gerade in der letzten Zeit stark angestiegen seien, sagt Scholz. Weil bis zu 10 000 Gäste im Schlosshof Platz haben, könnten aber wohl auch Kurzentschlossene noch eine Chance an den Kassen haben. Die einzige Voraussetzung: Sie müssen mindestens 18 Jahre alt sein. Auch Erlaubnisbriefe der Eltern helfen übrigens nicht weiter, wenn der Personalausweis dieser Vorgabe widerspricht.